«Und dann packt es einen plötzlich»

Di, 21. Sep. 2021

Felix und Pia Zehnder geben ihre langjährige Tätigkeit im Vorstand der Weinbaugenossenschaft auf

Eine Ära geht zu Ende: Felix Zehnder hat sich entschieden, nach 13 erfolgreichen Jahren als Präsident und 23 Jahren im Vorstand der Weinbaugenossenschaft das Gremium zu verlassen. Pia Zehnder hört nach 14 Jahren auf. Die Begeisterung für ihr Hobby lässt beide nicht los.

Dabei war weder bei Felix noch bei Pia Zehnder von Anfang an klar, dass sie später die Reben von den Eltern übernehmen würden. Denn wie die meisten im Dorf mussten auch sie früher im Weinberg aushelfen. «Die Begeisterung kam später», berichtet Felix Zehnder, der seine 30 Aren 1997 nach dem Tod des Vaters übernommen hat. Ein Jahr später sass er bereits im Vorstand der Weinbaugenossenschaft: «Eine steile Karriere», schmunzelt der 61-Jährige. Die Reben von Pia Zehnders Eltern wurden zunächst verkauft, weil auch keiner der Geschwister sie haben wollte. Erst später überredete ein Schulkollege sie, diese von ihm zurückzukaufen: «Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal selber Reben haben würde», erzählt die Birmenstorferin, die heute in Tägerig lebt. «Und dann packt es einen plötzlich», beschreibt sie ihre jetzige Leidenschaft.

Viele langjährige Freundschaften
Ihre Zeit im Vorstand haben beide nie bereut: «Wir haben es immer gut gehabt und gut harmoniert», erzählt Pia Zehnder». Es seien viele Freundschaften entstanden: «Man schafft zusammen und trinkt ein Glas Wein.» An die gemeinsamen Feste in der Weinbaugenossenschaft erinnern sie sich am liebsten. Höhepunkte seien ausserdem die Reisen zur «Fete des Vignerons» in Vevey gewesen, das nur alle 20 Jahre stattfindet.

DIe Trends verändern sich
Felix Zehnder hat erlebt, wie der Weinbau in Birmenstorf über die Jahre stetig vielfältiger wurde. Bis 1976 der erste Riesling gepflanzt wurde, habe es nur Pinot Noir gegeben: «Mittlerweile haben wir fünf Sorten, mit den Piwi-Sorten sind noch mehr dazugekommen», erklärt er. Piwis sind sogenannte pilzwiderstandsfähige Rebsorten. Und was waren die grössten Herausforderungen? «Die letzten zwei bis drei Jahre mit der Pandemie», antwortet Zehnder spontan. Dadurch sei der Umsatz eingebrochen. Neben dem bekannten Mehltau mache den Trauben seit 2014 ausserdem die aus Asien eingeschleppte Kirschessigfliege zu schaffen.

Es fehlt nicht an Nachwuchs
Doch es sind nicht etwa solche Herausforderungen, die Pia und Felix Zehnder bewogen haben, nach so vielen Jahren zurückzutreten. Sie wollen Platz machen für die Jüngeren: «Jetzt hat es gerade Leute, die frischen Wind reinbringen, wenn man denen zu lange in der Sonne steht, verleidet es ihnen», lacht der Ex-Präsident. Langweilig wird es ihm ausserdem auch in Zukunft sicher nicht. Er will noch eine Weile seiner Haupttätigkeit als Adler-Wirt nachgehen und sich wieder mehr seinen eigenen Reben widmen. Einen Teil hat er schon neu bepflanzt, die andere Hälfte steht noch aus – dann vielleicht mit neuen Sorten. Auch Pia Zehnder will als Hobby-Winzern weitermachen und nach wie vor bei der Bewirtung des «Trottstübli» der Genossenschaft helfen. Ausserdem hat sie nun mehr Zeit für ihre Familie und ihre zweite Leidenschaft: den FC Tägerig. Dort tschuttet nämlich das älteste ihrer drei Grosskinder. In die grosse weite Welt zieht es die beiden hingegen nicht: «Zehnders verreisen nicht so gern», verrät sie. Zumindest trifft das auf Felix und Pia Zehnder zu. Lieber geniessen sie ein Gläschen der limitierten «Edition Felice», die die WGB zu Ehren ihres scheidenden Präsidenten aufgelegt hat. Eine Auslese des besonders guten 2017er-Jahrgangs des hiesigen Pinot Noirs.

Michael Lux

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