GASTKOLUMNE

Di, 14. Sep. 2021

Stefan Schmid, Jg. 1955, wohnt in Mellingen. Nach vielen Startup’s im Beruf, nun Startup’s in Kultur und Politik: Engagiert in der Museums-Kommission, im Vorstand der Melliger Spiellüt und eifriger IG-ler.

Wahlen – eine Einordnung

Ab einer gewissen Grösse spricht man bei einer Gemeinde von einer Stadt. Eine Stadt besteht aus Häusern und Strassen, aber eine Gemeinde aus Menschen. Pompeji ist eine römische Stadt, keine Gemeinde, denn in ihr fehlen die Menschen. Also rede ich in Bezug auf Gesellschaft und Politik lieber von Gemeinden, sogar wenn es um Zürich geht.
Ich kann mich nicht erinnern und habe auch nie davon gehört, dass sich bei einer Gemeinderatswahl von fünf Mitgliedern gleich acht Kandidaten zur Wahl stellen, davon sechs neue. In Mellingen, und um das geht es hier, ist auch bemerkenswert, dass die zwei verbliebenen Bisherigen zusammen nur sechs Amtsjahre repräsentieren. Wir kriegen also, in Dienstjahren gemessen, einen blutjungen neuen Gemeinderat.
Die Statements und «Visionen» der Kandidaten vermitteln vielleicht den Eindruck, wir würden eine neue Regierung wählen. Dem ist nicht so. Das letzte Wort hat immer die Gemeindeversammlung, also wir. Denn primär reagiert der Gemeinderat auf Geschäfte der Verwaltung, wobei er Entscheidungen treffen muss, weil das die Verwaltung nicht darf, kann oder will. Daneben möchte er die Gemeinde nach seinen Wünschen gestalten und bringt Vorschläge auf verschiedenen Ebenen ein. Wir Stimmbürger nehmen sie dankbar auf oder lehnen sie ab. Und hinzu kommt eine Menge Detailarbeit, die vom Rat abgearbeitet werden muss. Gemeinderäte sind Manager des Machbaren.
Aktuell ergänzen wir nicht einen bestehenden Gemeinderat mit einem oder zwei neuen Mitgliedern, sondern wir setzen ein ziemlich neues Team zusammen. Was haben wir für Optionen?
– Wählen wir nach Parteizugehörigkeit? Da fast nur parteilose antreten, kann der Gemeinderat nicht Beute der Parteien sein. Im Übrigen – parteilos, das tönt, als ob da etwas fehle. Freie Kandidatin, freier Kandidat oder Unabhängige; das trifft die Sache doch besser.
– Wählen wir die Alphatiere, erkennbar an ihrer Dominanz und Lautstärke vor und im Wahlkampf? Das würde sich fortsetzen.
– Wählen wir nach Geschlecht? Dann wären zwei Kandidatinnen bereits gesetzt oder auch nicht.
– Wählen wir Charismatiker? Erkläre mir mal einer, was das ist.
– Wählen wir nach Alter? Eine gesunde Durchmischung wäre wohl ideal.
Also, wer nicht schon hat, wähle wie er möchte. Das ist Ihr Recht. Ich bin gespannt, was die Mellinger Schwarmintelligenz hervorbringt.

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