Moralspritze für die Meisterschaft

Fr, 17. Sep. 2021

Der Einstand von Kurt Etter als Trainer des FC Mellingen ist geglückt. 4:1-Erfolg im Cup gegen Seon. Ein erster Schritt auf dem Weg zur Besserung ist getan. Die «Löwen» haben etwas für ihre Moral getan. Nicht mehr und nicht weniger.

Schlusspfiff! Kurt Etter zeigt kaum eine Regung. «Gut gemacht, Jungs», sagt er nur. Überhaupt blieb Etter während des ganzen Spiels die Ruhe selbst. Das ist aussergewöhnlich für einen, der als «Mittelland-Vulkan» auf den Fussballplätzen im Aargau bekannt und gefürchtet war. «Das macht die Pensionierung aus», sagt Etter mit einem milden Lächeln. Die Anspannung ist ihm noch ins Gesicht geschrieben. Die Mission zur Rettung einer tief gefallenen Mannschaft, die ihm so sehr am Herzen liegt, wird noch schwer genug werden. Das ist sich Etter durchaus bewusst. Darum gibt es für ihn keinen Grund nach diesem Cup-Erfolg in Euphorie auszubrechen. «Vieles war gut», sagte er in der Matchanalyse. «Der Anfang war sogar sehr gut. Wir hätten nach wenigen Minuten schon 3:0 führen müssen. Aber nach 20 Minuten fielen wir in alte Muster zurück.» In der Tat bekam das Mannschaftsgefüge der «Löwen» nach zwanzig furiosen Minuten erste Risse. Das war auch der Grund, weshalb der Druck des Gegners gegen Ende der Halbzeit immer stärker wurde. «Wir liessen uns hinten hineindrücken, spielten die Bälle nicht mehr konsequent aus der Gefahrenzone», kritisiert Etter. «Es fehlte die Passqualität und es taten sich zwischen den einzelnen Reihen zu grosse Lücken auf.» Dafür gefiel ihm das Startfurioso umso mehr. Joel Meier, der als Aussenverteidiger auf der linken Aussenbahn für viel Wirbel sorgte, machte das frühe Führungstor. Kaum eine Zeigerumdrehung später knallte Patrick Bätschmann die Kugel an die Querlatte. Und Joel Bolliger scheiterte mit einer dicken Chance aus bester Position am gegnerischen Goalie.
Im Vergleich zum 3:4 verlorenen Meisterschaftsspiel letzten Freitag gegen Neuenhof waren die «Löwen» nicht mehr wiederzuerkennen. Kurt Etter hat die Mannschaft neu sortiert. Rafael Müller spielte wieder dort, wo er hingehört, nämlich in der Innenverteidigung. Mit David Huwiler bildete er ein Bollwerk, das an bessere Tage des FC Mellingen erinnerte. Fehlte nur noch Oli Isler als Goalie. Der stand unter den Zuschauern und war angetan von dem was seine einstigen Mannschaftskameraden zeigten. Isler wählte übrigens Joel Bolliger, der zuletzt gegen Neuenhof mit einem Eigentor Pechvogel des Spiels war, zum «Man of the Match». Isler: «Unglaublich was Joel heute gezeigt hat.» Tatsächlich lief Bolliger noch immer wie ein Duracell-Hase, als seine Gegenspieler längst mit Krämpfen zu kämpfen hatten. Es entwickelte sich ein typisches Cup-Spiel, ein Kampf auf Biegen und Brechen. Das 1:1 nach der regulären Spielzeit war das logische Resultat. In der Verlängerung liessen die «Löwen» aber keine Zweifel mehr über den Ausgang der Partie offen. Sie hatten eindeutig den längeren Atem. Und sie schossen drei Tore fürs Album, eines schöner als das andere. Den Bann brach Fabian Gisi mit einem Zauberfreistoss aus 30 Meter Distanz. Dafür hätte es im Eiskunstlauf für den künstlerischen Wert glatt eine 6.0 gegeben. Klasse der Querpass von Manuel Gerwer im Strafraum auf Pascal Gisi, der direkt abzog und zum 3:1 traf. Schliesslich belohnte sich Bätschmann für seinen unermüdlichen Fleiss mit einem satten Schuss zum 4:1-Schlussstand.
Mit diesem Erfolg qualifiziert sich der FC Mellingen im Cup für die 1/8-Finals.

Beat Gomes


Match-Telegramm

FC Mellingen – FC Seon 4:1 (1:1, 1:1) nach Verlängerung
Kleine Kreuzzelg 75 Zuschauer Tore: 7. Joel Meier 1:0, 45.+1 Davide Serratore 1:1, 93. Fabian Gisi 2:1, 97. Pascal Gisi 3:1, 108. Patrick Bätschmann 4:1

FC Mellingen: Pascal Duss, David Huwiler (110. Colin Frey), Rafael Müller, Dominik Loch (28. Ramon Heldner, 75. Manuel Gerwer), Joel Meier (54. Bruno Moraes), Marco Etter, Fabian Gisi, Joel Bolliger, Pascal Gisi, Andreas Etter, Patrick Bätschmann

Bemerkungen: David Huwiler musste kurz vor Spielschluss humpelnd vom Platz. Kurt Etter hofft, dass es sich nicht um eine allzu schwere Verletzung handelt.

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