Die Aargauischen Gemeinnützigen Frauenvereine (AGV) tagten im Alterszentrum Im Grüt
Die Stimmung war grossartig. Im Reuss-Städtchen genossen die Frauen der verschiedenen Sektionen der gemeinnützigen Frauenvereine des Aargaus eine kurzweilige Städtliführung. An der anschliessenden Herbstkonferenz zeigten sie, dass Frauen spontan sind.
Endlich war es soweit. Wegen Corona musste der Verein AGF die Herbstkonferenz letztes Jahr ausfallen lassen. Die Freude, dass dieses Jahr der Anlass wieder durchgeführt werden konnte, war bei den anwesenden Frauen deutlich zu spüren. Hahn im Korb war Beat Gomes. Er überbrachte die Grussbotschaft des Gemeinderats. Dass er als Mann die Rede hielt, kam nicht von ungefähr. Er ist nach Walter Schärli, kath. Pfarrer in Mellingen, der zweite Mann, der Mitglied des Gemeinnützigen Vereins Mellingen ist. 1898 rief der damalige katholische Pfarrer den Elisabethen-Verein ins Leben. Auch nach über 120 Jahren und Namenswechsel eine Erfolgsgeschichte. Heute hat der Verein 170 Mitglieder. «Das ist grossartig für ein nicht so grosses Städtli», sagt Barbara Ducceschi, Präsidentin AGF. «Der Geist von Frauen, die Mut für Freiwilligenarbeit zeigen, ist noch heute präsent.» Das zeige die Mellinger Sektion anderen Sektionen auf. «Barbara Ducceschi ist ein herzensguter Mensch», sagt Vorstandsmitglied Györgyi Schaeffer. «Bei ihrem Aufruf vor zwei Jahren stellten wir uns spontan für die Austragung der Herbstsession zur Verfügung.»
Frauen sollen mutiger werden
«Wie ihr auf der Städtliführung erfahren konntet, hat das Reuss-Städtchen auch blutige Zeiten hinter sich. Heute fliesst kein Blut mehr», sagte Beat Gomes in seiner Rede. «Mit den anstehenden Gemeinderatswahlen ist aber die Stimmung angespannt. Ich bin überzeugt, dass es für das mittelalterliche Städtchen an der Zeit ist, dass die erste Frau als Gemeindeammann gewählt wird. Ich hoffe, dass der Geist, den ihr hier im Saal ausstrahlt auch auf die Frauen in Mellingen überspringt und die Frauen einer Frau ihre Stimme geben.» Der Stil im Gemeinderat habe sich geändert, seit Schaeffer 2019 in den Gemeinderat kam. Es werde eine zivilisiertere Sprache gesprochen. «Frauen engagiert euch für die Politik, ihr seid wertvoll», sagt er. «Leider fragen sich bei einem Amt in der Politik, bei der Jobsuche oder bei einem Einsatz für Freiwilligenarbeit immer noch: Kann ich das? Männer fragen nur: Habe ich Zeit dazu?», sagte Györgyi Schaeffer. Deshalb ihr Aufruf: «Frauen beweist Mut, ihr könnt das.» Und das bewiesen die Frauen der Mellinger Sektion während der Herbstkonferenz. Nach dem Aufruf der Präsidentin, sich für eine Sektionspartnerschaft zu melden, machten sie Nägel mit Köpfen. Die Partnerschaft könne sie nur empfehlen, sagt Ducceschi, die Vernetzung zu anderen Frauen im Kanton sei wertvoll. Mellingen zog als Partnergemeinde Rheinfelden.
Debora Gattlen
