«Mit den Leuten reden ist das A und O»

Fr, 08. Okt. 2021

Nach fast 35 Jahren im Amt geht Gemeindeschreiber Stefan Krucker in Pension. Er blickt zufrieden auf die Zeit zurück

In seiner langjährigen Amtszeit hat Stefan Krucker die Entwicklung des Dorfes hautnah miterlebt – und gleichzeitig auch geprägt. Ende Dezember geht der knapp 63-Jährige in Pension und übergibt an seinen bisherigen Stellvertreter Manuel Brunner.

Er weiss es noch auf den Tag genau: Am 1. Mai 1987 hatte Stefan Krucker seinen ersten Arbeitstag als Gemeindeschreiber von Birmenstorf. Fast 35 Jahre ist er mittlerweile im Amt – den Grossteil seiner 41-jährigen Laufbahn. Unter vier Gemeindeammännern (darunter zwei Frauen) hat er in dieser Zeit gedient, an drei Nutzungsplänen mitgewirkt, und miterlebt, wie die aufstrebende Gemeinde von 1600 auf über 3000 Einwohner anwuchs.

Vielfältiges Aufgabengebiet
Wer denkt, die Tätigkeit des Gemeindeschreibers beschränke sich darauf, die Sitzungen des Gemeinderats vorzubereiten und juristische Abklärungen vorzunehmen, der hat sich gewaltig getäuscht – zumindest im Fall von Stefan Krucker. Auf die Frage, wofür er denn genau zuständig sei, antwortet er mit einem Augenzwinkern: «Für alles, wofür andere nicht zuständig sind.» Bis zur Eingliederung in den Zivilstandskreis Baden 2004, betreute Stefan Krucker beispielsweise das Zivilstandsamt in Birmenstorf (ab 1995 als Stellvertreter). Die Bauverwaltung gehörte bis vor fünf Jahren ebenfalls zu seinen Aufgabengebieten. Und gebaut wurde über die Jahre viel in der wachsenden Gemeinde: «Der grosse Schub war von 1987 bis 2000», erzählt Krucker. In dieser Zeit seien die grösseren Überbauungen entstanden. Mit der Einwohnerzahl wuchs auch die Infrastruktur: «Die Mehrzweckhalle wurde gebaut, als ich gerade angefangen habe», erinnert sich Krucker. Auf seinem Spickzettel stehen ausserdem der Bau des Schulhauses 1994, der Ausbau der Spitex, die Zusammenlegung der Kläranlage, die Entstehung der Feuerwehr Birmenstorf-Mülligen und natürlich der Bau des neuen Gemeindehauses 2008: «Das war sicherlich ein Highlight».

Gegenseitiges Vertrauensverhältnis
Gut zusammengearbeitet habe man aber bereits im alten Gemeindehaus, betont Krucker – sowohl mit dem Gemeinderat, als auch mit den Mitarbeitenden. Kein Wunder, dass es in der Gemeindekanzlei in all der Zeit kaum einen Wechsel gegeben hat.
Das gute Einvernehmen mit der Bevölkerung und den engen Kontakt zu den Menschen schätzt der 62-Jährige besonders an seinem Beruf: «Mit den Leuten reden ist das A und O», weiss Krucker, der oft der erste Ansprechpartner für die Anliegen der Bürger ist. Egal, ob es darum geht, wo man den toten Hamster vergraben darf, oder welche Corona-Auflagen bei Anlässen zu beachten sind.
Oft genug sind es dabei gerade die kleinen Begegnungen, die Krucker den Alltag versüssen. Wenn jemand beispielsweise nicht mehr mit dem Nachbarn klarkommt und er vermitteln kann: «Manchmal braucht es dann nur ein Telefon», erklärt Krucker: «Das sind tolle Erlebnisse». Im persönlichen Umgang kommt dem Gemeindeschreiber sicher seine gewinnende Art und die positive Lebenseinstellung zugute: «Ich bin ein positiver Mensch und mit der Gabe ausgestattet, negative Dinge auszublenden, wenn sie abgeschlossen sind». Überhaupt hätten die schönen Zeiten klar überwogen.

Vier Räder und zwei Liegestühle
«Dass man sich auf Anhieb gedanklich trennen kann, glaube ich nicht», gibt Krucker mit Blick auf die Zeit nach seiner Pensionierung zu. Wehmütig zurückschauen will er aber nicht. Zumal mit seinem bisherigen Stellvertreter Manuel Brunner, mit dem er seit zwei Jahren gut zusammenarbeitet, die Nachfolge bestens geregelt sei. Der persönliche Kontakt zu Einwohnern und Kollegen werde ihm zwar fehlen. Den könne man aber schliesslich auch so aufrecht erhalten. Und worauf freut er sich besonders in seiner künftigen Freizeit? «Mal keine Agenda mehr führen zu müssen», kommt die spontane Antwort. «Ausserdem habe ich ein vernachlässigtes Hobby», scherzt Krucker und meint damit seine Frau, für die er sich viel Zeit nehmen möchte. Konkrete Pläne für die gemeinsame Zeit haben die beiden aber noch nicht geschmiedet: «Ich habe kürzlich zwei Liegestühle gekauft», witzelt Krucker.
Ein neues Hobby verrät er aber doch: Zum 60. Geburtstag überraschten ihn Frau und Tochter mit einem ganz besonderen Geschenk: Einem Puma 1600 GTE, Baujahr 1974 mit VW-Boxermotor. Mit dem Oldtimer der ehemaligen brasilianischen Automarke habe er schon länger geliebäugelt, erzählt Krucker, der früher auch schon im Volvo-Club aktiv war. Richtig «angefressen» sei er aber nicht: «Es ist eine angenehme, freudige, kostenübersichtliche Nebenbeschäftigung», beschwichtigt Krucker. Übertriebene Emotionen sind Stefan Kruckers Sache nicht. Vielleicht eines der Geheimnisse seiner langen Karriere.

Michael Lux

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