Angst vor Messerstecher im Ibergturm

Fr, 29. Okt. 2021

Am 6. August gab es in der Asylunterkunft im Iberg eine Auseinandersetzung zwischen zwei Bewohnern

Bei den sechs Asylbewerbern im Iberg geht die Angst um. Der gewaltbereite Mitbewohner soll bald aus dem Gefängnis in die gemeinsame Wohnung im Ibergturm zurückkehren. Auch im Zivilstandsamt, das im Turm untergebracht ist, herrscht Verunsicherung.

Die Kantonspolizei musste anfangs August, kurz nach Mitternacht, gleich mit mehreren Fahrzeugen ausrücken. In der Dachwohnung des Ibergs war es zwischen zwei Asylsuchenden zu einem Streit gekommen. Unter Alkoholeinfluss verletzte ein 22-jähriger Somalier einen 21-jährigen Landsmann mit dem Küchenmesser am Unterarm. Die Verletzung musste im Spital genäht werden. Der Messerstecher wurde von der Kapo zur Befragung mitgenommen und vorläufig festgenommen. «Der Delinquent wurde nach 24 Stunden wieder auf freien Fuss gesetzt», sagt Bernhard Graser, Kapo-Sprecher. Ein paar Tage später wurde er, aufgrund eines weiteren Vorfalls, in der Unterkunft verhaftet. «Die betreffende Person befindet sich in Untersuchungshaft», schreibt die Medienstelle der Staatsanwaltschaft Baden. «Das Verfahren ist bei der Staatsanwaltschaft Baden hängig.» Ruhe ist trotzdem in die ehrwürdigen Gemäuer des Ibergs nicht eingekehrt. Die anderen Mitbewohner leben seit dem Vorfall in Angst. Sie befürchten die Rückkehr des gewaltbereiten Mitbewohners.

Antwort vom Kanton steht noch aus
Ist die Angst vor einer Rückkehr unbegründet? «Nein», sagt Beat Gomes, Ressortvorsteher des Gemeinderats. «Wir haben zwar vom Kanton verlangt, den gewalttätigen Mann wieder zurückzunehmen. Doch der hat dafür keine geeigneten Unterkünfte.» Das Departement für Gesundheit und Soziales (DGS) bestätigt Gomes’ Aussagen. Grundsätzlich, so ist aus dem Departement zu erfahren, liegt die Zuständigkeit für Unterbringung, Betreuung und Fallführung von vorläufig aufgenommenen Ausländern, ab der Zuweisung, bei den Gemeinden. Dies betrifft auch die Begleitung von ausserordentlichen Fällen. In der Regel suchen die involvierten Stellen gemeinsam nach einer langfristig stabilen Lösung. «Der Kantonale Sozialdienst KSD steht hier nur situativ beratend zur Verfügung.» Was heisst das? «Eine Unterbringung in der gleichen Asylunterkunft oder an einer anderen im gleichen Dorf, macht wenig Sinn, da sich die betroffenen Personen über den Weg laufen können», sagt Lutz Hahn, Kommunikationsverantwortlicher bei ORS. Die Dienstleisterin ORS ist in Mellingen für die Betreuung von Asylsuchenden beauftragt. «Neue Konflikte wären nicht auszuschliessen», so Lutz. Was aber, wenn keine Lösung an einem anderen Standort gefunden wird? «Dann müsste sich die Gemeinde nach einer Einzellösung, sprich nach einer Einzelwohnung, für die betroffene Person umsehen.» «So funktioniert das», sagt Gomes. «Der Kanton befiehlt und empfiehlt. Wir in den Gemeinden müssen es umsetzen – und auch finanzieren. So einfach ist das aber nicht. Wir haben keine Wohnungen auf Reserve für Asylbewerber. Eine Neuplatzierung wäre sicherlich für alle Beteiligten die beste und kostengünstigste Lösung.»

War der Konflikt voraussehbar?
«Der Vorfall im August war ein Einzelfall», sagt Hahn. «Trotzdem ist jeder Vorfall einer zu viel.» Es werfe auch ein schlechtes Licht auf die anderen Asylsuchenden. Tatsache sei, bis zu diesem Vorfall galt die Asylunterkunft im Iberg als Vorzeige-WG. «Wir sind fast jeden Tag mit den Bewohnern telefonisch in Kontakt, aber wir haben nicht den Auftrag für eine Rund-umdie-Uhr-Betreuung von der Gemeinde», sagt er. Der Druck auf die Betreuer und Gemeinde nimmt aber nicht nur wegen dem Vorfall im August zu. Das ebenfalls im Iberg untergebrachte Zivilstandsamt hat sich schon zweimal beim Gemeinderat über das Verhalten der Bewohner im Iberg beschwert. Beat Gomes sagt: «Der Gemeinderat nimmt die Sorgen des Zivilstandsamtes ernst. Aber wir haben keine schnellen Rezepte zur Hand.»

Beschäftigung vermeidet Konflikte
Abhilfe soll die Beschäftigung der jungen Männer mit Deutschkursen und Jobs bringen. «Mit geregelten Tagesstrukturen durch einen Job wird Langeweile und somit auch Konfliktpotenzial vorgebeugt», sagt Hahn. Das Interesse einer Arbeit nachzugehen sei bei den meisten Asylsuchenden in der Unterkunft gross. So haben bereits drei im Iberg lebende Personen eine Arbeitsstelle und tragen selbst zu ihrem Lebensunterhalt bei. Den anderen wird mit Bewerbungscoaching und der Suche nach einer Lehrstelle aktiv durch die Betreuungspersonen geholfen. «Ich werde mich in der kommenden Legislatur dafür einsetzen, dass Asylsuchende sinnvolle Beschäftigung durch die Gemeinde bekommen. Sie könnten zum Beispiel bei der Bekämpfung der grassierenden Litteringprobleme zum Einsatz kommen», sagt Gemeinderat Beat Gomes. «Doch dafür müssen erst die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen werden.»

Debora Gattlen

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