GASTKOLUMNE

Fr, 01. Okt. 2021

Seit ihrer Jugend schreibt Susanne Stranieri aus Mellingen Texte und Gedichte. 2017 veröffentlichte sie ihren Erstling «ein-mitten». Dank ihrem Hund lüftet sie täglich ihren Kopf und sortiert Gedanken. Ein Natel hat sie nie dabei, denn zu modernen Möglichkeiten pflegt sie eher ein kompliziertes Verhältnis, «aber eben».

Alles klar?

In ein paar Tagen läuft mein Genesen-Zertifikat ab. Und jetzt? Impfen, oder warten? Bin ich eventuell doch länger als ein halbes Jahr «sicher?» Ist meine durchgestandene Corona-Erkrankung nicht Schutz genug für eine neue Ansteckung? Denn angesteckt werden und das Virus weitergeben kann ich trotz Impfung immer wieder. Auch in Quarantäne müsste ich bei einem positiven Corona Ergebnis. Ein schwerer Verlauf aber, wäre eher unwahrscheinlich und die Nebenwirkungen nach dem Piks sogar erwünscht.
Als Kiosk-Betreiber befinde ich mich quasi auf dem Schlachtfeld des Krieges. Hier bündeln sich Meinungen von Bauarbeitern, Bürolisten, Pflegepersonal, Restaurantbetreiber, von Haarstylisten, Pensionierten, jungen Müttern, Lehrpersonen, Altersheimbewohnenden und, und, und … An der Front spüre ich die Aggression auslösende Unsicherheit einer gespaltenen Bevölkerung. Druck und Gehässigkeiten auf ungeimpfte Mitmenschen sind an der Tagesordnung. Demokratischer Respekt ist chancenlos gegenüber Unverständnis und null Toleranz.
Als der erste Impfstoff angeboten wurde tönte es allerdings noch ganz anders. Die Wenigsten wollten sich impfen lassen. Man war skeptisch dem zu schnell zugelassenen Impfstoff gegenüber. Es wurde also dort geimpft, wo am wenigsten Widerstand zu erwarten war und verschaffte somit der Bevölkerung die nötige Diskussions-Zeit. Danach folgte der grosse Run auf die Anmeldung per Internet und ungeduldig langes Warten, auf einen Termin. Als Folge davon konnte man sich dann bald direkt nach dem Einkaufen in der Apotheke nebenan impfen lassen. Einfach, schnell, unkompliziert. An manchen Orten gab es sogar gratis eine Wurst für den Piks. Tolerierte Impfpartys und nun, der neue Vorschlag, wer impft wird mit 300 Franken belohnt. Impfverweigerer hingegen, sollen für ihre gut argumentierte Überzeugung 100 Franken bezahlen. Und mit der 3-G-Regel wird der Druck und der Zwang, den es ja anscheinend gar nicht gibt, noch einmal verstärkt. Auch die doch eigentlich sinnvollen Covid-Tests müssen neu selber bezahlt werden. Wie soll ich denn diesen, doch eigentlich medizinisch seriösen Vorgang, jetzt einordnen? Ich bin unsicher und verstehe auch den Unmut der Ungeimpften, die ihren freien Willen vergewaltigt sehen. Denn während Volk und Wirtschaft erneut unter den neuen Auflagen leiden, tummelt sich das Coronavirus unbeaufsichtigt ohne Masken und Zertifikatspflicht im Bundeshaus.
Aber eben, … um mir mein Leben zu erleichtern und Diskussionen auszuschliessen, werde auch ich mich wohl impfen lassen.

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