Genötigt den Beweis zu veröffentlichen

Di, 05. Okt. 2021

Gemeinderätin Györgyi Schaeffer zeigt auf Facebook ihre Universitäts-Urkunde und die «Legikarte»

Vorletztes Wochenende wurde sie mit dem zweitbesten Resultat als Gemeinderätin wiedergewählt. Györgyi Schaeffer veröffentlichte Tage später auf Facebook ihr Universitäts-Diplom und ihre Studenten-Legitimationskarte. Was steckt dahinter?

Es ist mir zu Ohren gekommen, dass manche Leute in Mellingen zweifeln, ob ich jemals an der Uni Zürich Betriebsökonomie studiert habe», schreibt Györgyi Schaeffer auf ihrer Facebook-Seite. Schaeffer hat das Studium der Betriebswissenschaften an der Universität Zürich mit dem Linzentiat abgeschlossen, wie die von der Universität Zürich im Jahr 2001 ausgestellte Urkunde zeigt. Schaeffer sah sich genötigt, diesen Beweis in den Sozialen Medien zu veröffentlichen. Was sind das für Menschen, die gezielt Unwahrheiten verbreiten? Was ist ihre Motivation, was ist der Hintergrund, weshalb sich eine Frau rechtfertigen muss? Ist es weil Györgyi Schaeffer in Ungarn geboren und dort aufgewachsen ist? Ist es Ausländerfeindlichkeit? Ist es Neid? Missgunst?

Glanzvolle Wiederwahl
Györgyi Schaeffer (parteilos) ist seit Mitte 2019 Gemeinderätin in Mellingen und wurde am vorletzten Wochenende mit einem glanzvollen Resultat wiedergewählt. Sie erhielt, nach Silvan Herzig, am zweitmeisten Stimmen. Schaeffer kandidierte ebenfalls als Stadtammann. Diese Wahl kam jedoch noch nicht zustande. Ihr Mitbewerber Martin Huber erhielt 522, Schaeffer 495 Stimmen. Sowohl Schaeffer wie auch Huber haben auf Anfrage des «Reussbote» bestätigt, dass sie für den zweiten Wahlgang als Stadtammann kandidieren werden.

Beruflich selbstständig
Györgyi Schaeffer ist in Ungarn aufgewachsen und kam 1994 in die Schweiz. Nach ihrem Studium an der Universität Zürich war sie bei der KPMG in Zürich als Wirtschaftsprüfungsassistentin tätig. Später war sie Analystin bei der Firma Cablecom (Sunrise/UPC) und ist heute selbstständige Raumgestalterin. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei schulpflichtigen Kindern.
Sie persönlich findet die Verbreitung solcher Unwahrheiten sehr frech. «Ich habe zwar schon damit gerechnet, dass ich irgendwann gefragt werde, ob ich diesen Abschluss habe.» Schon während ihrer Studienzeit musste sie sich mehrmals erklären, sagt sie. «Vielleicht hat es auch damit zu tun, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist», rätselt Schaeffer. Was sie besonders trifft, sind diese anonymen Anschuldigungen. Schaeffer schreibt in ihrem Facebook-Post: «Den hartnäckigen Zweiflern zeige ich auch gerne mein Notenblatt mit allen Fächern darauf und meine Diplomarbeit, im Rahmen eines persönlichen Gesprächs. Im Weiteren möchte ich allen zu Herzen legen, dass es förderlich und ehrlich wäre, zuerst mich zu fragen, bevor unbegründete Gerüchte verbreitet werden.
Die Reaktionen auf den Post von Schaeffer blieben nicht lange aus. Bis gestern Montag waren 41 Kommentare zu finden. Das Unverständnis ist gross. So schreibt Gemeinderatskollegin Eveline Wernli: «Es erschüttert mich, dass eine Frau in der Politik sich noch immer solchen Zweiflern aussetzen und ‹beweisen› muss.» Rita Seiler-Perini vom «Fundus 47» postet: «Das gibt es ja gaaar nicht! Unglaublich zu lesen und zu hören, dass von dir verlangt wird, dich zu rechtfertigen.» Andere muntern Schaeffer auf. Zum Beispiel Franca Burri. Sie ist Präsidentin des Gemeinnützigen Vereins Mellingen und Vorstandskollegin von Györgyi Schaeffer: «Leider gibt es überall Neider. Wer dich kennt, weiss was du kannst. Ich drück dir weiterhin die Daumen für den zweiten Wahlgang.»

Benedikt Nüssli

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