In fünf langen Folientunnels reifen tonnenweise scharfe Chilis. Die Schweizer Premiere gelingt trotz Wettersorgen im Regensommer
Als Nischenprodukte werden Chili schon lange im Reusstal angebaut. Erstmals aber liess Gemüsebauer Jörg Friedli an 3000 Stöcken in Folientunnels scharfe Chilis reifen. Auf einen Sommer voller Sorgen und Zweifel folgt nun die Ernte.
Frohen Mutes sei er in das Projekt «Anbau von scharfen Chilis» gestartet, sagte der Wohlenschwiler Gemüsebauer Jörg Friedli vor den Medien. Der Anbau von Chili auf seinen Feldern, im grossen Stil, war von langer Hand geplant, gemeinsam mit dem landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg sowie mit Mosti-Inhaber und Grossratspräsident Pascal Furer. Zunächst auf Versuchsbasis und begleitet von Machbarkeitsstudien zum Anbau und zur Wirtschaftlichkeit der scharfen Frucht im Aargau. Endlich war es so weit: Auf 1500 Quadratmetern sollten 3000 Chili-Stöcke gepflanzt werden.
Jörg Friedlis grosse Wettersorgen
«Dann aber kam 2021 und monatelang nichts als Regen», sagte Friedli. Er sei fast am Verzweifeln gewesen. Gross sei die Sorge gewesen, ob er die Früchte überhaupt zum Reifen bringe. Wenigstens 15 Grad Umgebungstemperatur brauchen die scharfen Peperoni, noch besser wären 30 Grad. Zum Glück folgte auf nasse Frühlings- und Sommermonate ein sonniger, heisser August. Die ersten Chilis wurden innert kurzer Zeit in fünf langen ungeheizten Folientunnels knallrot. Woche für Woche brachte der Wohlenschwiler Gemüsebauer seither viele hundert Kilo Chili in die Mosti nach Staufen – bisher fast 3,6 Tonnen, geplant waren rund 5 Tonnen. Den bisherigen Ertrag werten alle Involvierten – nach dem wettermässig zweifelhaften Sommer – als Erfolg. Sehr speziell sei heuer auch gewesen, dass weder die weisse Fliege noch Blattläuse oder Blattkrankheiten bekämpft werden mussten. Auf Pflanzenschutzmittel konnte Friedli verzichten.
Pascal Furer lancierte die Idee
In der Mosti in Staufen übernimmt Pascal Furer die scharfen Früchte. Er kümmert sich um das Einmaischen, Zerkleinern, Entfernen von Häuten und Kernen sowie auch um das Mischen mit Essig. Diese Verarbeitungsschritte sind heikel. Einige Versuche und Entwicklungen waren nötig, bis der Umgang mit Schärfe und Dämpfen gelang.
Es war Furer, der die Idee hatte, Habanero-Chilis im Aargau anzubauen. Sein Betrieb, spezialisiert auf die Herstellung von Saft, Wein und Essig, verarbeitet schon seit einiger Zeit aus dem Ausland importierte Chilis zu scharfer Chilisauce der Marke «Baergfeuer» aus dem Hause Delico. Als Fan von Regionalprodukten regte Furer bei seiner Auftraggeberin Delico und beim Kanton Aargau an, Habanero-Chilis in der Region anzubauen. So kamen, unterstützt durch das kantonale landwirtschaftliche Kompetenzzentrum Liebegg, drei Vertragspartner zusammen: Der Mosti-Inhaber Furer, Gemüsebauer Friedli und Delico-Chef Matthias Fürer, der die scharfe Sauce unter die Leute bringt. Die Chilisauce «Baergfeuer» aus Schweizer, respektive aus Aargauer, Chili wird ab Mitte 2022 im Handel erhältlich sein.
Regierungsrat Dieth freut sich
Und das wiederum freut Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth: «Die Aargauer Landwirtinnen und Landwirte sind innovativ. Sie finden immer wieder Wege und Mittel, ihre Betriebe unternehmerisch weiterzuentwickeln und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schützen.» Regional produzierte und verarbeitete Lebensmittel bedeuteten kürzere Transportwege, verminderten den CO2-Ausstoss und stärkten die Ernährungssicherheit. Die Zusammenarbeit über Betriebs- und Branchengrenzen hinweg, Geduld und Innovationsgeist hätten den Grundstein für diesen Erfolg gelegt. Dies bringe Wertschöpfung in den Aargau. «Der Chili-Anbau», sagt Markus Dieth, «ist dazu ein wunderschönes Beispiel.»
Heidi Hess