Unterwegs nach Afrika, futtern sie am Flachsee

Fr, 15. Okt. 2021

Manche ziehen weit. Andere sind früh im Jahr da und gehen spät. Und wieder anderen gefällt’s so gut, dass sie gleich im Reusstal bleiben. Daniel Kleiner aus Fischbach-Göslikon und Alois Vogler aus Stetten nehmen die Zugvögel in der Region vor ihre Linse.

Die Mauersegler sind längst weg. Diese Flugkünstler haben unsere Breitengrade bereits Ende Juli, Anfang August verlassen. Die Boten des Sommers, die mit schrillen Rufen pfeilschnell Insekten in der Luft jagen, ziehen südwärts, wenn bei uns die Sommerabende noch lau sind. Sie leben fast ausschliesslich in der Luft, können im Gleitflug auch schlafen. Vor allem aber fliegen sie weit. Tausende Kilometer über die Sahara, überwintern sie in Afrikas Süden. Unter den Zugvögeln sind die Mauersegler die Langstreckenzieher. Genauso wie die Rauchschwalben, die man noch bis vor kurzem zum Beispiel in Tägerig am Kleinzelgweg beobachten konnte, wo sie in einem offenen Stall ihre Nester gebaut hatten. Ende September haben auch sie das Weite gesucht, sind ins afrikanische Winterquartier geflogen.
Wer jetzt noch in der Schweiz umher fliegt, zieht weniger weit, ist Kurzstrecken- oder Teilzieher – fliegt möglicherweise auch überhaupt nicht weg. In Wintern, die weniger kalt sind und der Boden kaum gefriert, ist das Nahrungsangebot auch in unseren Breitengraden ausreichend. Das haben zum Beispiel die Weissstörche, die ihr Nest in Stetten auf dem Hochkamin der Schnapsbrennerei Humbel gebaut haben, bereits vor einigen Jahren gemerkt. Sie verzichten auf die weite Reise in wärmere Klimazonen. Genügend Futter finden sie in der Nachbarschaft auch im Winter.

Energie tanken am Flachsee
Futter ist das Stichwort. Für die Zugvögel sind die Rastplätze äusserst wichtig. Daniel Kleiner, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Fischbach-Göslikon, beobachtet Zugvögel im Reusstal auf Äckern, kurz nach der Ernte, wenn das Getreide gemäht ist. In der Dämmerung, frühmorgens oder beim Einnachten, sagt er, könne man die Vögel beim Fressen beobachten. Sie werden weiter ziehen ans Mittelmeer, Richtung Spanien und Gibraltar. In grossen Schwärmen sammeln sich etwa Stare am Boden, auf Kränen und auf Starkstromleitungen. Wer selbst hoch hinaus will, um ziehende Vögel von oben zu beobachten, dem empfiehlt Daniel Kleiner den Heitersberg. Mehr noch aber rät der Experte zum Flachsee im Reusstal. «Dort ist der Hotspot der Zugvögel», sagt er. «Der Flachsee ist ihr Rastplatz, wo sie auf ihrem langen Weg ins südliche Winterquartier regenerieren und Energie tanken können.»
In nächster Nachbarschaft befinden sich in der Region gleich zwei wichtige Rastplätze für Zugvögel: Von nationaler Bedeutung ist im Süden der Flachsee, gar international bedeutend für Vögel auf dem Durchzug ist im Norden der Klingnauer Stausee, an der Landesgrenze zu Deutschland.

Einige hundert Uferschwalben
Alois Vogler, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Stetten verweist auf einen weiteren Zugvogel, dem es in Stetten, Nesselnbach oder auch in Mellingen ausnehmend gut gefällt. Es ist die Uferschwalbe. «Diese Schwalbe ist ein ganz besonderer Zugvogel in unserer Region», sagt Vogler. Es sei ein grosses Glück, dass sie sich hier angesiedelt habe, hier brüte. Einige hundert Uferschwalben waren dieses Jahr im unteren Reusstal zu Gast.
Dass sie hier Brutplätze finden, ist engagierten Kiesgrubenbesitzern und Naturschützern in der Region zu verdanken, welche die Voraussetzungen dafür geschaffen haben, dass sich die seltenen Kolonienbrüter und Durchzügler hier in den Sommermonaten heimisch fühlen. Sand wurde aufgeschüttet, Kiesgruben wurden nach ihren Bedürfnissen gestaltet. Etwa in Stetten im Kieswerk von Heinrich Müller, auch in Nesselnbach bei der Kiesgrube neben Hufschmid Grüngutverwertung und Recycling. Und in Sulz wurde an der Stetterstrasse ein Biotop geschaffen, das der Uferschwalbe gefällt, genau wie im Naturschutzgebiet Ebenreich in Mellingen, wo Sand für diese kleine Schwalbe aufgeschüttet wurde. Bereits im August ist die Uferschwalbe aber Richtung Zentral- und Nordwestafrika gezogen, um dort den Winter zu verbringen.

Heidi Hess

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