Die Weihnachtsgeschichte: Francesco und das kleine Vögelchen auf der Tanne

Mo, 15. Nov. 2021
Wie geht die Geschichte von Francesco weiter?

Francesco ist 75 Jahre alt, stammt ursprünglich aus Kalabrien. Seit 50 Jahren wohnt er im aargauischen Reusstal. Vor zwei Jahren ist seine Frau ganz unerwartet gestorben. Martha. Seither spricht er nicht mehr viel. Seine Kinder Gian-Nicola, 45 Jahre alt, und Luana, 43 Jahre alt wohnen beide in Baden. Zu Weihnachten kommen sie dieses Jahr nicht zu Besuch. Eines Morgens steht Francesco am Fenster und sieht draussen auf der verschneiten Tanne ein Vögelchen sitzen …….


Wie geht die Geschichte weiter?


... Er denkt, wäre ich doch nur ein Vögelchen, dann könnte ich zu meiner Martha fliegen und mir ihr im Himmel Weihnachten verbringen. Traurig schaut er dem Vögelchen zu. Plötzlich kommt ein Lächeln über seine Lippen. Nun weiss er, es ist vielleicht ein Zeichen von Martha, dass ich mich vermehrt in der Natur aufhalten und mich vermehrt unter die Mitmenschen begeben sollte. Also zieht sich Francesco warme Kleider über und gute Schuhe an. Er begibt sich nach draussen und spaziert gedankenverloren in den nahen Wald. Es ist ein wunderschöner Wintertag und leise rieselt der Schnee. Er ist nun bereits eine halbe Stunde unterwegs. Es raschelt im Untergehölz und, man glaubt es nicht, steht ein Reh vor ihm, schaut ihn an und er meint, es lächeln zu sehen. So schnell es gekommen ist, so schnell ist es wieder weg. Er deutet dieses Begegnung wieder als Zeichen von seiner Martha und…


...

Das Vögelchen hüpfte aufgeregt hin und her. Francesco öffnete das Fenster. Zu seiner Ãœberraschung flog das Vögelchen nicht weg. Im Gegenteil, es flog direkt auf den Fenstersims. Verblüfft schaute er das Tier genauer an. Am linken Beinchen befand sich eine kleine Metallhülse. Seltsam, dachte er. Das Vögelchen sieht ja nicht wirklich wie eine Brieftaube aus! Er hielt seine Hand hin und das Vögelchen hüpfte darauf. Er konnte nun problemlos die Metallhülse öffnen. Darin befand sich ein kleines Zettelchen. Neugierig faltete Francesco das Zettelchen auf. Darauf stand in einer ihm sehr vertrauten Handschrift: "Lieber Francesco. Ich wünsche Dir schöne Weihnachten. Ich liebe Dich und warte im Himmel auf Dich. Aber vorerst bitte ich Dich, dass Du Dich bei unseren Kindern meldest. Lade sie zum Essen ein! Ich weiss, dass sie kommen werden. Geniess die Zeit mit ihnen und erzähle ihnen lustige Geschichten von früher. Ich werde Euch zusammen lachen hören! Ti amo per sempre, la tua Martha"


...

Vögelchen sitzen, es erweckte einen Funken von Freude in seine Einsamkeit. Leise eilte er in die Küche, sicher gibt es noch einige Körner, oder Haferflocken im Küchenschrank. Doch als er zurück ans Fenster kam, war das Vögelchen weg. Leise öffnete er das Fenster und streute behutsam einige Reiskörner aussen auf die Fensterbank, noch lange stand er gedankenverloren vor sich hinträumend, bis die Hausklingel ihn erschreckte. Es war der Briefträger, mit dem Freundlichen Gruss, guten Tag Francesco wie geht es dir heute. Leise erwiderte Francesco den Gruss verabschiedete sich mit den Worten, pass auf, die Treppenstufen sind verreisst. Mit all den Nachrichten, welche ihm der Reussbote ins Haus brachte, setzte er sich in seinen alten, bequemen Lieblings-Sessel, begnügte sich mit einem Schnäpschen Obstler. Immer wieder erschien ihm in Gedanken das kleine einsame Vögelchen draussen im…….


... Als Franco klar wurde, dass er den Vogel nicht kannte, suchte er das Vogelbuch von Martha und dachte: Du hast sie alle gekannt, oft wolltest Du mir den einen oder andern zeigen - ich aber sagte jeweils: Ach lass mich in Ruhe den Corriere lesen! Jetzt tat ihm dies leid. Im Buch fand er die Blaumeise. Noch immer war sie dort auf dem verschneiten Ast. Seltsam, dachte Franco, sie schaut mich unverwandt an. In dem Moment flog sie hinüber in den grossen Ahorn. Längst hatte dieser alle Blätter verloren. So gewahrte Franco weitere Vögel, die in der Rinde nach Insekten pickten. Berührt vom emsigen Treiben ahnte er tief im Herzen, dass Martha lächeln würde und ihm nun alle Vögel zeigen wollte. Unglaublich, wie viele in meiner Nähe leben, staunte er; Meisen, Kleiber, ein Buntspecht, Turmdohlen, Amseln und Elstern. Glücklich beschloss er, gleich morgen früh Futter zu kaufen! In dem Moment...


...

Francscos Gedanken reisen zurück in seine Kindheit.Trotz der Sparsamkeit jener Zeit, durften am Weihnachtsbaum die farbigen Vögelchen nie fehlen, für jedes Familienmitglied eines. Diesen Brauch aus der alten Heimat hatten seine Martha und er weiter gepflegt.Aber seit Marthas Tod hatte er keine Weihnachtsdekoration mehr angerührt.Der Vogel draussen scheint ihm etwas sagen zu wollen. Wie in Trance geht Francesco zum Schrank,holt die Vögelchen hervor und geht hinaus, um alle an den Tannenbaum zu stecken.Seltsam, dass der lebendige Vogel seelenruhig sitzen bleibt, wundert  sich Francesco! Zum Glück hat er von seinen Kindern den Umgang mit dem Handy gelernt.So fotografiert er die 5 Vögel und sendet  es seinen Kindern mit den Worten:"Vögelchen künden Weihnachten an, ihr könnt sie für eure Christbäume holen".Postwendend reagieren Gian-Nicola und Luana:"Ciao Papa, gerne kommen wir in den Weihnachtstagen vorbei, um unsere Familienvögel gemeinsam zu geniessen!" 


... flog das Vögelchen weiter und setzte sich auf einen anderen Fenstersims - gleich gegenüber von Franco's Fenster. Gespannt schaute Franco zum anderen Fenster hinüber. Schon interessant, jetzt wohnte er bereits seit ganz vielen Jahren hier in dieser Wohnung, aber das Fenster gegenüber war ihm noch gar nie richtig aufgefallen. Was für schöne Vorhänge dort montiert waren und überhaupt, die Fensterladen hatten eine so spezielle Farbe. Auf einmal bewegten sich die Vorhänge und ....


... ... siehe da ein kleiner Junge guckte neugierig hinter den bunt-gestreiften Vorhängen hervor. Er musste wohl auf einem Hocker gestanden haben, denn vom Alter her war er höchstens drei Jahre alt. Plötzlich fand sich Franco in der Vergangenheit wieder, damals als sein Sohn Gian Nicola in diesem Alter war. Es überkam ihn ein wohliges Gefühl, gedankenversunken spürte er auf einmal einen festen Händedruck seines Söhnchens und dann eine innige Umarmung - damals als der Kleine bei der Geburt seines Schwesterchens Luana diese berührenden Worte sprach: "Sag mal Papa, wirst Du mich jetzt immer noch gleich lieb haben?" und ein Tränchen kullerte dem kleinen Spatz über die gerötete Wange. Dies berührte Franco ebenso sehr, dass er seinen kleinen Schützling ganz fest in seine Arme nahm und diesen wundervollen Augenblick fest in seinem Herzen verschlossen hatte...


... ... Doch kaum dass Franco leise ,Hallo' sagen wollte, war das Reh mit einem leichten Sprung im Dickicht verschwunden. Der kurze Augenkontakt hatte jedoch genügt, um Franco zu verzaubern. Welche Sanftheit in den grossen dunklen Augen! - Warum stellt eigentlich niemand ein Reh zur Weihnachtskrippe dazu, ging Franco durch den Kopf; das Weihnachtskind genannt Jesus war schliesslich für die ganze Welt erschienen, nicht nur für diesen Esel, die Kuh und ein paar Schafe! Da er die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatte, Grossvater zu werden - sein Sohn Gian-Nicola war ja schon einige Jahre mit Anna zusammen - nahm er sich vor, aus passendem Holz ein Reh zu schnitzen, oder gleich eine Herde! Auf Vorrat. Und einen Rehbock mit schönem Geweih - sonst hätte es ja keine Herde gegeben. Franco spürte erstaunt, dass mit dieser Idee eine leise Freude in sein schweres Herz Einzug hielt. Schmunzelnd stapfte er weiter durch den Wald...

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