Licht soll nicht nur auf dem Kilimanjaro leuchten

Fr, 03. Dez. 2021

Niggi und Rolf Wiederkehr sammelten, zusammen mit Claudine und Roger Hotz, Höhenmeter für Togo. Nun sind sie zurück

Es war für Niggi und Rolf Wiederkehr ein Abenteuer. Doch nicht eines, um sich selbst zu verwirklichen, sondern um Augenlicht für Menschen in Togo zu ermöglichen.

Sie stiessen mit Tee auf die Besteigung des höchsten Berges von Afrika an. «Es war ein sehr emotionaler Moment», sagt Niggi Wiederkehr. «Meine Schwester, mein Schwager und ich lagen uns in den Armen. Schade war, dass mein Mann wegen einer Erkrankung diesen Moment nicht zusammen mit mir erleben konnte». Die Strapazen des Aufstiegs waren in diesem Moment für Wiederkehr vergessen – auf dem Dach Afrikas zu stehen – einfach nur atemberaubend. Und das nicht nur wegen der dünnen Luft auf 5895 m ü. M. Die Sicht über die endlos erscheinende Wolkendecke konnte das Trio nur kurz geniessen. Nach dem Gruppenfoto drängten die Guides zum Abstieg – der Rückweg wartete. Beim gossen Eisfeld beim Gipfel legten sie kurz einen Zwischenstopp für Fotos ein. Es galt jedoch schnell an Höhe zu verlieren. Insgesamt standen für die Besteigung 70 Kilometer und mehr als 4400 Höhenmeter an. Für die Gipfeletappe brach das Trio mitten in der Nacht auf, Stirnlampen leuchteten den Weg. Ein magischer Moment folgte, als die Sonne über dem Wolkenmeer aufging und der Gipfel zum Greifen nah war. Um 6.30 Uhr war der Gipfel erreicht.

Vorbereitung ist essenziell
Niggi und Rolf Wiederkehr bereiteten sich akribisch auf das Abenteuer «Kilimanjaro» vor. Sie trainierten während einem Jahr hart und legten sich einen Personaltrainer beim BT-Coaching in Othmarsingen zu. Schwester Claudine Hotz und Schwager Roger Hotz nehmen jeweils an mehreren Ironman teil. Sie mussten ihr Training nicht steigern. Das Quartett fühlte sich bei der Ankunft in Tansania fit und war bereit, den Gipfel für den guten Zweck zu stürmen. Mit jedem Höhenmeter wollten sie viele Rappen für den Bau der Augenklinik in Togo sammeln. Doch bevor es soweit war, hiess es sich an das Klima zu gewöhnen. Während dieser Zeit schauten sie sich auch die Gemüseplantage an, die dem Tourveranstalter gehört. Ehemalige Guides, die altershalber nicht mehr arbeiten können, verdienen hier ihren Lebensunterhalt. Das angebaute Gemüse wird für die Mahlzeiten während der Tour verwendet. Und dann war es soweit. Das Quartett nahm die Besteigung in Angriff. Vier Klimazonen übewand es bis zum Gipfel.

In Etappen zum Gipfel
In verschiedenen Etappen ging es über die Mandara-Hütte zu den Horombo-Hütten auf 3780 m ü. M. Der Weg führte zuerst durch den Regenwald und dann durch steppenartige Landschaft. Bereits konnten die vier Spendensammler erahnen, dass der Berg nicht einfach in einem gemütlichen Spaziergang begangen, sondern hart erkämpft werden will. In den Horombo-Hütten verbrachte das Schweizer Quartett auf fast 4000 m Höhe drei Nächte, um sich weiter an die Höhe zu gewöhnen. Hier wurden zwei Akklimatisationstage eingelegt. Dann folgte der Aufstieg zu den Kibo-Hütten. Regeneration ist in grossen Höhen das A und O. «Die Guides sagten immer wieder, dass viel Trinken, Essen, sich erholen und gut schlafen die wichtigsten Faktoren sind, um auf den Gipfel zu kommen», sagt Niggi Wiederkehr.

Vernunft zwang zur Aufgabe
«Es gibt Entscheidungen, die härter sind als jede Kilimanjaro-Besteigung», sagt Rolf Wiederkehr. Ihn plagten vor der letzten Etappe Husten und Schnupfen. Eine starke Erkältung und Magenverstimmung hatten ihn erwischt. Er konnte zwei Nächte fast nicht schlafen. Schweren Herzens entschied er, das Team zu verlassen und wieder nach Marangu ins Hotel zurückzukehren. «Die Enttäuschung den Traum der Kilimanjaro-Besteigung aufzugeben war riesig.» Es schmerzte ihn das «begonnene Abenteuer nicht weiter mit Niggi, Claudine und Roger teilen zu können.» Er entschied sich gegen Herz und Traum nur mit Kopf und Vernunft. Ein Trost bleibt ihm. Obwohl er den Gipfel nicht erreichte, konnte er fast 4000 Höhenmeter für Togo sammeln. Im Vorfeld der Reise, konnten sich Spendewillige eintragen und für das ganze Quartett oder für eine Person Rappen pro erklommenen Höhenmeter setzen. «Einige haben bei mir grosszügig aufgerundet, sagt er. Das taten auch andere Spender, die auf die anderen Teilnehmer oder die Gruppe setzten. Insgesamt haben 250 Personen bei der Aktion mitgemacht. Die Besteigung des Kilimanjaros war für das Quartett ein persönliches Abenteuer mit vielen schönen Naturerlebnissen. Sie halten fest: «Wir bezahlten die Reise aus der eigenen Tasche. Der Erlös der Spenden wird vollumfänglich für den Bau einer Augenklinik in Togo verwendet.»

Stiftung spendet Augenlicht
Die Stiftung «Niggi hilft Togo», verwendet keine Verwaltungsgebühren. «Wir planen bereits den Bau der Augenklinik in Togo. Diese wird für örtliche Verhältnisse bestens ausgerüstet sein und so perfekte Räumlichkeiten für Operationen bieten», sagt Niggi Wiederkehr. Wenn alles wie geplant klappt, ist 2022/2023 Baustart. Schon bald können in der neuen Augenklinik das ganze Jahr Patienten operiert werden. Der Name der Klinik ist Programm: «Que tu voies» – damit du siehst. Niggi Wiederkehr arbeitet als OP-Assistentin in der Augenarztpraxis Plus in Baden. Zusammen mit ihrem Chef Dr. med. Armin Junghardt und weiteren Praxismitgliedern flog sie bis anhin einmal im Jahr für zwei Wochen nach Togo, um Licht für die Ärmsten der Welt zu schenken. Darunter sind auch Kinder. Für die Dauer des Aufenthalts operieren sie, unter einfachsten Bedingungen während zwölf Stunden pro Tag Patienten, die an grauem Star erkrankten. Der Grund für den grauen Star ist oft Mangelernährung. Bleibt er unbehandelt führt das bis zur kompletten Erblindung. Damit mehr Operationen durchgeführt werden können engagiert sich Niggi Wiederkehr zusätzlich zur Stiftung «Togo opening eyes» mit «Niggi hilft Togo».
Infos und Spendemöglichkeiten unter: niggi-hilft-togo.ch.

Debora Gattlen

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