«Läck», habe ich mich geärgert! Mitte Oktober ist in Bern ein Saubannerzug durch die Stadt marschiert und hat 57 Gebäude beschädigt, neun Polizeifahrzeuge demoliert und 18 Polizistinnen und Polizisten verletzt. Darunter Knalltraumata, Prellungen und Schürfungen ...
«Läck», habe ich mich geärgert! Mitte Oktober ist in Bern ein Saubannerzug durch die Stadt marschiert und hat 57 Gebäude beschädigt, neun Polizeifahrzeuge demoliert und 18 Polizistinnen und Polizisten verletzt. Darunter Knalltraumata, Prellungen und Schürfungen bis hin zu Rissquetschwunden. Rund zwei Wochen zuvor zog ein Mob nach einem Fussballspiel durch Aarau, demolierte den Bahnhof und verletzte ebenfalls einen Polizisten. «Gots eigentli no?»
Diese pure Zerstörungswut ist durch nichts zu erklären. Und nein, ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen politischen Ungehorsam und auch nicht per se etwas gegen unbewilligte Demos. Vermutlich gibt es tatsächlich Anliegen, die nur in der Gruppe und lautstark Gehör finden. Aber «gopfertori», dabei dürfen doch keine Unbeteiligten, Gesetzeshüter oder privates Eigentum zu Schaden kommen!
In Bern wurde, Himmel noch einmal, ein Restaurant angezündet. Mit Leuten drin! Wie bescheuert muss man bitte sein? Und dann wagen es gewisse Kreise auch noch, die Polizei zu kritisieren und den Einsatz als unverhältnismässig zu bezeichnen. Ganz ehrlich, da kenne ich kein Pardon.
Meine spontane Reaktion: Law and Order! Es braucht Spielsperren, Tränengas und Gummischrot. Aber ist das nicht zu einfach gedacht? Was treibt diese Menschen dazu, schöne Städte in Schutt und Asche zu legen, Schaufenster einzuschlagen und Unschuldige zu verletzen? Was sind die Auslöser dieser Gewaltbereitschaft, dieser unnötigen Eruptionen jugendlichen Leichtsinns? Woher kommt dieser Frust, dieser Drang zur sinnlosen Eskalation? Und wohin verschiebt sich dieses Aggressionspotenzial, wenn es nicht auf der Strasse ausgelebt werden kann?
Natürlich hilft einfaches Verständnis, Nachsicht und reiner Dialog auch nicht weiter. Mir geht es wie vielen anderen: Ich verstehe es schlichtweg nicht, und mir fällt auch keine Lösung ein. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nie solchen Frust verspürt habe, dass ich grossartige Freunde und die perfekte Partnerin gefunden habe und oft sehr viel Glück in meinem Leben hatte. Diese Unruhestifter vielleicht nicht.
Was bleibt, ist ein grosses Unverständnis und der fromme Wunsch, dass sich Szenen wie in Aarau und Bern nicht wiederholen. Ein Wunsch, der wohl unerfüllt bleibt. Der nächste 1. Mai wird es zeigen – und wahrscheinlich werde ich mich wieder masslos ärgern.