«Wenn es hier brennt, dann gute Nacht»

Fr, 22. Jan. 2016
Der Autohandelsplatz hinter der «Linde», nur wenige Meter bis zu den alten Häusern in der historischen Altstadt.

Der Lindenparkplatz steht in einer Distanz von weniger als 20 Metern zur Häuserzeile der historischen Altstadt. Der Platz wird neuerdings als Standplatz für einen Gebrauchtwagenhandel
genutzt. Ohne Bewilligung. Nun warnt ein Brandexperte: «Wenn es hier brennt, dann gute Nacht. Fürs Städtli besteht höchste Gefahr.»

Mit Namen will sich der Brand­experte nicht in der Zeitung sehen. Schliesslich lebt er nicht zuletzt auch von Aufträgen der öffentlichen Hand. Denn er sieht sich in der Pflicht zu warnen. «Die Brandlast ist hier viel zu hoch und kann im Ernstfall nicht mehr gestemmt werden.» Unter «Brandlast» verstehen Experten die maximale mögliche Brandbelastung. Und die sei hier erheblich, sagt der Brandsachverständige. Standen Anfang Dezember etwas mehr als 20 gebrauchte Autos auf dem Parkplatz hinter der seit geraumer Zeit geschlossenen «Linde», waren es am letzten Mittwochabend 41Fahrzeuge. «Wenn ein solches Fahrzeug Feuer fängt, kann sich eine Hitze von mehreren Tausend Grad entwickeln», sagt der Brandexperte. Mellingens neuer Feuerwehrkommandant Roger Kohler bestätigt das. Er sagt: «An den Autos hat es viele Kunststoffteile. Wenn so viele Autos eng beisammen stehen, ist die Gefahr gross, dass die Flammen blitzschnell auf die andern Fahrzeuge übergreifen.

Feuerwehr hätte ein Problem
In einem solchen Fall hätten wir ein ernsthaftes Problem.» Ein solches Feuer müsste mit Schaum angegriffen werden, erklärt der Feuerwehrkommandant. Die Mellinger Feuerwehr verfügt über ein Tanklöschfahrzeug mit 200 Litern Schaum. Das genügt, um das Feuer mit zwei oder drei brennenden Fahrzeugen anzugreifen. Für einen Grossbrand, wie er sich am 11. September 2013 in Schlieren ereignete, als rund 200 Fahrzeuge Opfer der Flammen wurden, hätte die Feuerwehr Mellingen nicht genügend Mittel. Für Roger Kohler ist klar, dass die Stützpunktfeuerwehr und allenfalls weitere Einsatzkräfte in der Region aufgeboten werden müssten.
Bei der Stadtverwaltung scheint kein dringender Handlungsbedarf gegeben. Bauverwalter Ramon Pedrini bestätigte zwar, man habe den Landeigentümer, der den Parkplatz an Autohändler Kohdr Abbas vermietet hat, angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten. Die «Linde» gehört zum Immobilienpark von Daniel Wagen, der in den letzten Jahren über verschiedene Firmen, die vorab am Kornweg 5 in Mägenwil domiziliert sind, mehrere Liegenschaften in Mellingen erworben hat. So auch das Hotel Löwen und die «Linde».
Jahrelanger Nachbarschaftsstreit
Wagen liegt seit über einem Jahr in einem Streit mit Domenico Stranieri, der den Reusstal-Kiosk am Kreisel betreibt. «Reussbote»-Leser erinnern sich: Die beiden konnten sich nicht über die Sanierung eines Schlagloches in der Zufahrtsstrasse einigen, worauf Stranieri die Strasse bis heute mit einem alten Personenwagen halbseitig blockiert. Stranieri erwirkte, dass Wagen die während Jahren in Betrieb stehende Barriere entfernen musste, die Teile von Stranieris Grundstück tangierte. Darauf vermietete Wagen den Parkplatz an den Autohändler Khodr Abbas, der die alten Fahrzeuge vornehmlich nach Libanon, nach Osteuropa und in afrikanische Länder verkauft.

Rechtliche Fragen sind ungeklärt
Ob die Nutzung des Parkplatzes an der exponierten Lage, direkt vor dem historischen Städtli, aus planungsrechtlichen Gründen zulässig ist, steht noch nicht fest. Die Mellinger Bauverwaltung hat den Landeigentümer auf die rechtlichen Möglichkeiten eines Baugesuches aufmerksam gemacht. Bis ein solches Verfahren durch die Instanzen abgewickelt ist, dürfte einige Zeit vergehen. Der Brandschutzexperte fragt sich allerdings, ob die Stadt Mellingen in diesem Fall nicht auch mit superprovisorischen Massnahmen real existierende Gefahren bezüglich Brandgefahr und Gewässerschutz vorsorglich abwenden müsste.

 

 

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