Seit zehn Jahren setzt sich der Verein Verträgliche Starkstromleitung Reusstal (VSLR) für eine Erdverkabelung ein. Nun schaltet sich Grossrat Walter Stierli (SVP) in die Diskussion ein. Er stellt das Verfahren in Frage und befürchtet, dass man Hoffnungen weckt, die nicht ...
Seit zehn Jahren setzt sich der Verein Verträgliche Starkstromleitung Reusstal (VSLR) für eine Erdverkabelung ein. Nun schaltet sich Grossrat Walter Stierli (SVP) in die Diskussion ein. Er stellt das Verfahren in Frage und befürchtet, dass man Hoffnungen weckt, die nicht erfüllt werden.
Jetzt springen alle auf diesen Zug auf und wenn dann gebaut wird, erschrickt man», bringt Grossrat Walter Stierli aus Fischbach-Göslikon seine Vorbehalte auf den Punkt. Er hat grosse Bedenken, was die Erdverkabelung betrifft und hat deshalb an der Grossratssitzung von vergangener Woche einen Vorstoss eingereicht. Darin macht der Landwirt eindringlich darauf aufmerksam, dass für die Verkabelung der Freileitung von Niederwil nach Obfelden gegen 50 000 Kubikmeter Beton benötigt werden. Ausserdem würden gegen 50 000 Kubikmeter Aushubmaterial anfallen, die mit mehr als 10 000 Lastwagenfahrten pro Tag weggebracht werden müssen. Zudem mache der Transport eine Zufahrtsstrasse notwendig, die über die gesamte Länge der Baustelle reiche.
Eine «vergoldete» Leitung?
Diese Argumente kommen für die Befürworter der Erdverkabelung zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Seit zehn Jahren engagiert sich der Verein für die Erdverkabelung der 17,3 Kilometer langen 380-Kilovolt-Leitung. Der Bund und die Stromnetzbetreiberin Swissgrid hingegen möchten die Leitung oberirdisch führen. Vor wenigen Wochen sprach sich auch der Aargauer Regierungsrat für eine Erdverkabelung aus. Vereinspräsident Hans Kneubühler ist denn auch nicht erfreut über das Vorpreschen von Grossrat Stierli. «Was Walter Stierli schreibt, ist nicht haltbar. Er nimmt die Baustelle in Riniken als Beispiel», sagt Kneubühler. In Riniken wird eine bestehende Leitung derzeit auf 380 Kilovolt ausgebaut und auf einer Länge von 1,3 Kilometern unterirdisch geführt. Das Bundesgericht hat als letzte Instanz diese Art der Verkabelung verfügt. Kneubühler hat die Swissgrid in Verdacht, dass sie dieses kurze Stück absichtlich «vergolde», um Folgeprojekte zu verhindern. Zudem, so Kneubühler, gäbe es auch andere Verfahren, die sowohl die Lastwagenfahrten, als auch die Menge an Beton reduzieren würden. «Es steht noch nicht fest, welche Bauweise man wählt», fügt er an. Der Zeitpunkt sei falsch, um irgendwelche Zahlen ins Feld zu führen. Stierli nennt nebst den Lastwagenfahrten und dem Betonverbrauch auch Folgeschäden: «Wenn eine Bodenfläche von 80 000 Quadratmetern betoniert wird, ist die Folge, dass das Regenwasser auf dieser Fläche nicht mehr versickern und die Wurzeln nicht mehr tief in den Boden eindringen können.»
An guten Ideen mangelt es nicht
Dass die Verkabelung mit einem Betonmantel geschützt werden muss, darin sind sich Kneubühler und Stierli einig. «Das ist eine Stromautobahn, welche die Energie eines Stromkraftwerkes transportiert», verdeutlicht Kneubühler. Er bezweifelt aber, dass die von Stierli genannte Menge Beton dazu benötigt wird. «Das geht auch mit deutlich weniger», kommentiert er. Auch das Problem des Aushubes könne man relativ einfach lösen: «Der Aushub muss gar nicht abgeführt werden. Er wird in der Nähe der Baustelle gelagert und nach Abschluss der Arbeiten wieder eingebracht.» Stierli hingegen schlägt vor, den Aushub gleich vor Ort mit einer Anlage auszusieben und die Kunststoffrohre so vor Beschädigung zur schützen. Diese Umsetzung ist aber nicht SIA-Konform.
Nathalie Wolgensinger