«Ich vermisse die Fliegerei sehr»

Fr, 05. Jun. 2020

Als Pilot flog René Meier wöchentlich hunderte Passagiere an ihre Reiseziele. Das war vor Corona. Nun bleiben die meisten Flugzeuge am Boden. Meier weiss noch nicht, wann er mit dem Airbus wieder abheben kann.

Mit dem sanften Brummen der Triebwerke in seinen Ohren betätigt René Meier die bunt leuchtenden Knöpfe im Cockpit, beschleunigt die Maschine von null auf 140 Knoten pro Stunde und donnert über das Startfeld. Dann spürt er, wie das rund 500 Tonnen schwere Gefährt im frühmorgendlichen Dunst langsam abhebt: getragen, einzig von zwei schmalen Flügeln – und Luft. Wenige Sekunden verstreichen. Vielleicht auch einige Minuten. Dann befindet sich Meier über den Wolken, zückt die Sonnenbrille und schaut auf das Wolkenmeer unter ihm zurück.

Keine Flugzeuge mehr
Nun ist der Himmel schon seit über zwei Monaten auffallend leer. Es ist, als hätte das Coronavirus Mitte März die Verbindung zwischen Himmel und Erde gekappt. «Ich bleibe zu hundert Prozent am Boden – ich darf nicht mal zum Flughafen gehen», so Meier. Turbulenzen ist er als Pilot gewohnt. «Bringt Seitenwind das Flugzeug während dem Anflug ins Wanken, muss ich schlimmstenfalls nochmals durchstarten», sagt er gelassen. So lässt er sich auch von Corona nicht den Auftrieb unter den Flügeln nehmen und überbrückt den Arbeitsausfall zu Hause in Niederrohrdorf. Biken, Werken, Flugtheorie lernen: es sei ihm noch keine Sekunde langweilig gewesen, erzählt er. Hin und wieder hilft der gelernte Elektriker bei seinem ehemaligen Arbeitgeber aus. Er schmunzelt: «Früher war Pilot mein Hobby, heute Elektriker.»

Der Weg ins Cockpit
Über fünf Jahre lang hat Meier berufsbegleitend auf seinen Traumjob hingearbeitet. Als Elektriker verdiente er Geld für die Ausbildung – in der Flugschule «Horizon Swiss Flight Academy» Kloten eignete er sich Wissen an. Die Ausbildungskosten seien teuer gewesen. Wer von der Fluggesellschaft Swiss angestellt werde, bekomme einen Teil zurückerstattet. Doch nur wenige hätten diese Möglichkeit: «Vielen Interessenten fehlt somit die finanzielle Grundlage, um Pilot zu werden.» Nach Abschluss der Flugausbildung Ende 2017 wurde Meier durch die Flugschule «Horizon Swiss Flight Academy» auf die offene Stelle bei Easy Jet Schweiz aufmerksam und bewarb sich dafür. Wenige Monate später folgte die firmeninterne Ausbildung zum Easy Jet-Piloten. «Ich bin mega happy, wie reibungslos alles funktioniert hat.» Obwohl er wöchentlich zu vielen verschiedenen Destinationen aufbricht, ist Meier nun angekommen. Mit seiner Crew im Rücken, Motorengeräuschen in den Ohren und der Sonne im Gesicht schwelgt er über Wolke sieben. Es fällt ihm schwer, Schattenseiten seines Berufes aufzuzählen. Zögernd sagt er: «Es gibt Länder, da müssen die Piloten einfach fliegen, fliegen, fliegen. Sie stehen unter grossem Zeitdruck, weil die Fliegerei kommerziell geworden ist.» In Europa nehme er dieses Problem aber weniger wahr: «Ich bin zufrieden, wie es ist.»

Normalität kehrt zurück
Obwohl Meier die positive Einstellung in Zeiten von Corona beibehält, fehlt ihm die Fliegerei sehr. Bis anhin habe er noch keine Ahnung, wann er wieder arbeiten könne. «Ich hoffe, dass ich im Monat Juli oder August wieder mit dem Airbus starten darf. Bis sich alles normalisiert, wird es wohl noch bis ins Jahr 2021 dauern.» In der Zwischenzeit lässt er sich von Erinnerungen tragen: von der Sicht auf Alpen und Hügel, Strände und Dörfer. Aviatikstimmung kommt auch am Flugplatz Birrfeld auf, von wo aus er seit April wieder zu Rundflügen aufbrechen darf. Über den Wolken eröffnen sich dem Berufspiloten ganz neue Perspektiven: «Wenn man unten steht, scheint die Welt immer so gross – und von oben merkt man dann plötzlich, wie klein sie doch ist».

Saskia Iten

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