Die Krise setzte ganz viel Kreativität frei

Fr, 26. Jun. 2020

Wie kann man Menschen in Krisensituationen begleiten und wie nimmt man Abschied von den Liebsten, wenn nur fünf Personen zusammenkommen dürfen? Mit solchen und ähnlichen Problemen waren die Kirchgemeinden der Region konfrontiert.

Ganz viel Kreativität war gefragt, als es darum ging, den Kontakt zu den Gläubigen aufrechtzuerhalten. Aber daran mangelte es weder bei den Reformierten noch bei den Katholiken. Ganz im Gegenteil. Die Krise brachte Ideen zutage, die in dieser oder einer ähnlichen Form auch den Corona-Ausnahmezustand überdauern könnten.
Zum Beispiel die Idee von Kathrin Bichsel. Die Pfarrerin richtete im Windfang der reformierten Kirche in Niederrohrdorf einen Raum der Stille ein. Gläubige, die dort innehielten, konnten in ihren «Worten zur Stärkung» lesen. Sie legte ihre Gedanken und Gebete aus und spendete so Trost und Zuversicht in der schwierigen Zeit. Für den katholischen Pfarradministrator Bartek Migacz in Fislisbach wurde das Telefon zur wichtigen Verbindung zu den Mitgliedern seiner Pfarrei. «Ich habe vor allem bei den älteren Mitgliedern der Kirchgemeinde regelmässig nachgefragt, wie es ihnen geht», erzählt er. Viele der älteren Fislisbacher würden über ein gutes Beziehungsnetz verfügen, stellte er fest. Er habe jedoch ältere Einwohner kennengelernt, die sich einsam fühlten. Migacz führte mit diesen Personen regelmässige Telefongespräche und hielt so den Kontakt aufrecht.

Blumen und Rätsel für die Altersheimbewohner
Der junge Pfarradministrator in Fislisbach war vom Bistum verpflichtet, regelmässig einen Gottesdienst mit maximal fünf Personen abzuhalten. «Es waren hauptsächlich Mitarbeitende der Kirchgemeinde, die an diesen Gottesdiensten teilnahmen», erzählt er. Um die Verbundenheit mit den Gläubigen zu unterstreichen, stellte er Bilder der Frauen und Männer in die leeren Bänke. «Dank der Kreativität aller, gelang es uns, mit den Gläubigen in Kontakt zu bleiben», erzählt Nadine Karnitz, reformierte Pfarrerin der Teilgemeinde Rohrdorf. «Pfarrer Markus Dettwyler hat Gottesdienste aufgenommen und live gestreamt», erzählt sie. Er stellte die Aufnahmen auch auf Youtube zur Verfügung. Dieses Angebot war beliebt und erfreute sich vieler Klicks. «Wir bekamen viele gute Rückmeldungen», bestätigt Karnitz. Abgerundet wurde das Angebot im weltweiten Netz noch mit einem Podcast, den das Team jeweils Mitte der Woche neu aufschaltete. «Wir haben darin einerseits aktuelle Themen besprochen und andererseits hoffnungsvolle Botschaften transportiert», erzählt sie. Die Mitarbeitenden der Kirchgemeinde hielten den Kontakt mit ihren Mitgliedern auch per Telefon aufrecht. Und um etwas Farbe in den Alltag der Altersheime zu bringen, brachte man Blumen, Rätsel und Texte für die Bewohner vorbei.
Bartek Migacz freute sich, dass er seit Mitte Mai wieder Gottesdienste im kleinen Kreis abhalten darf.

«Alle haben sich gefreut»
Abdankungen waren während des Lockdowns eine Herausforderung. Nadine Karnitz freut sich, dass es gelungen ist, die Abdankungen in einem würdigen Rahmen zu gestalten. «Es war mit nur fünf Personen anders, aber dennoch feierlich», erzählt sie. Pfarrer Migacz erlebte die Gestaltung der Abschiedsfeiern auf dem Friedhof als herausfordernd. Einige Trauerfamilien wünschen sich, dass in nächster Zeit ein Gedenkgottesdienst im grösseren Rahmen gefeiert wird. Eine Herausforderung war für den Pfarradministrator zudem, dass sowohl Erstkommunion als auch die Firmung nicht gefeiert werden konnten. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Feiern werden im August, respektive im September nachgeholt. Die Reformierte Kirchgemeinde musste Tauffeiern verschieben. Und auch die Konfirmation fand nicht statt. «Wir werden dies im August, September und Oktober nachholen», so Karnitz. Mittlerweile kann man ohne Voranmeldung an den Gottesdiensten teilnehmen. Noch spüren beide Kirchen eine gewisse Zurückhaltung. «Der erste Gottesdienst war wunderbar. Alle haben sich von Herzen gefreut», schwärmt Karnitz. Und für Migacz war der Lockdown eine gute Erfahrung: «Diese Wochen haben uns aufgezeigt, wie wichtig die Gemeinschaft ist und wie sehr sie einem Kraft gibt».

Nathalie Wolgensinger

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