Jungstörche mit Ring – aber ohne Feier
05.06.2020 Stetten, Region ReusstalEs ist jedes Jahr ein Dorffest. Jung und Alt verfolgt jeweils die Beringung der Jungstörche. Wegen der Corona-Krise fällt die «Tauffeier» in diesem Jahr aus. Ringe erhalten die beiden Jungvögel aber trotzdem.
Sie heissen Moritz und Housi. Die Namen stehen bereits ...
Es ist jedes Jahr ein Dorffest. Jung und Alt verfolgt jeweils die Beringung der Jungstörche. Wegen der Corona-Krise fällt die «Tauffeier» in diesem Jahr aus. Ringe erhalten die beiden Jungvögel aber trotzdem.
Sie heissen Moritz und Housi. Die Namen stehen bereits fest. Ein Jungstorch wird nach dem Urenkel von Angela und Max Humbel, Gründer der Humbel Spezialitätenbrennerei AG, benannt, ein Storch nach einem Nachbarn. Bis anfangs Woche war noch nicht klar, ob nicht nur die Feier, sondern auch die Beringung wegen der Corona-Krise ins Wasser fällt. Für die Beringung rückt seit dem letzten Jahr die Feuerwehr Mutschellen mit einer grossen Drehleiter an. Während des Lockdowns konnte die Feuerwehr nur noch für Notfalleinsätze ausrücken. Eine Storchenberingung zählt nicht dazu. Mit der dritten Lockerung des Bundesrates sieht das wieder anders aus. Ab dem 6. Juni dürfen wieder Übungen unter den Auflagen des Bundes durchgeführt werden. Die erfreuliche Nachricht: Die Feuerwehr kann für die Beringung der beiden Jungstörche ausrücken. Der Zeitpunkt ist noch nicht bekannt. Er findet auf jeden Fall unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. «Ab dem 6. Juni könnten wieder Anlässe bis zu 300 Personen durchgeführt werden. Leider ist die Zeit zu knapp, um einen solchen Anlass mit den Hygiene- und Abstandsmassnahmen durchführen zu können», sagt Lorenz Humbel, Inhaber der Spezialitätenbrennerei. «Es wird sicher nächstes Jahr wieder ein Fest bei der Storchenberingung stattfinden. Ich werde mich auch dafür einsetzen, dass in der Zukunft Kinder aus nächster Nähe zusehen können.»
Rekord an Brutpaaren in der Schweiz
Trotz der kalten Witterung während der Brutzeit im Mai konnte die «Storch Schweiz» eine Rekordzahl von über 600 Brutpaaren vermelden. In der «Reussbote»-Region gab es nebst den Stetter Störchen auch ein neues Brutpaar beim Kreisel in Niederwil. Der ausgesuchte Brutplatz ist aussergewöhnlich. Bereits im letzten Jahr war auf dem Niederwiler Kreisel ein einzelner Storch zu sehen. Er konnte aber keine Storchendame von dem extravaganten Standort überzeugen. Dieses Jahr im Frühjahr dann, fand eine zweijährige Storchendame Gefallen. Auf dem Kandelaber mit runder Plattform – mitten im Kreisel – begannen die beiden einen Horst zu bauen. Eifrig wurde geklappert und gebrütet.
Und dann war der Horst plötzlich leer. «Mir wurde gemeldet, dass am Boden beim Kreisel zerbrochene Eierschalen liegen», sagt Daniel Kleinert vom Natur- und Vogelschutzverein Fischbach-Göslikon. Er geht davon aus, dass die Brut für dieses Jahr verloren ist. Anhand der Ringnummern konnte er feststellen, dass es sich bei dem einen Storch um den Altstorch aus Fischbach-Göslikon handelt. Dieser wurde von einem anderen Storch vertrieben. Nun hatte es zwar mit einer jungen zweijährigen Storchendame mit der Liebe, aber nicht mit der Aufzucht, geklappt. Alois Vogler, Präsident des Natur- und Vogelschutzvereins Stetten vermutet: «Der eine Storch ist noch jung und unerfahren. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wurde dieser von einem anderen Storch gestört. Als das Nest kurz verlassen war, haben die Krähen das Gelege zerstört.»
Brut zerstört – Störche bleiben aus
Ob die Niederwiler Störche auch im nächsten Jahr wieder auf dem Lichtmast brüten, ist noch fraglich. Oft werden zerstörte Horste nicht mehr aufgesucht. Das war auch beim zweiten Brutstandort in Stetten bei der Pacovis in Stetten so. Nachdem die Brut zerstört war, liessen sich trotz vorhandener Plattform auf dem Kamin keine Störche mehr blicken. Bis anhin brütet Meister Adebar nur auf dem Kamin der Humbel Spezialitätenbrennerei erfolgreich. Geschlüpft sind dieses Jahr gleich drei Jungstörche. Überlebt haben zwei. Sie haben sich bereits prächtig entwickelt. Ihnen wird es egal sein, dass sie ohne grosse Feier beringt werden.
Debora Gattlen


