Von Kreuz zu Kreuz «im Morgenrot»
21.07.2020 Region Rohrdorferberg, RemetschwilHermann Kalt erzählt Geschichten von schwarzen Gestalten. Beim Spaziergang von Wegkreuz zu Wegkreuz geht es aber auch um die Landeshymne und den Segen.
Nationalfeier am 1. August? Früh flatterten coronabedingt Absagen zu Gemeindefeiern ins Haus. In der Region verblieben zuletzt ...
Hermann Kalt erzählt Geschichten von schwarzen Gestalten. Beim Spaziergang von Wegkreuz zu Wegkreuz geht es aber auch um die Landeshymne und den Segen.
Nationalfeier am 1. August? Früh flatterten coronabedingt Absagen zu Gemeindefeiern ins Haus. In der Region verblieben zuletzt einzig die Feier in Niederwil, die in der Dreifachturnhalle stattfinden sollte und diejenige in Remetschwil (siehe Kasten).
Am 15. Juli hatte schliesslich auch Niederwil abgesagt. Grund waren die seit Mitte Juni steigenden Fallzahlen. Vor allem aber der Entscheid der Kantone Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Solothurn und Aargau, die am 8. Juli gemeinsam beschlossen hatten, ihre Massnahmen abzustimmen: Bei Veranstaltungen mit über 100 Besucherinnen und Besuchern sei neben weiteren Schutzmassnahmen eine Unterteilung in Sektoren mit maximal 100 Personen (bisher 300) vorzunehmen. Das bedeutete das Aus für die Bundesfeier in Niederwil, weil dort jeweils deutlich mehr als 100 Personen teilnehmen, wie der Gemeinderat «schweren Herzens» mitteilte.
Im Freien kann man Abstand halten
In Oberrohrdorf wird auf einen besonderen Anlass aber nicht verzichtet: Passend zum Nationalfeiertag kann am Samstag, den 1. August «im Morgenrot», wie die Organisatoren schreiben, ein Spaziergang auf flachen Waldwegen von Wegkreuz zu Wegkreuz gemacht werden. Ein Team des Pastoralraums am Rohrdorferberg mit Susanne Wegelin, Marcus Wagner, Hermann Kalt und Vroni Peterhans lädt dazu ein. Treffpunkt ist um 9.30 Uhr das Oberrohrdorfer Wegkreuz an der Zürichstrasse (Heitersbergstrasse) mit Parkmöglichkeiten beim Waldrand Heitersberg oder Sennhof. Vroni Peterhans sagt, sie wollten diesen besinnlichen Spaziergang vom Oberrohrdorfer zum Remetschwiler Wegkreuz bewusst offen halten: «Der Weg passt für Familien mit Kindern genauso wie für ältere Menschen.» Im Freien könne man Abstand halten, meint Peterhans, die ohnehin nicht damit rechnet, dass sie überrannt werden. «Würde das eintreffen», sagt sie, «wäre es durchaus wunderbar.» Die Landeshymne werde gesungen und ein Segen für diese «schöne Wohngegend» erbeten und auf den Festtag soll auch angestossen werden.
Schwarze Gestalt am Heitersberg
Hermann Kalt kennt sich mit Geschichten zu den Wegkreuzen im Pastoralraum, welchem die Pfarreien Bellikon, Künten, Rohrdorf und Stetten angehören, aus. «Hier muss früher ein Eichenkreuz gestanden sein», sagt der pensionierte Lehrer, der auch für das Pfarreiarchiv zuständig ist, beim Oberrohrdorfer Wegkreuz an der Zürichstrasse. So würden es zumindest die Ahnen erzählen.
Um 1850 soll der Rohrdorfer Gemeindeammann Kaspar Humbel vom morschen Holzkreuz aber genug gehabt haben. Mit einem Ochsenkarren machte er sich deshalb auf den Weg, um das Kreuz herauszureissen. Oben auf dem Heitersberg sei aber plötzlich eine schwarze Gestalt aus dem Wald aufgetaucht – Teufel oder Mönchsknecht vom nahen Sennhof? Humbel jedenfalls soll dem schwarzen Gesellen als Ersatz für das Holzkreuz ein Steinkreuz versprochen haben. Zittrig sei er ins Dorf zurückgekehrt, tagelang sei es ihm schlecht gegangen. Das Steinkreuz aber wurde an der Zürichstrasse erst 1892, rund 40 Jahre später, ersetzt. Wie es dazu kam und warum es sich dabei um das einstige Brunnenkreuz bei der Villa «Trost» handelt, erfährt, wer sich auf den besonderen Kreuzweg am 1. August macht.
Heidi Hess
1.-August-Feier findet in Remetschwil statt
Die Feier findet auf dem Sennhof statt, im Freien. Wegen der Abstands- und Hygieneregeln ist die Besucherzahl auf 250 Plätze beschränkt. Remetschwiler melden sich telefonisch oder per Mail bei der Gemeindekanzlei bis am 28. Juli an. Die Anmeldung wird nach Eingang berücksichtig. Durchgeführt wird der Anlass durch den Sportclub Busslingen. (dg)