Zigarettenstummel bitte hier entsorgen
03.07.2020 Stetten, Region ReusstalDritt- und Viertklässler stören sich an achtlos weggeworfenen Zigarettenstummeln. Jetzt stellen sie im ganzen Dorf selbstkreierte Aschenbecher auf und wollen auf diese Weise die Bevölkerung sensibilisieren.
Stolz sei sie auf ihre Schülerinnen und Schüler, sagt Doris ...
Dritt- und Viertklässler stören sich an achtlos weggeworfenen Zigarettenstummeln. Jetzt stellen sie im ganzen Dorf selbstkreierte Aschenbecher auf und wollen auf diese Weise die Bevölkerung sensibilisieren.
Stolz sei sie auf ihre Schülerinnen und Schüler, sagt Doris Wettstein, Primarlehrerin an der Schule Stetten: «Innert kürzester Zeit ist es ihnen gelungen, ihr Projekt umzusetzen.» Die Mädchen und Buben kreierten gemeinsam mit ihrer Lehrerin einen Aschenbecher, der, in den Boden gesteckt, Zigarettenstummel auffängt.
Das Thema Abfall begleitete die Schulkinder bereits seit Anfang Jahr, über den Lockdown mit Fernunterricht hinaus. «Es ging ums Vermeiden, Trennen oder Recyceln von Abfall», sagt Wettstein. Im Fokus sei auch Littering gestanden und die Diskussion um Abfall, der verrotten kann – ganz im Gegensatz zu Plastikabfall.
Die Hartnäckigkeit der Kinder
Schliesslich beschäftigte sich die Klasse mit der Frage, was ihnen rund um das Thema am Wichtigsten sei. Das war vor rund zwei Wochen. Dabei habe sich herauskristallisiert, sagt Wettstein, dass achtloses Wegwerfen von Zigarettenstummeln ihre Drittund Viertklässler ganz besonders störe. Isabel und Marvin erklären: «Ein Zigarettenstummel kann 500 Liter Wasser verunreinigen.» Sebastian und Leonit doppeln nach: «Das Gift in den Zigaretten verschmutzt die Umwelt.» Doris Wettstein hakte bei der Klasse nach, ob sie sich wirklich mit diesem besonderen Abfall beschäftigen wollten: Keines von ihnen rauche, sie seien für den Abfall der Erwachsenen doch nicht verantwortlich? Die Kinder aber hätten nicht locker gelassen. Wettstein erklärt diese Hartnäckigkeit damit, dass sie beim «Fötzelen» des Pausenplatzes – mit Handschuhen – auch regelmässig viele herumliegende Zigarettenstummel einsammeln würden. Es belaste die Kinder ausserdem, sagt sie, dass sich so winzige Abfallteilchen derart zerstörerisch auf die Umwelt auswirken können.
Besondere Aschenbecher im Dorf
Daraufhin hätten sie in der Klasse diskutiert, was gegen das achtlose Wegwerfen von Zigarettenstummeln unternommen werden kann. «Aschenbecher im ganzen Dorf aufstellen», lautete ein Vorschlag, der schliesslich zur nächsten Herausforderung führte: Wie kann man mit wenig Geld einen geeigneten Aschenbecher herstellen? Das habe auch sie sich, gemeinsam mit einer Kollegin, überlegt, sagt Wettstein. «Alle haben dann tatkräftig mitgeholfen, ein Modell umzusetzen.» An zugespitzten Holzpfählen aus dem Hobbymarkt wurden Blechdosen mit Kabelbindern befestigt. In diese Dosen werden Gläser gestellt, in welchen die Zigarettenkippen wiederum entsorgt werden sollen. Damit das auch alle Raucherinnen und Rauchern begreifen, sind an den Holzpfählen zusätzlich Informationsplakate befestigt: Zigaretten, Verbotstafeln und Wasser haben die Mädchen und Buben gemalt, Fotos von weggeworfenen Zigaretten aufgeklebt und sogar einen kleinen Enten-Comic gezeichnet. Alle werden nun ihren Aschenbecher irgendwo entlang ihres Schulweges auf öffentlichem Grund einstecken – die Erlaubnis dazu haben sie vom Gemeinderat erhalten.
Vreni, die ihren Aschenbecher bereits aufgestellt hat, sorgt sich: «Noch habe ich keine Zigarette in meinem Glas gefunden.» Nach nur einem Tag, tröstet die Lehrerin, sei es vielleicht noch etwas früh. Die Kinder wollen die Gläser regelmässig leeren, auch in den Ferien. Den gesammelten Inhalt werden sich Berner Oberstufenschüler, deren Ziel es ist, eine Million Zigarettenkippen zu sammeln, im Herbst abholen.
Heidi Hess