«Corona wirkt gegen Einbrüche»

Fr, 07. Aug. 2020

Die aktuelle Lage hat für viele Berufe Änderungen gebracht. Es gibt allerdings auch Berufe, die weiterhin in gewohnter Umgebung ausgeübt werden müssen. Welchen Einfluss haben die derzeitigen Umstände auf die Tätigkeit des Polizisten? Die Regionalpolizei Rohrdorferberg-Reusstal spricht auf Patrouille über ihren Alltag und die Ereignisse der vergangenen Monate.

Es ist ein trüber Montagmorgen in Niederrohrdorf. Roland Lüthi und Daniel Bodenmann setzen sich in den bereitstehenden Volvo und fahren die Nachbargemeinden ab. Sie halten in den Quartieren Ausschau nach Auffälligkeiten wie beispielsweise Autos mit ausländischen Kennzeichen, in denen zwei Leute sitzen. Der Einbruchstourismus und Einbrüche generell sind jedoch rückläufig, da die Leute mehr denn je zu Hause bleiben. Corona wirke gegen Einbrüche, stellt Bodenmann fest; eher noch werde in Firmen eingebrochen. Welche Faktoren führen zu einer Kontrolle? «Auffällige Fahrweise oder ein ungutes Gefühl sind häufig ein Grund», führt Daniel Bodenmann auf. «Es ist ein Job, in dem man seinen Instinkt gebrauchen muss», ergänzt Roland Lüthi. Polizist sei ein Erfahrungsberuf, wodurch auch das Gespür immer besser werde.

Mal ein Auge zudrücken
Wegen einer Baustelle wird eine bestimmte Strasse gerne als Abkürzung gebraucht, trotz Fahrverbot. Die Beamten fahren dort vorbei, um nach dem Rechten zu sehen. Prompt fährt ein Auto durch, die beiden Polizisten hinterher. Die Automobilistin fährt zur Seite und händigt Daniel Bodenmann ihre Papiere aus. Sie ist der Meinung, die Busse gelte dem Unterlassen der Richtungsanzeige, denn die Dame hat den Blinker nicht gesetzt. Sie reagiert verblüfft, als man sie auf das Fahrverbot aufmerksam macht. Sie kommt mit einem Strafzettel wegen Missachten des Fahrverbots davon, das Nichtblinken wird nicht gebüsst. Man habe einen gewissen Spielraum, erklärt Bodenmann, und könne schon mal ein Auge zudrücken. Eine Hausfrau mit zwei Kindern im Auto scheint keine Gefahr für sich selbst oder die Öffentlichkeit darzustellen. Ein sympathischer Zug des Beamten, welcher nicht in das Klischee des strengen Polizisten passt. Es sei nicht so, dass man Freude am Bussen verteilen habe, merkt Bodenmann an, man mache bloss seinen Job. Auch der Fahrer eines Lieferwagens kommt davon, obwohl er sein Gefährt mit eingeschaltetem Pannenblinker je zur Hälfte auf die Fahrbahn und auf das Trottoir gestellt hat.

Die menschliche Komponente
Seit dem Lockdown kommen vermehrt Hinweise aus der Bevölkerung, die Nachbarschaftshilfe ist gross. Verdächtiges wird umgehend der Polizei gemeldet. In diesem neuen und vor allem zu Hause stattfindenden Alltag spielt die menschliche Komponente eine enorm grosse Rolle, halten die beiden Beamten fest. Konträr dazu gibt es immer mehr Streitigkeiten unter Nachbarn, vor allem wegen Ruhestörung. Auch Hinweise auf Tempoüberschreitungen in 30er-Zonen haben sich gehäuft. Fälle häuslicher Gewalt seien glücklicherweise nicht gestiegen, Schlägereien dagegen schon.
Nach der Patrouille werden Rapporte geschrieben. Während die Kollegen vom Auto zum Büro gehen, setzt Regen ein. Oder wie Roland Lüthi es mit Blick gen Himmel nennt, «der beste Polizist», welcher nun für etwas Ruhe auf den Strassen sorgt.

Maja Banovic

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