Die alte Dame erhält ein neues Kleid
18.08.2020 Wohlenschwil, Region ReusstalDie Gerüste weisen schon eine Weile darauf hin: In diesen Tagen wird die Fassade der Alten Kirche in Wohlenschwil renoviert. Die Arbeiten des Baumeisters am Verputz sowie die Reinigung der Fassade sind inzwischen abgeschlossen. Seit Freitag vergangener Woche schwingt das Frondienst-Team ...
Die Gerüste weisen schon eine Weile darauf hin: In diesen Tagen wird die Fassade der Alten Kirche in Wohlenschwil renoviert. Die Arbeiten des Baumeisters am Verputz sowie die Reinigung der Fassade sind inzwischen abgeschlossen. Seit Freitag vergangener Woche schwingt das Frondienst-Team Pinsel und Farbroller.
Die Arbeiten erfolgen unter Aufsicht der Fachleute und der Kantonalen Denkmalpflege», erklärt Stiftungsratspräsident Peter Meyer bei einem Rundgang vor Ort. Für die Malerarbeiten ist Malermeister Willi Moser verantwortlich. Er war schon bei der grossen Renovation vor 20 Jahren mit an Bord und ist gleichzeitig Frondienstler bei der Stiftung Alte Kirche. Das heisst, er besorgt Material und stellt das Werkzeug, während ein Teil seiner Arbeit gratis ist.
Frondienst-Team ist sehr aktiv
Jedes Jahr im Frühling und im Herbst pflegen Freiwillige Kirche und Umgebung – weil sie die Stiftung unterstützen möchten und das Beisammensein geniessen. Die Fassadenrenovation ist ein ausserordentliches Projekt. «Mich freut besonders, dass wir dafür zwei neue Helfer gewinnen konnten», erzählt Meyer. «Ein bisschen frisches Blut kann nicht schaden.» Im Frondienst-Team seien viele seit langen Jahren dabei. «In ihrem hohen Alter trauen sie sich heute nicht mehr nach ganz oben aufs Gerüst», sagt er.
Gestrichen wird an den kommenden Wochenenden immer freitags und samstags, wenn nötig auch donnerstags. Ursprünglich war geplant, die Arbeiten noch im August abzuschliessen. Jetzt bleiben die Gerüste wohl bis in den September hinein stehen, sagt Meyer. «Die Witterung hat über die Jahre einfach zu viele Schäden im Zementputz verursacht. Dieser stammt aus den 1950er-Jahren. Das Ausbessern hat sich in die Länge gezogen.» Natürlich muss auch das Wetter mitspielen. Strahlender Sonnenschein und extrem heisse Temperaturen wie vergangene Woche seien nicht ideal. «Dann trocknet die Farbe zu schnell», erklärt Meyer, der von Beruf Hauswart der Schulanlage Wohlenschwil ist. Am besten sei bedeckter Himmel. Es sind mindestens zwei Anstriche notwendig, an stark mitgenommenen Stellen drei. Während der Putz der Kirche recht gewöhnlich ist, findet sich an der Ostseite eine Besonderheit: Die Aussenwand des Altarraums blieb noch aus der Zeit erhalten, als die Kirche im 17. Jahrhundert nach der Zerstörung im Bauernkrieg wieder aufgebaut wurde. «Hier verwendeten die Handwerker eine spezielle Mörtelmischung aus Sand, Zement und Sumpfkalk, die wir anlässlich der ersten Renovation analysieren liessen», erzählt er. Auch dieses Mal wurden die Löcher im Putz originalgetreu geflickt, damit kein Wasser eindringt, gefriert und den Putz von der Wand sprengt. Die Arbeiten werden wohl das budgetierte Kostendach von 40 000 Franken sprengen. Finanziell bereite das aber keine Probleme. «Wir können das stemmen», sagt Meyer. Die Stiftung hat seit Jahren Geld für genau diesen Zweck auf die Seite gelegt. Sie finanziert sich zu einem grossen Teil aus den Jahresbeiträgen der rund 300 Stifterinnen und Stifter und ist gewappnet, die Renovation durchzuführen, ohne Schulden aufnehmen zu müssen. Einen Teil der Kosten trägt ausserdem die Denkmalpflege.
Kirche soll am Jubiläum strahlen
Den Termin für die Renovation hat der Stiftungsrat indes mit Absicht auf diesen Sommer gelegt. Denn nächstes Jahr organisiert er vom 3. bis 12. September ein Freilichtspiel über die wahre Geschichte des ehemaligen Dorfpfarrers Peter Welti aus Wohlenschwil. Anlass dafür sind zwei Jubiläen: Die Alte Kirche wird 750 Jahre, die Stiftung Alte Kirche 25 Jahre alt. Das ganze Dorf feiert vom 9. bis 12. September mit. Klar, dass sich die alte Dame an diesen Tagen in ihrem besten Gewand zeigen möchte.
Stefan Böker