«MeinArzt» überweist falsche Patientin

Di, 08. Sep. 2020

Die Ankündigung im «Reussbote» über die Schliessung von «MeinArzt» löst ein mediales Echo aus

Fehler passieren überall, das ist menschlich. Bei «MeinArzt Schweiz» aber überschlagen sich die Ereignisse. Jüngstes Beispiel: «MeinArzt» überweist eine falsche Patientin ans KSB.

Da staunte Edith Brack aus Niederrohrdorf nicht schlecht, als sie letzte Woche vom Kantonsspital Baden (KSB) zu einem Termin aufgeboten wurde. Bei ihr wurde zwar erst kürzlich im KSB einen Eingriff am Knie vorgenommen, aber von Rückenbeschwerden, wie es im Aufgebot hiess, war nie die Rede. Brack liess sich in der «MeinArzt»-Praxis in Niederrohrdorf anfangs Juni die Fäden ziehen. Kürzlich dann kam die Überraschung: Schriftlich erhielt sie ein Aufgebot zu einer Besprechung wegen ihrer angeblichen Schmerzen im Rücken. «Ich habe keine Schmerzen im Rücken», sagt die Niederrohrdorferin. Sie meldete sich umgehend beim KSB. Dort bestätigte man ihr, dass sie von Dr. Elmedin Becic angemeldet worden sei. Da muss eine Verwechslung vorliegen, wundert sich Brack. Das KSB wies sie darauf hin, dass sie die Abrechnungen genauestens kontrollieren soll. Diese Verwechslung ist kein Einzelfall. Der «Reussbote» weiss von weiteren Fällen, dass Patientendaten im Dossier nicht stimmen.

Die Praxis ist geschlossen
Dr. Elmedin Becic praktiziert in Niederrohrdorf und ist einer von vielen geprellten Ärzten, die sich «MeinArzt» angeschlossen haben. Diese Organisation bietet verschiedene Dienstleistungen an. Es ist u. a. auch ein Label, welches Nachfolger für Allgemeinmediziner findet. Letzte Woche schloss Becic Knall auf Fall seine Arztpraxis. Seine Patienten standen vor verschlossenen Türen. Der «Reussbote» berichtete über die Schliessung in seiner Ausgabe von letztem Dienstag exklusiv. Wie die «Aargauer Zeitung» meldet, soll der Chef von «MeinArzt», Christian Neuschitzer, in Italien verhaftet worden sein. Gegen ihn läuft ein Strafverfahren. Neuschitzer kam schon früher in die Schlagzeilen. Die Vorwürfe sind falsche Versprechungen, fehlende Bewilligungen und schlechte Zahlungsmoral.

Dossiers sind beim Betreibungsamt
Roger Fessler ist Leiter des regionalen Betreibungsamtes in Niederrohrdorf. Er bewahrt bis auf weiteres die Akten der Patienten auf. Dies nach Absprache mit dem Gemeinderat. Dem Gemeinderat ist es wichtig, dass die Bevölkerung nicht im Stich gelassen wird, sagt der Leiter des Betreibungsamtes. Fessler hat etwa 400 Dossiers übernommen sowie einen Rechner, auf dem weitere Daten gespeichert sind. Um diese zu öffnen, ist er auf fremde Hilfe angewiesen.
Am Tag, als der «Reussbote» über die Schliessung berichtete, war auf dem Betreibungsamt einiges los. «Viele Personen kamen mit der Zeitung in der Hand und liessen sich ihre Dossiers aushändigen», sagt Fessler. Bis gestern Montag gab das Betreibungsamt gegen Ausweis und Unterschrift circa 80 Patientenakten aus. Vor allem ältere Personen seien auf diese Daten angewiesen, weil sie Medikamente bräuchten, so Fessler. «Viele sind konsterniert. Ältere Personen sorgen sich und fragen nach Hausärzten. Jüngere nehmen die Schliessung etwas gelassener, so Fessler weiter.
Der SVP-Grossrat und Gemeinderat von Mellingen erwartet vom Kanton mehr Unterstützung. Er wird sich an der heutigen Sitzung des Grossen Rates an Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati wenden. «Der kantonsärztliche Dienst will sich aus der Verantwortung ziehen und nichts damit zu tun haben. Das geht nicht», so der SVP-Grossrat.

Benedikt Nüssli

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