«Wünsche mir, das Fi-Gö offener wird»

Fr, 02. Okt. 2020

Michelle Rymann ist 21 Jahre alt und kandidiert im Bezirk Bremgarten auf der Liste der Grünen

Michelle Rymann liebt das Landleben im beschaulichen Fischbach-Göslikon und die Nähe zur Natur. Aber erst in Baden hat sie den Mut gefunden, sich auszuleben. Über Wählerstimmen aus ihrem Dorf würde sie sich freuen.

Ursprünglich hatte sich Michelle Rymann den Juso angeschlossen. «Aber da war ich eher stilles Mitglied», erzählt sie. Hinter deren Kampf für Gleichberechtigung konnte sie zwar voll stehen, letztendlich fehlte ihr aber der Einsatz fürs Klima. Erst bei den Jungen Grünen begann sie, sich wirklich politisch zu engagieren.
Wie so vielen anderen hat der Klimastreik auch ihr den letzten Ruck gegeben. «Diese Bewegung hat mich sehr beeindruckt», sagt sie.
Von sich aus hätte die 21-Jährige wahrscheinlich nicht bei den Grossratswahlen kandidiert: Sie wurde angefragt. Ihre anfängliche Unsicherheit legte sich bald, auch wenn eine Wahl wenig realistisch scheint. «Ich lerne viele neue Menschen kennen und bin an zahlreichen Anlässen mit dabei. Das ist eine sehr gute Erfahrung», nennt sie einige der Vorteile, welche die Kandidatur ihr bringt. «Und es macht mega Spass, gemeinsam für etwas einzustehen und auf Stimmenfang zu gehen.» Es ist ihr erster Wahlkampf, aber wer weiss, wie viele danach noch kommen mögen. Angefressen ist sie mittlerweile sehr. Einen grossen Anteil daran trage ihr neues Umfeld, meint sie. Seit rund einem Jahr verdient sie ihr Einkommen in der UnvermeidBar in Baden und erwirbt nebenbei die Berufsmatura.
Aufgewachsen ist sie in Fischbach-Göslikon in einem umgebauten Bauernhof. Die Familie besitzt Schafe, Hasen, Hühner und einen grossen Garten. Ein Onkel, den sie als Kind oft besuchte, ist Landwirt auf der Baldegg. Sie schloss indes eine KV-Lehre bei der Aargauer Sozialversicherung ab und arbeitete einige Zeit in Aarau. Heute fährt sie fast täglich mit dem Bus nach Baden.

Mit offenen Armen empfangen
«Die UnvermeidBar ist ein sehr offener Ort. Alle können hier so sein wie sie sind», erklärt sie ihre Faszination für die Kulturbar in der Altstadt. An die UnvermeidBar ist die kleine aber feine Bühne des Teatro Palino angeschlossen, wo Rymann ebenfalls als Mädchen für alles aushilft. Besonders die charismatische Chefin Stella Palino, eine bekannte Künstlerin und Theaterfrau, ist für die junge Grossratskandidatin ein Aufsteller. «Wir reden viel, und die Menschen hier bestärken mich in dem, was ich tue», freut sie sich. «Die ganze Szene hier wirkt auf mich sehr befreiend.»
In Baden findet sie willkommene Abwechslung vom dörflichen Leben, das sie zwar wegen der Nähe zur Natur liebt, gleichzeitig aber kritisiert. «Da mein Herz aber auf dem Land ist, möchte ich meine wunderschönen Erfahrungen gerne mit nach Fischbach-Göslikon bringen, um hier die Vielfalt und Offenheit zu stärken», sagt sie.
Um das zu erreichen klebt die Jungpolitikerin Plakate – manchmal mehrmals hintereinander, denn in Fischbach-Göslikon wurden schon welche von Unbekannten abgehängt. Oder sie beteiligt sich an Aktionen der Jungen Grünen. Ein bis zwei Tage in der Woche sind derzeit für politische Aktivitäten reserviert.

Satire im Abstimmungskampf
Bei einem ihrer letzten Einsätze sah man sie vermeintliche SVP-Flyer aushändigen, stilecht in ein Edelweiss-Hemd gekleidet. Auf den Flyern warben die Jungen Grünen in angriffslustigem Ton für ein «Ja» zum neuen Energie-Gesetz – und nahmen den typisch bürgerlichen Stil auf die Schippe. «Wir wollten zeigen, dass man auch als Konservativer dafür stimmen muss», verteidigt sie das gewagte Projekt in der Lenzburger Altstadt. «Wenn nicht viel Geld da ist für Wahlkampf, muss man eben kreativ werden.» In einer anderen Aktion unterstützte sie Regierungsratskandidatin Christiane Guyer. «Wir haben Seedballs (Samenkugeln) mit Informationsmaterial an Passanten verschenkt. Dadurch haben sich gute Gespräche ergeben», bilanziert sie.
Vor der Wahl am 18. Oktober wird man Michelle Rymann sicher noch das ein oder andere Mal unterwegs antreffen – motiviert und wahrscheinlich gut gelaunt. «Weil ein wichtiger Teil der Politik immer noch auf der Strasse stattfindet», wie sie sagt.

Stefan Böker


Folge 6: Junge wollen in den Grossen Rat

Am 18. Oktober werden die 140 Mitglieder des Grossen Rats für die kommenden vier Jahre gewählt. In loser Folge stellen wir im «Reussbote» einige der jüngsten Kandidatinnen und Kandidaten aus unserem Verbreitungsgebiet vor. (sb) 

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Mägenwil - Senioren wandern zum Kloster Fahr

Am Donnerstag, 18. April findet die nächste Wanderung der Seniorenwandergruppe Mägenwil statt. Die Strecke führt von Zürich-Altstetten limmatabwärts über die Werdinsel zum Kloster Fahr und weiter zum Bahnhof Glanzenberg. Sie misst ca. 9 km, die Wanderzeit beträgt 2 ¾ Stunden, Anforderung leicht. Treffpunkt ist der Bahnhof in Mägenwil um 9.45 Uhr, Rückkehr ca. 15.30 Uhr. (zVg)