Altes Brot ist nicht hart …

Fr, 30. Okt. 2020

portsfreund Jack macht neuerdings auf Retro. Oft verfällt er einer Nostalgie, die er sich bis vor kurzem nicht hätte vorstellen können. Zum Beispiel beim Essen. Er isst liebend gerne Speisen, die in seiner Kindheit angesagt waren: Zum Beispiel Griesspudding mit Sirupsauce. Oder Fotzelschnitten, also die Verwendung von altbackenem Brot. Eier, Milch, Vanillezucker und Salz verrühren, Brotscheiben darin wenden und dann braten. Unter dem Motto: Altes Brot ist nicht hart, kein Brot ist hart. Wie oft hat er diesen Spruch doch damals von seinen Eltern gehört! Zurück zum Einfachen auch beim Kaffee: Jack hat den guten alten Espresso-Kocher aus dem Keller geholt. Die simple Maschine, welche das Wasser erhitzt, von unten durch ein Feinsieb und ins Espressokocher-Oberteil gepresst wird. Kein Schickimickischümlikapselkaffee! Jack besucht liebend gerne Schauplätze seiner Jugend. Er fährt ins Dorf, wo er aufgewachsen ist, setzt sich auf die Bank vor der Kirche. Dann nimmt er in Gedanken einen Fussball und jongliert auf der Wiese hinter dem Schulhaus. Er wartet aufs Läuten der Schulhausglocke und ist enttäuscht, als er einen neumodischen Pausengong hört.

Dann sucht Jack die verwinkelte Brunnengasse, wo er sich als Knabe so herrlich verstecken konnte. Welch’ Wunder: das Holpersträsschen ist zwar unterdessen asphaltiert, trägt aber noch immer den gleichen Namen. Er findet auch das Versteck zwischen Brunnen und Holunderstrauch. Jack zerfliesst beinahe in seinen Nostalgieträumen. Hier, genau hier, bekam er seinen ersten Kuss. Von Marili, die sich längst Mary nennt. Ein zartes, unschuldiges Küsschen, verbunden mit einer innigen Umarmung, aus welcher Marili sich grausam schnell löste, wortlos von dannen rannte und Jack wie bestellt und nicht abgeholt stehen liess.
Jack schwelgt in Erinnerungen. Und er nennt sich wieder Köbi.

Jean

Nostalgische Menüvorschläge bitte an textejean@gmx.ch.

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