Annetta Schuppisser aus Tägerig ist 22 Jahre alt und studiert Ökonomie an der Universität Zürich. Sie hat drei Jahre lang die jglp Aargau geleitet, ist aktuell im Strategieteam der glp Aargau, trainiert Kinder im Segeln und arbeitet im Grand Casino ...
Annetta Schuppisser aus Tägerig ist 22 Jahre alt und studiert Ökonomie an der Universität Zürich. Sie hat drei Jahre lang die jglp Aargau geleitet, ist aktuell im Strategieteam der glp Aargau, trainiert Kinder im Segeln und arbeitet im Grand Casino Baden.
«Vendesi»
Ein Paar Tage in der Toskana lassen mich erkennen, was für Folgen die Pandemie haben kann. Während man in der Schweiz bloss durch die Maskenpflicht im ÖV und manchen Geschäften, sowie die Berichterstattungen über fragwürdige Protestaktionen, an die Pandemie erinnert wird, trifft man in Mittelitalien andere Zustände an.
Diese Woche bin ich mit einem mobilen Wlan-Router für eine Woche nach Italien gereist, um dort «online Uni-Vorlesungen» und meine Grossmutter zu besuchen, was schon lange fällig war aufgrund der aktuellen Lage. Wenn man dann wieder mal in der zweiten Heimat ist, besucht man gerne auch die Lieblingsstädtchen in der Umgebung. Doch wer durch die Strassen der Kleinstädte hier läuft, dem wird vor Augen geführt, was die wahre Konsequenz der letzten Monate ist. Nicht viele Länder haben die Krise so gut überstanden wie die Schweiz, wenige sogar. Während man im Tabacchi keine Briefmarken für das Ausland mehr erhält, man im Lieblingskleiderladen nur noch alte Kollektionen findet und der Warenvorrat der Geschäfte ungewöhnlich klein ist, hört man von Bekannten wie hart die Krise Viele getroffen hat. Auf der Hauptstrasse der Kleinstadt sieht man an jeder Ecke Schilder mit der Aufschrift «Vendesi», «zu verkaufen». Geschäfte können die Mieten nicht mehr tragen und deren Vermieter finden keine Mieter mehr. Wohnungen an bester Lage in der Provinzhauptstadt Siena sind im Preis drastisch gefallen.
Es schmerzt zu sehen, was die Pandemie angerichtet hat – und immer noch anrichtet. Doch nicht nur die wirtschaftlichen Konsequenzen fallen ins Auge – sondern auch, wie die Menschen mit der Lage umgehen. Hier gilt im öffentlichen Raum Maskenpflicht von 18 bis 8 Uhr – und alle halten sich daran! Auch am Tag sind die Menschen auf den Strassen stets mit der Maske griffbereit, unterwegs. Wenn Bekannte angetroffen werden, was hier eine «Chiacchierata» zu Folge hat, eine Plauderei, wird die Maske schnell gezückt und Abstand gehalten. Hier eine Normalität. Die Menschen sind vorsichtig. Man weicht sich auf der Strasse aus – und kann man das nicht tun, wird wieder schnell die Maske gezückt. Während ich ein wenig neidisch bin auf die hier anzutreffende Sorgfalt, bin ich unendlich dankbar dafür, dass die Schweiz die wirtschaftliche Hürde bislang gut genommen hat. Das Leben in der Schweiz kann weiter gehen ohne grosse Hindernisse, an manchem Ort sieht dies anders aus.