Bäcker-Tipp

Fr, 27. Nov. 2020

Über gebrechliche Männer und neue Traditionen

Der Name Grittibänze oder auch Griiti-, Gritibänz, Benz, Bänz, Grättimaa (Region Basel) Elggermaa (Kanton Zürich und Thurgau), Brötige Maa, Chläus, Bonhomme de Saint Nicolas, Bonhomme de Pâte, Bonhomme, setzt sich aus zwei Teilen zusammen:
Gritti bedeutet so viel wie die Beine spreizen und Benz ist der liebevolle Kurzname von Benedikt. Da Benedikt bei der Entstehung des Bänzen ein sehr häufiger Name war, darf man Benz auch als Synonym für «Mann» verstehen. Der Grittibänz bezeichnet also einen alten und gebrechlichen Mann, der die Beine beim Gehen spreizt, um das Gleichgewicht halten zu können.
Wie so oft sind sich die Historiker über den Ursprung dieser Tradition nicht einig. Vielleicht begann schon alles im 11. Jahrhundert in Nordfrankreich, als Schüler am 6. Dezember einen Umzug machten und einen von ihnen für einen Tag zum Kinderbischof wählten. Dieses Kind war an diesem Tag der Chef und durfte mit Hilfe seiner Knechte Erwachsene bestrafen. In der Schweiz begann eine ähnliche Tradition im 14. Jahrhundert mit einem Kinderumzug am 6. Dezember, wobei die Schüler am Ende des Umzuges einen Weggen aus Weissmehl erhielten.
Ab dem 19. Jahrhundert häufen sich die Quellen, dass am 6. Dezember Teigmännli gegessen wurden. Auch der erste Hinweis auf den heutigen Namen Grittibänz ist in diesem Zeitraum zu finden. Der Aargauer Gebäckforscher Rochholz beobachtete am 6. Dezember 1835 auf der St. Petersinsel im Bielersee einige Kinder beim Spielen mit «Manoggle», Brotmännchen, die ihnen der Vater zum Nikolaustag aus Twann mitgebracht hatte. Die Kinder nannten ihn «Chriddibenz».
In vielen Familien ist es auch heute noch Tradition, mit den Kindern am 6. Dezember Grittbänzen zu backen und dann gemeinsam auf den Samichlausbesuch zu warten. Nun wird wohl dieses Jahr an den meisten Orten der Samichlaus nicht vorbeikommen können. Wann hat es das schon mal gegeben? Umso wichtiger finde ich, dass wir in diesen speziellen Zeiten ein mögliches Mass an Strukturen und somit auch Traditionen erhalten. Dies gibt Stabilität, Sicherheit und Normalität (gilt übrigens auch für Erwachsene). Also, auch wenn der Chlaus nicht kommt: backen Sie trotzdem und schmücken Sie die Wohnung. Vielleicht lassen es die Umstände sogar zu, den Götti oder das Gotti einzuladen oder via zoommeeting mit den Grosseltern Versli aufzusagen. Traditionen sterben nur dann, wenn man sie komplett streicht und nicht, wenn Sie sie den Umständen anpassen. Wir leben ja schliesslich nicht mehr im 11. Jahrhundert.
In unseren Filialen erhalten Sie jetzt die klassischen kleinen Grittibänzen sowie eine Variante aus 100 % UrDinkelmehl. Und in der Benzenwoche gibt es natürlich auch grössere Varianten mit Ruten und Pfeiffen.
Möchten Sie einen grösseren Benz oder haben sonst einen Benzenwunsch, dann melden Sie sich frühzeitig bei mir. Vieles ist machbar.

Mit Grüssen aus der Weihnachtsbackstube und bis zum nächsten Bäcker-Tipp am 18. Dezember 2020.

Tamara Lehmann

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