Das Torfmoos – ein Moor, schöner als ein Park

Fr, 13. Nov. 2020

Die Regeneration des Moors wurde vor bald dreissig Jahren eingeleitet und zeigt heute Wirkung – ausruhen aber liegt nicht drin

Auf den Weihern im «Maas» spielte schon der HC Ambri Piotta. Heute besteht das Torfmoos in Niederrohrdorf aus offenen Riedwiesen, aufgelichteten Wäldern und kleinen Gewässern, wo sich sogar Laubfrösche tummeln.

Die Lebensräume haben sich erholt im «Maas», dem Torfmoos bei Niederrohrdorf. So lautet die erfreuliche Bilanz einer im Sommer 2019 durchgeführten Wirkungskontrolle, deren Ergebnisse der Kanton diesen Herbst publiziert hat. Bei Wirkungskontrollen, wie sie bereits 1993 und 2003 durchgeführt worden waren, wird auf Riedwiesen die Vegetation gezählt und auf einigen Probeflächen auch die Flora untersucht. So geschehen auch im Torfmoos.

Knabenkraut und Laubfrösche
Und die Bilanz gefällt dem Biologen Thomas Egloff, der als Projektleiter in der Abteilung Landschaft und Gewässer beim Kanton arbeitete, seit Juli 2019 aber pensioniert ist. Das zumindest hält er in seinem Bericht «Das Maas bei Niederrohrdorf: Die Rückkehr des Moors», erschienen im Informationsbulletin «Umwelt Aargau», fest. Die getroffenen, umfangreichen Aufwertungsmassnahmen im Torfmoos, die seit rund 30 Jahren laufen, würden eine «erfreuliche Wirkung» zeigen.
Heute findet man im «Maas» Pfeifengraswiesen, geschlossenen Torfmoosrasen, sogenannte «blutige Grossseggenbestände», die aussehen wie Kamelhöcker, vor allem aber konnten sich die Riedwiesen ausdehnen. Bei der Erhebung 2019 wurden auch Orchideenarten gezählt, etwa das Fleischfarbene Knabenkraut. Letztlich aber bleibt das Gleichgewicht im Moor fragil. Das zeigt das Beispiel des Kleinen Igelkolben. Vor einigen Jahren wurde das stark gefährdete Rohrkolbengewächs in einem neu geschaffenen Kleingewässer entdeckt. Aktuell aber sei der Kleine Igelkolben wieder verschwunden, weil das Kleingewässer verlandet ist.
Im Torfmoos gedeihen nicht nur seltene Pflanzen. Diese Umgebung lässt auch zahlreiche Libellenarten umher schwirren, etwa den Spitzenfleck. Sogar grasgrün leuchtende Laubfrösche sollen durchs «Maas» hüpfen.

Unterwegs zum moorigen Bijou
Da bleibt die Frage, wie kam Niederrohrdorf zu seinem moorigen Bijou? Zunächst war im «Maas» während über 200 Jahren Torf abgebaut worden. Eingestellt wurde der Torfabbau erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei entstanden drei grosse Weiher, die im Winter jahrelang und bei klirrender Kälte als Eishockey- und Eislaufflächen genutzt wurden. Im Dorf seien «die legendären Spiele, unter anderem gegen den HC Ambri-Piotta» bis heute unvergessen, schreibt Thomas Egloff. Ab 1950 hingegen, als kein Torf mehr abgebaut und auch die Feuchtwiesen nicht mehr gemäht wurden, um das Gras als Stalleinstreu zu nutzen, verbuschten die Riedwiesen. Bäume schossen in die Höhe, rund um die drei Weiher wuchs ein ganzer Wald.
Es war Erich Kessler, Oberrohrdorfer Naturschutzpionier, der Ende der 1970er-Jahre auf diese Entwicklung hinwies, schreibt Egloff. In den 1990er-Jahren gab die Sektion Natur und Landschaft schliesslich ein Aufwertungskonzept des Torfmooses in Auftrag, weil das Gebiet inzwischen als «kantonales Interessengebiet für Naturschutz» bezeichnet worden war. Ziel war – und ist es heute noch – das Torfmoos als Lebensraum für Pflanzen und Tiere von Feucht- und Nassgebieten zu erhalten und aufzuwerten.

Was im «Maas» wichtig bleibt
«Ende gut, alles gut?», unter diesem Titel fasst Egloff schliesslich die aus der Wirkungskontrolle gewonnenen Erkenntnisse zusammen. Bei der weiteren Betreuung dieser Naturschutzzone bleiben im Wesentlichen drei Massnahmen wichtig: Das Fortführen der herbstlichen Mahd auf den Riedwiesen, periodisches Erneuern der bestehenden Kleingewässer und schliesslich die Fortsetzung der Auflichtungsmassnahmen an ausgewählten Stellen im Wald.
Die erfolgreich verlaufene Aufwertung des Torfmooses sei ein Beispiel dafür, wie durch ein engagiertes Zusammenwirken verschiedener Personen und Stellen wieder Raum für heimische, zwischenzeitlich verloren gegangene Natur geschaffen werden könne, schliesst Thomas Egloff seinen Bericht.

Heidi Hess

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