Die Ewigkeit ging nur drei Jahre

Fr, 13. Nov. 2020

Ein grosser Teil der restaurierten Natursteinmauer in Holzrüti muss bereits jetzt ersetzt werden

Es ist eine unangenehme Geschichte: Für viel Geld liess die Gemeinde Niederrohrdorf 2017 die historische Natursteinmauer in Holzrüti herstellen. Nur drei Jahre später muss sie schon repariert werden. Noch ist unklar, wer das bezahlen soll.

Historische Trockenmauern wie die in Holzrüti sind bauliche Wunderwerke. Sie gelten als äusserst langlebig. Die ursprüngliche Mauer in Holzrüti datiert auf die Romanische Zeit und ist zwischen 900 und 1000 Jahre alt geworden, obwohl unsere Vorfahren sie mit einfachsten Mitteln errichteten, ohne Mörtel, ohne Zement, mit behauenen Steinen, die sie auf ihren Feldern und in der Umgebung fanden. 2017 stellten Steinmetze sie von Grund auf wieder her. Bis zu zehn Personen arbeiteten gleichzeitig. Dazu mussten sie eine jahrhundertealte Technik beherrschen. Sie verwendeten neben dem originalen Steinmaterial rund 180 Tonnen Muschelkalksandsteine, die sie aus dem Steinbruch Emil Fischer AG in Dottikon bezogen.

Mauer musste ins Ortsbild passen
Eine Natursteinmauer sieht ausserdem schöner aus als eine Betonmauer und bietet Insekten, Eidechsen und Vögeln Schutz. Es waren denn neben den ästhetischen auch ökologische Überlegungen, welche die Stimmberechtigten 2015 dazu veranlassten, einen Kreditantrag über 170 000 Franken für eine Spritzbetonmauer zurückzuweisen, um ein halbes Jahr später 300 000 Franken für die originalgetreue Sanierung zu sprechen. Das der Gemeindeversammlung vorgelegte Projekt war in Absprache mit dem Departement für Bau, Verkehr und Umwelt erarbeitet und gemäss Richtlinien der «Fachstelle IVS (Inventar historischer Verkehrswege der Schweiz)» erstellt worden. Der Kanton stellte damals 40 000 Franken Subventionen in Aussicht. Der Entscheid der Gemeindeversammlung im Juni 2016 fiel verständlicherweise einstimmig aus.
Als die Mauer im Spätsommer 2017 fertig wurde, war die Begeisterung über das zum Ortsbild passende Bauwerk gross. Leider war die Freude nur von kurzer Dauer.
Schon bald habe sich ein Bauch in der Mauer gezeigt, wie Bauverwalter Andreas Ritter auf Anfrage mitteilt. «Die Mauer buchtete sich an einer Stelle immer weiter aus. Wir haben diese Bewegung mit Messungen verfolgt. Als feststand, dass die Ausbuchtung immer grösser wird, haben wir uns dazu entschieden, die Mauer zurückzubauen, um die Ursache für diese Bewegung zu finden.» Länger zu warten, hätte das Einsturzrisiko erhöht.
Seit 21. Oktober ist die Strasse, die von der Stetterstrasse durch den Weiler hoch nach Niederrohrdorf führt, deswegen gesperrt. Bislang haben die Arbeiter ein rund 13 Meter langes Stück abgebaut, etwa in der Mitte der rund 90 Meter langen Trockenmauer. Über dem dadurch entstandenen Graben, dort, wo die Mauer eigentlich am höchsten sein müsste, decken nun Planen das Erdreich ab. Riesige Betonklötze links und rechts der Baustelle stützen die bestehende Mauer. Steine türmen sich auf allen Seiten der Strasse, die sich, beginnend mit einer leichten Rechtskurve, den Hang hinauf zieht.

Heikles Geschäft
Um die Ursache der Instabilität zu finden, hat die Gemeinde Niederrohrdorf als Bauherrin Experten der beteiligten Firmen hinzugezogen. Gegenüber dem «Reussbote» wollten weder das Planungsbüro Eichenberger AG noch die ausführende Baufirma Sekinger AG, welche heute zur Hächler Gruppe gehört, zum Sachverhalt Stellung nehmen. Die Beteiligten sind angespannt, denn obwohl es nur um eine Mauer geht, ist viel Geld im Spiel.
«Derzeit untersucht ein Gremium drei Möglichkeiten», erklärt Bauverwalter Ritter das Verfahren in groben Zügen. Entweder haben natürliche Ereignisse, beispielsweise Wasser- oder Erdbewegungen, zur Beeinträchtigung der Mauer geführt. Es könnte sich aber auch um einen Fehler bei der Ausführung des Baus gehandelt haben. Oder um einen Planungsfehler. Noch seien die Analysen nicht abgeschlossen. «Aber ich bin zuversichtlich, dass wir die Ursache bald finden und uns aussergerichtlich einigen können», hofft er. Ein Gerichtsverfahren soll unbedingt vermieden werden, denn das würde ein zusätzliches finanzielles Risiko bedeuten.
Wenn möglich soll dann sofort mit dem Wiederaufbau begonnen werden. Es könnte gut sein, dass die Strasse bis Weihnachten gesperrt bleibt.
Nicht nur Befürworterinnen und Befürworter von damals dürften den Ausgang dieser Untersuchung mit Spannung erwarten.

Stefan Böker

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