Zwei Wanderleiter wandern langsamer

Di, 17. Nov. 2020

Auch im hohen Alter engagierten sie sich für das Gemeinwohl, sorgten dafür, dass alle ins Ziel kamen

Konrad Müller und Hansjörg Ender leiteten viele Jahre die Senioren-Wandergruppe Mellingen. Die beiden werden weiter wandern, aber nicht mehr an der Spitze.

Ein grosser Baumstamm hat sich quer über den Weg gelegt, die Baumkrone näher am Wasser, näher bei der Reuss. Oben, am Hang, ragt die Wurzel aus dem Boden. Konrad Müller (84) bleibt stehen, wirft einen skeptischen Blick auf den dicken Stamm, den es zu überwinden gilt: «Das schaffen nicht alle.» Er denkt an seine Wandergruppe, an die rund 40 Seniorinnen und Senioren, die ihm als Wanderleiter gemeinsam mit Hansjörg Ender (86) seit vielen Jahren auf schönen, abwechslungsreichen und geselligen Touren folgen. Heute aber sind sie nicht dabei. Die kleine, feine Wanderung ist exklusiv: Unterwegs sind zwei Wanderleiter, die altershalber und nach langjähriger Tätigkeit Ende Jahr aufhören werden und mit ihnen die Reporterin. Alle drei klettern ohne grössere Probleme über das entwurzelte Hindernis.

Verschieben als Ausnahme
Der Weg führt die Reuss entlang, von Mellingen Richtung Birrhard, durch raschelndes Laub. Nebel hängt über dem Tal, man hätte sich schöneres Wetter gewünscht – mehr Gold, mehr Blau. Die beiden Wanderleiter aber sind wetterfest, tragen feste Schuhe und eine Windjacke. Die fehlende Sonne ist ihnen keine Bemerkung wert. Verschoben, sagen sie, werde eine Wanderung erst, «wenns Chatze haglet». Denn in der Regel sind die Billette im Kollektiv bestellt, das Zugabteil reserviert und erfahrungsgemäss kommen am Verschiebetag weniger Leute. «Die Pensionierten sind gut ausgelastet, haben Termine.»
Hansjörg Ender und Konrad Müller haben Erfahrung, über zehn Jahre lang haben sie die Wanderungen der Senioren-Wandergruppe Mellingen gemeinsam geleitet, Müller sogar insgesamt fast zwanzig Jahre lang. Er folgte auf Otto Müller, der die Gruppe 1993 gegründet und zehn Jahre lang selber geleitet hatte. Er wollte, sagt Konrad Müller, als er als Wanderleiter begann, etwas machen, was er selber gerne tue und was auch anderen Freude machen könnte. Das Wandern entsprach seiner Lust.
Die Augen auf dem Wasser, die Füsse im Herbstlaub, erzählen Ender und Müller von Höhepunkten ihrer unzähligen Wanderungen mit den Senioren, vom glitzernden Schnee in Sörenberg, vom Rheinfall oder von den Höllgrotten und der Lorze bei Baar, aber auch von einer seltsamen Begegnung im Jura, auf der Belchenflue. Dort wurden sie in der Region Hauenstein von einer Gruppe festlich gekleideter Menschen gebeten, einen Moment lang zu warten: Es waren Trauernde, die eine Urne dabei hatten und auf dem Belchen die Asche eines Verstorbenen verstreuen wollten.

Am Schluss wartet immer die Beiz
Nicht immer würden alle das Ziel erreichen. «Sorgen bereitete mir jeweils, wenn wir jemanden unterwegs verloren», sagt Wanderleiter Müller. Die Gruppen seien gross, im Durchschnitt würden alle zwei Wochen 40 Frauen und Männer mitwandern, in der kürzeren oder in der längeren Variante – «die Mellinger Gruppe ist ein Erfolgsmodell», meint Müller. Wenn sich die Gruppe aber in die Länge ziehe, könne es schon passieren, dass mal jemand die Abzweigung verpasse und mal habe sich jemand sogar unterwegs einer anderen Gruppe angeschlossen. Erst in der Gartenbeiz im Ziel habe man sich wiedergefunden.
Nach fast zwanzig Jahren Wanderleitung ist jetzt Schluss. Zwar werden Konrad Müller und Hansjörg Ender weiterhin wandern. Die Spitze aber überlassen sie künftig Werner Ratzenböck und Werner Spreuer.

Heidi Hess

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