Er kocht für Schüler und Betagte

Di, 09. Feb. 2021

Das Wirtepaar vom Restaurant Brauerei wartet bis es wieder für seine Gäste öffnen kann

Das Restaurant ist seit dem 22. Dezember zu. André Killer steht aber trotzdem fast jeden Tag am Herd. Er kocht für den Mittagstisch und für ältere Menschen. Trotzdem freuen sich er und seine Frau Irène wenn auch in der Gaststube wieder Leben einkehrt.

In der Pfanne rührt André Killer (74) die Bratensauce an. Sie wird zusammen mit Pouletschnitzeln, Teigwaren, Gemüse und Salat kurz vor dem Mittag von Betreuerinnen des Mittagstisches abgeholt. Nicht fehlen darf der Reibkäse für die Teigwaren und ein Dessert für die Kinder. Besonders beliebt sind als Nachtisch «Schoggistängeli». Der Mittagstisch ist für André Killer eine Herzensangelegenheit. Seit 15 Jahren sorgt er dafür, dass die Mägenwiler Kinder über Mittag in den Genuss eines ausgewogenen Menüs kommen. «Gewinn mache ich damit nicht», sagt er. Das versteht sich bei einem Budget von einem Fünfliber pro Kind von selbst. Trotzdem zaubert Killer abwechslungsreiche, gesunde und für die Kinder schmackhafte Menüs auf den Tisch. Was mit zehn Kindern begann, ist inzwischen auf 22 angewachsen.

Kinder liegen ihm am Herzen
Die Kinder vom Mittagstisch wissen, wer für sie kocht. Auch Erwachsene freuen sich inzwischen, ab und zu einen kurzen Schwatz mit André Killer zu halten. «Ich habe zu Kindern einen guten Draht», sagt er. Damit er das Budget einhalten kann, schaut er auf Aktionen. So kauft er zum Beispiel die «Schoggistängeli», wenn sie beim Grossverteiler zum halben Preis angeboten werden. Im Sommer gibt es auch Früchte als Dessert. Vegetarier und Unverträglichkeiten, wie Glutenoder Laktoseintoleranz berücksichtigt er ebenfalls. «Das Lieblingsgericht bei den Kindern ist Trutenpiccata mit Spaghetti», verrät er. Weitere Favoriten seien Chipolata oder seine selbstgemachte Lasagne. Jeweils am letzten Schultag im Jahr gibt es Chicken Nuggets und Pommes. «Meist kommen sie zweimal bei mir ins Restaurant um frische Pommes zu holen», sagt er. In der aktuellen Corona-Pause für Restaurants kocht er aber nicht nur für den Mittagstisch, sondern auch für betagte Menschen im Dorf. In einer Warmhaltebox liefert er die Essen an sie aus.

Jammern ist nicht angesagt
André Killer hat die Schliessung der Restaurants vorausgesehen. Als am 22. Dezember die Schliessung folgte, hatte er deshalb nur noch wenige verderbliche Vorräte an Lager. Diese verteilte er kurzerhand an seine Bekannten oder verwertete sie für den Mittagstisch. Jammern, dass aktuell keine Einnahmen mehr aus dem Tagesgeschäft reinkommen, wollen er und seine Frau Irène Killer trotzdem nicht. Ihr Vermieter sei ihnen bereits im ersten Lockdown von sich aus mit der Pacht entgegengekommen. So kommen sie und ihre Küchenhilfe über die Runden.
Vor Corona war das Restaurant vor allem über den Mittag gut besucht. Dazu kamen Vereins- und Geschäftsessen oder Familienfeiern. Diese sind alle bis auf Weiteres abgesagt. Das Wirtepaar freut sich bereits wieder auf die Zeit, wenn in ihre Gaststube wieder Leben einkehrt. Irène Killer fehlt aktuell der Kontakt zu ihren Gästen. Bis dahin heisse es ausharren. Ihr Buchhalter wird demnächst André Killer und die Küchenhilfe für Kurzarbeit anmelden. Wieviel Geld allenfalls aus dem Fonds für die Gastwirte fliessen wird, weiss das Wirtepaar nicht. Seit bald 60 Jahren ist André Killer mit Leib und Seele Koch und Irène Killer sorgt seit der Heirat für das Wohl der Gäste. Stationen waren die «Krone» in Mellingen, der «Weingarten» in Spreitenbach, das «Posthorn» in Neuenhof und seit 2004 wirten sie im Restaurant Brauerei in Mägenwil. Hier wollen sie bleiben. Sie sagen: «Wir hören erst auf, wenn wir nicht mehr die Kraft dazu haben.»

Debora Gattlen

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