Bäcker-Tipp

Di, 30. Mär. 2021

Nachhaltig sein – wer und wie viel?

Mal ganz ehrlich: wer nur für sich selbst produziert (z.B. kocht), wirft auch mal ab und zu etwas weg, was schlussendlich verbrannt wird. Und wer dann noch zusätzlich für andere mitproduziert (kochen für eine Familie; ein gewerblicher / industrieller Betrieb) ist wohl in den allerseltensten Fällen zu 100 % nachhaltig. Und ja, somit auch wir nicht. Sie mögen sich fragen: Wo könnte ein Betrieb überall nachhaltig sein? Ich frage aber, wo kann ein Betrieb nachhaltig sein obwohl es dann vielleicht etwas mehr kostet für den Betrieb und wo muss er auf alle Fälle rentabel sein, ob mit oder ohne Nachhaltigkeit. Am nachhaltigsten wäre sicher, wenn jeder Betrieb aufhören würde zu produzieren und die Kunden aufhören würden zu verbrauchen. Diese Lösung scheint mir dann aber doch sehr unrealistisch. Hier stellt sich auch die Frage der Verantwortung. Wo beginnt sie für den Betrieb und wo hört sie auf bzw. wann liegt sie beim Lieferanten und wo geht sie über zum Kunden. Ich möchte hier ein paar Beispiele von unserer Bäckerei aufzeigen. Schinken und Fleischkäse kaufen wir bei der Metzgerei Wernli in Remigen ein. Sie schlachten selber, und die Schweine sind von Gansingen. Die Transportwege sind somit sehr kurz und der Geldfluss bleibt in der Region. Trutenbrust ist bei uns ausländisch, da derjenige aus der Schweiz 71 % teurer ist. Hier gehen wir davon aus, dass die Kunden nicht bereit sind, einen so hohen Aufpreis zu bezahlen. Ein weiterer Punkt ist die Energie. Meine Eltern haben vor mehr als 10 Jahren von Öl auf Wärmerückgewinnung unserer Kühlanlagen sowie eine Wärmepumpe umgestellt. Vor drei Jahren habe ich dann die Strategie insofern erweitert, dass wir den Strom aus 100 % erneuerbaren Energien beziehen. Dies ist etwas teurer, nehmen wir aber in Kauf. Die Prüfung einer Solaranlage auf dem Dach fiel leider negativ aus, da es in unserer Zone auf Bundesebene (ISOS) verboten ist. Ja, auch der Bund setzt Grenzen. In diesem Fall halte ich es für nicht mehr zeitgemäss und im wahrsten Sinne des Wortes oberflächlich. Schade. Ein sehr grosses Thema ist seit einiger Zeit der sogenannte «Foodwaste», also das Wegwerfen von noch essbaren Lebensmitteln. Wir erleben diese Problematik in unseren Verkaufsläden hautnah. Hat die Verkäuferin am Abend eine eingeschränkte Auswahl, gibt es Kunden, die das ablehnen und wenn es zwei- oder dreimal ihr bevorzugtes Brot nicht hat, nicht mehr kommen. Das heisst, haben wir zu früh zu wenig im Angebot, verlieren wir Kunden und das ist teuer. Haben wir bis am Schluss ein grosses Angebot, werfen wir am Abend gute Lebensmittel weg. Auch das ist teuer, und alles andere als nachhaltig. Am Abend oder auf Produkte vom Vortag Rabatt zu geben ist heikel. Denn die Gefahr, dass einige Kunden erst dann kommen um vom Rabatt zu profitieren, ist erfahrungsgemäss sehr gross und hier kommt dann der Punkt, wo die Nachhaltigkeit für das Geschäft sehr schnell unrentabel wird. Sinnvoller Foodwaste-Trend hin oder her. Eine weitere Möglichkeit der Nachhaltigkeit in diesem Fall wäre auch, dass wir alle als Konsumenten in Kauf nehmen, dass die Auswahl ab z.B. zwei Stunden vor Ladenschluss immer kleiner wird. Das kostet den Konsumenten keinen Rappen sondern «nur» die Akzeptanz, dass etwas gegen Schluss weniger wird. Wie wahrscheinlich auch jedermans und jederfraus Arbeitsleistung gegen Ende eines Arbeitstages; auch die nimmt ab. Und das soll ja auch akzeptiert werden, was richtig ist. Nun aber noch ein anderer Zweig der Nachhaltigkeit. Es hat mich ausserordentlich gefreut, dass während der «Hochsaison» der Coronakrise die kleinen Dorfläden stark von der Bevölkerung unterstützt wurden. Nachhaltig wäre doch jetzt, diese weiter zu berücksichtigen, sofern man zufrieden war. Es stimmte mich sehr traurig, als ich hörte, wie gross der Andrang im nahen Deutschland im letzten Sommer bei der Grenzöffnung bereits wieder war. Wie gesagt, Verantwortung für die Nachhaltigkeit findet auf mehreren Ebenen statt. Auch hier geht es nur zusammen.

Dies war die letzte Ausgabe des Bäcker-Tipp und in diesem Sinne danke ich für Ihre Treue!

Tamara Lehmann

Standorte:
Schinznach-Dorf ·
Unterdorfstr. 15
056 443 22 39
Windisch · Zürcherstrasse 28
056 442 16 71
Brunegg · Hauptstrasse 25
062 896 33 07
Birmenstorf · Bruggerstrasse 22
056 225 11 29

info@baeckerei-lehmann.ch · www.baeckerei-lehmann.ch

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Spektakel und eine ganze Menge Scheine

Das Team von Pitbike Schweizermeister MD Performance enthüllt an einem Sponsoren-Apéro im «Stadttörli» sein neues Bike

Wie es sich für Schweizer Meister gehört: Martin Wernli und Dennis Fischer luden im Stadttörli zum Happening der Sponsoren. Dabei enthüllten sie mit viel Spektakel ihr neues Bike, mit dem der Titel verteidigt werden soll. Und sie konnten sich über viele Scheine in der Rennkasse freuen.

Kasse ist vielleicht das falsche Wort. Ei…