Nur Busse sollen durch die Flaniermeile fahren

Di, 04. Mai. 2021

Beim zweiten Plaza-Workshop geht es um den Öffentlichen Verkehr in der Altstadt und die Aufwertung der Hauptgasse

Nach einem halben Tag Diskussion wird klar: Der Öffentliche Verkehr soll weiterhin Platz haben in der Altstadt. Mehr Platz sollen aber auch Tische, Pfanzentröge oder ein Brunnen erhalten.

Busse dürfen jederzeit in beide Richtungen fahren. Ansonsten soll die Zufahrt zur Altstadt nur noch für Zubringer erlaubt sein. Ausgeschlossen werden soll auch der landwirtschaftliche Verkehr. Diese Variante fand am meisten Anklang unter den knapp 50 Teilnehmenden des zweiten Plaza-Workshops in der Turnhalle Kleine Kreuzzelg. An den acht Diskussionstischen lautete die Begründung unisono, nur so könne die gewünschte Aufwertung der Hauptgasse erreicht werden. – Überrascht habe ihn dieses Ergebnis nicht, sagte am Ende des zweiten Workshops Gemeindeammann Bruno Gretener: «Nach dem ersten Workshop ist dieser Ausgang die logische Folge.»
Bereits im vergangenen Herbst hatte sich der Wunsch nach einer verkehrsarmen Begegnungszone in der Altstadt herauskristallisiert. Zwei Arbeitsgruppen waren daraufhin gebildet worden, die eine arbeitete zum Schwerpunkt «Öffentlicher Verkehr», die andere mit Fokus «Aufwertung Hauptgasse». Seit Anfang Januar erarbeiteten beide Arbeitsgruppen die Grundlagen für den zweiten Plaza-Workshop, der am Samstag durchgeführt worden war – unter Einhaltung des Schutzkonzeptes mit Hygienemasken und vorgängigen Schnelltests.

So sieht das Verkehrsregime aus
Nichts zu rütteln gibt es an einem bereits im Vorfeld verfügten Verkehrsregime mit folgenden Regeln: Maximal 1500 Durchfahrten pro Tag (ohne Busse und Zubringer), die Hauptgasse ist zu Stosszeiten gesperrt (6 bis 8 Uhr, 11 bis 13 Uhr und 16.30 bis 18.30 Uhr), Lastwagen sind generell verboten, Zubringerverkehr und Busdurchfahrten sind jederzeit möglich, in der Hauptgasse und in Nebengassen (Begegnungszone) gilt Tempo 20, auf der Birrfeld- und auf der Lenzburgerstrasse gilt Tempo 30, das schmale Tor im Zeitturm wird für den Verkehr gesperrt – passieren dürfen dieses Tor nur noch Fussgänger und Velofahrerinnen. In Zusammenarbeit mit Expertinnen und Planern stellte die Arbeitsgruppe «Öffentlicher Verkehr» drei Varianten vor, wovon bei zwei Varianten wenig Gestaltungsspielraum für die Hauptgasse bleibt. Einzig die dritte Variante, die bis auf Busse und Zubringer jeglichen Verkehr aus der Altstadt ausschliesst, macht Platz für Gestaltung und kulturelle Nutzung. Weiterhin sollen somit zwölf Busse in der Stunde durch die Altstadt fahren – bisher waren es 20. Einige Workshop-Teilnehmende wünschten eine Lösung «null» für die Busse. Reto Kobi, Projektleiter im Verkehrsdepartement, gab aber zu bedenken, dass Anschlussverbindungen nach Aarau, Baden, Brugg oder Bremgarten kaum noch gewährleistet seien, weil der Fahrplan in ein komplexes, kantonales Bussystem eingepasst ist. Die Arbeitsgruppe «Aufwertung Hauptgasse» machte anschliessend Gestaltungsvorschläge mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten. Im Workshop favorisierte eine Mehrheit den Vorschlag «Rahmen» mit Natursteinplatten entlang des Strassenrands in der Hauptgasse, in Kombination mit Schwarzbelag oder Pflastersteinen.

Heidi Hess


Von «Stakeholdern» und Freiräumen

«Eine lebenswerte Altstadt entsteht nicht einfach so», sagte alt Regierungsrat Peter C. Beyeler zu Beginn des zweiten Plaza-Workshops in einem Impulsreferat. Handeln sei wichtig. Die Mellingerinnen und Mellinger erhielten denn auch ein Kompliment, der Start sei ihnen gelungen: «Was heute auf dem Tisch liegt ist überzeugend». Beyeler ermutigte sie, Energie, Willen und Geduld aufzubringen, den begonnenen Prozess voranzutreiben und auch Nein-Sager an Bord zu holen. Der Präsident der Interessengemeinschaft Aargauer Altstädte sprach von der Altstadt als Wohnund Lebensraum, als Handels- und Verkehrsraum, aber auch vom Konfliktpotenzial in der historischen Umgebung. Handlungsbedarf besteht immer. Alt- und Innenstädte verändern sich, meinte er, Läden oder Gaststätten schliessen, Liegenschaften vergammeln oder werden renoviert. Gleichzeitig halten neue Trends Einzug, etwa das Freizeitverhalten in der 24-Stunden-Gesellschaft, der pulsierende Liegenschaftsmarkt und die Nachfrage nach urbanem Wohnen. Solche Veränderungen und Trends zeigen aber auch, was gestern noch undenkbar war, wird heute möglich. Es braucht deshalb eine abgestimmte Entwicklungsstrategie. Diese müsse mit den «Stakeholdern», den Liegenschaftseigentümern oder dem Gewerbe diskutiert werden. «Das ist sehr wichtig», betonte Beyeler, «weil einzelne Beteiligte Entwicklungen blockieren können.» Entwicklungspotenzial bieten unter anderem Freiräume. Eine Kernfrage lautet deshalb: «Wo sind unsere Freiräume?» Die Gemeinde soll ein Bild haben von solchen Räumen und diese reservieren. Dann gelinge es, sagte Beyeler, Freiräume im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung zu nutzen, statt sie dem Eigeninteresse zu überlassen.
«Die Umfahrung», schloss Peter C. Beyeler, «ist eine grosse Chance». Mit einem ambitiösen Umsetzungsplan konzentriere sich Mellingen auf die wichtigen Themen. (hhs)

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