Spitex: Stärker und besser aus der Krise
08.06.2021 , Region ReusstalDie Corona-Krise hatte für die Spitex Heitersberg auch etwas Gutes – 2020 ist ein Rekordjahr geworden
Die Spitex Heitersberg konnte trotz Corona alle ihre Dienstleistungen kontinuierlich anbieten. Die Pflegeeinsätze haben im vergangenen Jahr sogar um 16 Prozent zugenommen ...
Die Corona-Krise hatte für die Spitex Heitersberg auch etwas Gutes – 2020 ist ein Rekordjahr geworden
Die Spitex Heitersberg konnte trotz Corona alle ihre Dienstleistungen kontinuierlich anbieten. Die Pflegeeinsätze haben im vergangenen Jahr sogar um 16 Prozent zugenommen – ein neuer Rekord.
Am Anfang wusste niemand, was auf uns zukommt», sagt Claudia Wippl. Sie ist Leiterin des Bereichs Pflege und Hauswirtschaft sowie stellvertretende Geschäftsführerin bei der Spitex Heitersberg. Die neue Situation habe zunächst für Unsicherheit gesorgt, bei den Mitarbeitenden und insbesondere den Klientinnen und Klienten. Flexibilität war gefragt, wenn Aufgaben umverteilt und Prioritäten neu gesetzt wurden, Kreativität, um Notfallpläne zu schmieden. Konkrete Massnahmen umfassten die Einrichtung eines Krisenstabs, dem auch externe Fachleute angehörten. Videokonferenzen wurden eingeführt, um die Lage zu beurteilen. Professioneller Austausch fand verstärkt über digitale Kommunikationsmittel statt. Ein Depot mit Schutzmaterial wurde angelegt. «Letzten Endes konnten wir alle Einsätze zu jeder Zeit durchführen», sagt Wippl. Die Spitex meisterte die Krise – und ging gestärkt aus ihr hervor. «Uns hat die Pandemie noch agiler gemacht», lautet das positive Fazit der Pflegefachfrau.
1500 Masken pro Monat
Dass man die Herausforderung annahm, schnell reagierte und sich quasi «neu erfand», ist für Spitex-Präsident Lukas Fus rückblickend der Schlüssel zum Erfolg gewesen. Dabei habe sich die Pandemie nicht nur im Anstieg der Einsätze bemerkbar gemacht. «Für unsere Mitarbeitenden bedeutete die neue Situation auch zusätzlichen Aufwand», sagt er. Tests und Impfungen mussten aufgegleist und Hygienemassnahmen umgesetzt werden. Zusätzliches Schutzmaterial musste her – ungefähr 1500 Hygienemasken pro Monat benötigt die Spitex. Dabei profitierte die Organisation von ihrer engen regionalen Vernetzung und der Nähe zum Kantonsspital.
Ab Herbst hatten sich die Mitarbeitenden an den neuen Normalzustand gewöhnt, eine «professionelle Gelassenheit» habe sich bemerkbar gemacht. Auch das Fazit von Lukas Fus fällt darum positiv aus: «Die Spitex hat einen weiteren Schritt nach vorne gemacht.»
Wenig Covid-Infektionen
Weil die Mitarbeitenden im Umgang mit Corona geschult worden sind und die Massnahmen bestens umsetzten, verhinderten sie die Ausbreitung des Virus. Nur etwa 20 der rund 800 Spitex-Klientinnen und Klienten erkrankten. Zudem betreuten und pflegten die rund 100 Mitarbeitenden jeden Tag vom Spital überwiesene und positiv auf Corona Getestete – bis zu zehn Personen täglich. «Wir haben Einsätze erbracht, wo andere Organisationen mit Mitarbeitenden in der Risikogruppe absagen mussten», weist Claudia Wippl noch auf einen weiteren wichtigen Punkt hin. Zusätzlich habe man die psychiatrische Pflege ausgebaut, ausserhalb des eigenen Einzugsgebiets. In diesem Bereich habe man einen deutlichen Anstieg der Nachfrage verspürt, so Wippl. «Vermehrt haben sich Anfragen von Eltern, die Unterstützung für ihre Kinder benötigten.» Lukas Fus und Claudia Wippl haben ausserdem beobachtet, wie die Mitarbeitenden im Krisenjahr noch weiter zusammengewachsen sind. Das trägt zusätzlich zum ohnehin guten Ruf der Spitex Heitersberg bei, der, so Präsident Fus, auch mit ursächlich ist für den Anstieg der Aufträge, neben der demographischen Entwicklung der Bevölkerung. Was ihn besonders freut, ist der Rückhalt im Verein, den die Verantwortlichen erfahren. An der Mitgliederversammlung, die brieflich abgehalten wurde, bestätigten die Mitglieder bei einer Stimmbeteiligung von 30 Prozent den Vorstand mit einem Glanzresultat.
Die Spitex ist also auf einem guten Weg – und will sich in naher Zukunft auch räumlich vergrössern. Denn durch den Zuwachs kommt die Spitex-Zentrale in Fislisbach mittlerweile an ihre Grenzen. Noch sei nichts spruchreif, sagt Präsident Fus. «Aber es gibt einige Ideen.»
Stefan Böker
Spitex in Zahlen
Aktuell beschäftigt die Organisation 105 Mitarbeitende (darunter elf Lernende Fa-Ge und acht Personen in HF-Ausbildung). Sie betreuen ein Einzugsgebiet von gut 35 000 Einwohnern mit 792 Klientinnen und Klienten. Ein Besuch dauert durchschnittlich 37 Minuten. Der Spitex Heitersberg gehören zwölf Gemeinden an: Bellikon, Birmenstorf, Fislisbach, Künten, Mägenwil, Mellingen, Niederrohrdorf, Oberrohrdorf, Remetschwil, Stetten, Tägerig und Wohlenschwil. (sb)