Dunkle Wolken über dem Flugplatz
30.07.2021 Region ReusstalBirrfeld: An der GV des Aero-Clubs Aargau findet ein Streit seinen Höhepunkt, der seit April 2020 eskaliert
Mobbing, Wahlbetrug, Klüngelei – das sind Vorwürfe, die sich der Aero-Club Aargau, Besitzer des Flugplatzes Birrfeld, anhören muss. Jetzt wird es ernst: ...
Birrfeld: An der GV des Aero-Clubs Aargau findet ein Streit seinen Höhepunkt, der seit April 2020 eskaliert
Mobbing, Wahlbetrug, Klüngelei – das sind Vorwürfe, die sich der Aero-Club Aargau, Besitzer des Flugplatzes Birrfeld, anhören muss. Jetzt wird es ernst: Obwohl der Vereinsvorstand geschlossen zur Wiederwahl antritt, hat eine Widerstandsgruppe eigene Kandidaten aufgestellt.
Die Kritik an den Zuständen kommt von einer Gruppe langjähriger und aktiver Pilotinnen und Piloten. Diese haben eine Homepage ins Netz gestellt, auf der sie ihre Sicht der Dinge darlegen und auf der Steckbriefe der von ihnen vorgeschlagenen Kandidaten zu sehen sind. Die vier neuen heissen Alex Erismann, Peter Lanz, Jens B. Thuesen und Roger Trüb. Alle vier sind ebenfalls Piloten. Vom amtierenden Vorstand des Aero-Clubs Aargau (AeCA), der aus Präsident Werner Neuhaus, Vizepräsident René Dubs, Roger Birchmeier, Matthias Klein, Aurelio Vassalli, Jean Voegelin und Leo Widler besteht, werden nur Neuhaus, Birchmeier und Widler zur Wiederwahl empfohlen. Wenn der Vorstand derart erneuert wird, kann wieder Friede auf dem Birrfeld einkehren, so die Meinung der Widerstandsgruppe. Es sei «fünf vor zwölf».
Wer den Mund aufmacht, muss gehen
Kernpunkt der Beschwerden ist die mangelnde Fähigkeit des Vorstands, zu kommunizieren oder Kritik anzunehmen. Auf dem Fluplatz herrsche ein Klima der Angst und Repression. Wer den Mund aufmacht, werde gefeuert. Ein «vergiftetes Arbeitsklima». Die Liste der Mitarbeitenden, die in jüngster Zeit (fristlos) gehen mussten, ist in der Tat bestürzend. Allein im Juli waren die Assistentin des Flugplatzleiters und ein Fluglehrer betroffen. Ein weiterer Fluglehrer reichte die Kündigung ein, weil ihm die aktuelle Arbeitsplatzsituation zu unsicher wurde. Letzterer sei ein «Aushängeschild» des Flugplatzes gewesen, sein Weggang darum noch bedauerlicher. «Druck (bis hin zur Erpressung) von andersdenkenden Mitarbeitenden und Vereinsmitgliedern», übe der Vorstand aus.
Übersicht und Kontrolle verloren
Die Kritiker werfen dem Vorstand ausserdem eine Vielzahl von unglücklichen Handlungen vor, unter anderem Wahlbetrug. Abstimmungscouverts der schriftlich durchgeführten Generalversammlung 2020 seien nicht durch Stimmenzähler, sondern ein Vorstandsmitglied persönlich geöffnet und gelesen worden. Rund 10 Prozent der eingegangenen Wahlzettel seien in der Folge der Auszählung entzogen worden. Zusätzlich steht der Vorwurf der Posten-Klüngelei im Raum. Nachdem der Verwaltungsrat der Fliegerschule im März dieses Jahres das Handtuch warf, setzten sich alle sieben Vorstandsmitglieder kurzerhand selbst als neuen Verwaltungsrat ein. Zusätzlich macht die Widerstandsgruppe Ungereimtheiten in den Finanzen aus und sagt, der Vorstand wirtschafte schlecht.
Um die Situation nachhaltig zu verbessern, wird ausserdem eine neue Organisationsstruktur gefordert. Die Aufgaben des Flugplatzleiters und des Geschäftsleiters der Fliegerschule seien zukünftig klar abzugrenzen und der Einflussnahme durch den AeCA-Vorstand zu entziehen. Dies fordert der ehemalige Flugplatzleiter und Vorstandskandidat Roger Trüb.
Die schriftlich durchgeführte GV hat es also in sich. Insgesamt hat das Büchlein fast 70 Seiten. Bis 17. August sollen die Mitglieder ihre Stimmzettel retournieren. Damit dieses Mal alles korrekt läuft, ist die Aarauer Revisionsfirma IT Inter-Trust Ltd als unabhängige Stimmenzählerin vorgesehen.
Stefan Böker