Im Torfmoos haben Biber ebenfalls ihre Spuren hinterlassen – jetzt hat sich die Jagd- und Fischereiverwaltung eingeschaltet
Im Torfmoos staut sich Wasser. Wenn das so weiter geht, nimmt es Schaden. Schuld ist der Biber. Weil das Moor einen höheren Schutz geniesst als das Tier, ...
Im Torfmoos haben Biber ebenfalls ihre Spuren hinterlassen – jetzt hat sich die Jagd- und Fischereiverwaltung eingeschaltet
Im Torfmoos staut sich Wasser. Wenn das so weiter geht, nimmt es Schaden. Schuld ist der Biber. Weil das Moor einen höheren Schutz geniesst als das Tier, wird Letzterem nun mit moderner Technik auf den Leib gerückt. Doch selbst Elektroschocks bändigen die Bauwut des Bibers nicht.
Auch in Niederrohrdorf beschäftigt der Biber die Menschen. Guido Schibli zum Beispiel. Der Förster des Forstbetriebs Reusstal zeigt auf Weiher, die zusammengewachsen sind. Auf Wasserflächen im Moor, in denen sich der Himmel spiegelt. Auf den überfluteten Waldweg, 40 Zentimeter steht das Wasser hier schon, an einer Stelle ist der Weg nicht mehr mit dem Wagen passierbar. Eine Ente schwimmt gemütlich vorbei. «Das alles, weil der Biber seinen Damm an genau der richtigen Stelle gebaut hat», sagt Schibli.
Er bewundert das schlaue Tier für diese Leistung. Nur durch den Ölgraben kann das Wasser hinunter nach Stetten abfliessen, von da in die Reuss. Doch der Förster muss sich auch um die geschützte Artengruppe der Torfmoose kümmern. Diese vertragen den hohen Wasserpegel auf Dauer nicht. Wie lange geht das noch gut? Darüber sind sich selbst Experten nicht einig. Fest steht aber: Wenn man den Biber gewähren lässt, stirbt das Moor irgendwann. Der Ölgraben ist rund drei Meter tief. «Theoretisch würde uns das Wasser dann bis zur Schulter reichen», sagt Schibli, auf dem Waldweg stehend.
Dass hier seit Wochen Land unter herrscht, dazu habe sicherlich auch der viele Regen beigetragen. Über den freut sich der Förster. Denn von Borkenkäfern ist in diesem Jahr nichts zu sehen. Ein Segen für den Wald. Dass die Waldwege nicht mehr passierbar sind, ist längerfristig nicht optimal. Deswegen sei man auch mit der Ortsbürgergemeinde im Gespräch. «Wir werden den Weg mit drei, vier Ladungen Kies aufschütten», kündigt Schibli an.
Moore: strenger geschützt als Biber
Der Biber beschäftigt die Mitarbeiter des Forstbetriebs indes schon länger. Oder sollte man sagen: die Biber? Wahrscheinlich ist ein Paar am Werk, vielleicht sogar einer Familie. Das ist eine neue Entwicklung. Erst im Winter hat das Aargauer Bibermonitoring hier Nagespuren untersucht. Diese liessen auf ein einzelnes Tier schliessen. Nun wird die Jagd- und Fischereiverwaltung genauer prüfen. Sie hat Fotofallen aufgestellt und wird weitere Massnahmen ergreifen. Denn das «Maas» ist als Moorlandschaft selten und in der Verfassung geschützt, der Biber «nur» auf Gesetzesstufe.
Mit einem Elektrozaun haben die Mitarbeitenden den vorderen Teil des Damms abgesperrt. Stromschläge sollen die Tiere daran hindern, weiter in die Höhe zu bauen. Ob das gelingt, ist nicht sicher. Vielleicht bauen die Tiere einfach im unteren Teil des Grabens weiter, dort, wo jetzt schon ein neuer Haufen Äste von ungebrochener Aktivität zeugt. «Der chrampft die ganze Nacht», lobt Schibli anerkennend. Im Grunde macht der Biber dasselbe wie Naturschützer. Auch diese schieben dem Ölgraben – einem vor mehr als 200 Jahren künstlich angelegten Abfluss, der Torfabbau ermöglichte – ab und an einen Riegel vor, um die feuchtgebiets-typischen Biotope dort wieder herzustellen. Das Problem ist: Der kleine Landschaftsgestalter ist zu fleissig. Das Wasser staut sich zu schnell und zu stark. Und dieser Konflikt wird allem Anschein nach nicht einfach zu lösen sein.
Stefan Böker