GASTKOLUMNE

Di, 27. Jul. 2021

Patrick Zehnder lebt mit seiner Familie in Birmenstorf. Er unterrichtet Geschichte an der Kantonsschule Baden und verfolgt als freiberuflicher Historiker lokalund regionalgeschichtliche Projekte. Seine Freizeit verbringt er beim Orientierungslauf, auf dem Velo oder auf Langlaufskis.

Nomen est omen!

Unsere Familiennamen, wenn manchen eine Bürde, sind ein grosser Schatz aus dem Hochmittelalter. Damals gab es mehr Menschen und die waren häufiger unterwegs. Daher die Notwendigkeit für eine genauere Bezeichnung. Berufs- und Amts- oder Herkunftsbezeichnungen eigneten sich besonders dafür. Je ein Beispiel: Der Zimmermann arbeitete als ehrbarer Handwerker. Der Zehnder half in der Erntezeit mit, die Abgaben des Zehnten einzuziehen. Und ein Busslinger war eben aus Busslingen zugezogen.
Aber hier soll es um Vornamen gehen. Die sind schon viel älter und haben eine Bedeutung, die weit über das eigene Leben hinausgehen. Nach dem Propheten Jesaia kennt uns Gott mit unserem Namen und spricht uns auch damit an. Wer also den Papstnamen Gregor bekam oder jenen der Heiligen Verena aus der thebäischen Legion, von dem wurde etwas erwartet. «Nomen est omen» könnte man mit einem geflügelten Wort aus dem alten Rom sagen. Der Name als Programm.
Ein Blick auf meine Ahnenreihe: Meine drei Grossmütter hiessen Marie und waren tatsächlich vorbildhaft. Die Vorväter hiessen allesamt Albert mit der Bedeutung edel und berühmt. Versehen mit dem zweiten Vornamen Theodor, Geschenk Gottes, sind das ganz grosse Fussstapfen. Meine Eltern mieden sie.
Das verglühende katholische Milieu der 1960er-Jahre lässt sich gut an den Namen von uns vier Brüdern ablesen. Der Grösste trägt den Namen des ersten christlichen Kaisers. Der Zweite heisst nach einem der Erzengel, passend zu seiner dunkelblonden Lockenpracht. Auf diese zwei folgte statt einer Schwester das Zweite Vatikanische Konzil, das die Kirche ins 20. Jahrhundert hätte katapultieren sollen. Mein Vorname ist bereits eine Konzession an die neue Zeit, aber immerhin noch der Nationalheilige von Irland. Mein Lieblingscousin ist zwar ein Jahr älter, hat aber einen noch moderneren Namen. «Petit Marcel» sollen manche die weissen Männer-Unterhemden nennen. Noch mehr in der Zeit verhaftet der Name meines jüngsten Bruders: Oliver, nach einem der bekanntesten Filmschauspieler und Komiker.
Die Vornamen die heute vergeben werden, sind meist einzigartig, oft von den Eltern eben erfunden. Sie sollen das Besondere des Neugeborenen herausstreichen. In meinen Geschichtsklassen übrigens sind diese Projektnamen noch nicht angekommen. Die Kevin-Welle haben wir hinter uns, im Moment fallen mir die wohltuenden Sarahs und Noahs auf.

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