Gewittersturm fegte durch Obstgarten
30.07.2021 Mägenwil, Region ReusstalDreiviertel der Obstbäume von Silvia und Daniel Habegger wurden innert Minuten zu Sturmopfern
Der Gewittersturm sorgte in Mägenwil auf dem Zelglihof für Verwüstung. Betroffen ist der beim Kanton als wertvoll eingestufte Obstgarten der Familie Habegger. 30 von 100 ...
Dreiviertel der Obstbäume von Silvia und Daniel Habegger wurden innert Minuten zu Sturmopfern
Der Gewittersturm sorgte in Mägenwil auf dem Zelglihof für Verwüstung. Betroffen ist der beim Kanton als wertvoll eingestufte Obstgarten der Familie Habegger. 30 von 100 Obstbäumen sind entwurzelt oder abgebrochen.
Kurz nach 18 Uhr verdunkelte sich am Montag der Himmel über Mägenwil. «Unser Lernender sagte ‹Jesses Gott› als er nach draussen schaute», sagt Silvia Habegger. Das Gewitter brauste mit voller Wucht über den Hof. Nach einer Viertelstunde war alles vorüber. Sofort ging Landwirt Daniel Habegger nach draussen. Er wollte nachsehen, ob die Kanalisation der Strassenentwässerung die Regenmengen schlucken konnte. Nach den heftigen Regenfällen vor zwei Wochen hatte er vorsorglich eine Pumpe im Schacht vor dem Stöckli des Vaters montiert und Sandsäcke als Schutz aufgeschichtet.
Wirbel sorgten für Verwüstung
Beim Gewitter vom Montag wurden nicht die Regenmengen, sondern der Wind zum Problem. Alles was ihm in der Schneise zwischen dem Denner-Verteilzentrum und dem Gebiet Wiege in die Quere kam, wurde dem Boden gleich gemacht. «Mein Vater sah, wie sich eine der beiden Blautannen in seinem Garten drehte, kurz darauf ihr Spitz abbrach und wegflog», sagt Daniel Habegger. Das liess ihn und seine Frau Schlimmes ahnen. «Es sah aus wie im Krieg», sagt Silvia Habegger. «Der Obstgarten bot ein Bild der Verwüstung.» Die bis über 100 Jahre alten Bäume sind beim Kanton ausgewiesen und registriert. Sie sind für die Natur als besonders wertvoll eingestuft und fördern die Biodiversität. Stirbt ein Baum ab, wird er wieder ersetzt. Nachdenklich stimmt Daniel Habegger, dass es auch junge Obstbäume getroffen hat. Die Baumkronen liegen umgeknickt auf der Wiese. Die fachmännische Befestigung half nicht. «Das zeigt, dass hier Verwirbelungen vorkamen», so Habegger. Betroffen sind 30 Obstbäume aller Altersstufen – vor zwei Jahren gepflanzte Jungbäume bis hin zu über 100 Jahre alten Baumriesen. Das schmerzt ihn. «Es hat auch den Mägenwiler Chlotz-Öpfelbaum entwurzelt», sagt er. «Leider wird diese Pro Specie Rara-Sorte nicht mehr gezüchtet.»
Noch nie so etwas erlebt
Daniel Habegger bewirtschaftet bereits in vierter Generation den Zelglihof. So etwas haben sowohl er wie auch sein Vater Ernst Habegger, noch nie erlebt. Dieses Jahr war auch bisher schon herausfordernd. Bereits anfangs Jahr fielen sechs Obstbäume dem schweren Schnee zum Opfer. Nun folgt der zweite noch heftigere Tiefschlag. Bereits am Dienstag ging es ans Aufräumen. Die vom Gewittersturm betroffenen 30 Bäume wurden abtransportiert. Sie werden im Winter durch alte und resistente Sorten ersetzt.
Gelitten hat aber nicht nur der Obstgarten der Habeggers. Am Waldrand sind Bäume auf ihr Dinkelfeld gestürzt. Wegen des Hagels wird es zudem beim fünf Hektaren grossen Bohnenfeld zu einem Komplettausfall kommen. Dadurch wurde nicht nur die Bohnenernte vernichtet, sondern auch Forschungsdaten. Habegger macht bei einer Feldforschung zur umweltfreundlichen Schädlingsbekämpfung der Bohnenfliegen mit. Die Daten sind für dieses Jahr nicht aussagekräftig.
Der Mais war bereits von den früheren Regenfällen in Mitleidenschaft gezogen. Der letzte Sturm hat ihm nun den Rest gegeben.
Versöhnlich stimmt Habegger, dass sein Lieblingsbaum, ein über 100 Jahre alter Birnbaum, den Sturm schadlos überlebte. Er steht am Rande des Obstgartens und war somit ausserhalb der Windschneise. «Zu diesem Birnbaum habe ich eine spezielle Beziehung», sagt er. «In trockenen Sommern wässere ich ihn. Ich bin froh, dass er zu den Bäumen gehört, die den Sturm überstanden haben. Er ist mein Lebensbaum.»
Debora Gattlen