«Wir sind hier alle wie eine grosse Familie»

Di, 03. Aug. 2021

Die Premiere des Arabas Cirque Jeunesse steht kurz bevor – 38 Kinder und Jugendliche sind mit vollem Einsatz dabei

Zum ersten Mal gastiert der Kinderzirkus «Arabas Cirque Jeunesse» in Mellingen. Nach Corona-Zwangspause freuen sich die jungen Akrobaten besonders auf die Premiere am 7. August. Doch auch wenn die meisten alte Hasen sind, muss noch viel geübt werden. Ein Blick hinter die Kulissen.

Es geht noch ein bisschen drunter und drüber bei den Proben an diesem Morgen. Kein Wunder, es ist der erste Trainingstag nach der Sommerpause. Und auch sonst ist vieles neu heute: Zum ersten Mal überhaupt in dieser Saison proben die Kinder und Jugendlichen zwischen acht und 19 Jahren im echten Zirkuszelt, statt wie bisher nur in der Turnhalle. Die Manege steht jetzt ausserdem nicht mehr in Zufikon, sondern erstmals in Mellingen auf der Wiese hinter der Firma Hevo AG. Das hat auch Auswirkungen auf das Bühnenbild, wie die Verantwortliche Natalie Ammann erzählt: «Durch das Zelt am neuen Platz wussten wir nicht genau, wie hoch die Kulissen genau sein dürfen», berichtet sie. Knifflig sei es auch gewesen, den Zeltboden auf der nassen Wiese eben zu bekommen. Aus der Not hat man eine Tugend gemacht. Das minimalistische Bühnenbild rund um eine Litfasssäule mit alten Plakaten passt perfekt zum diesjährigen 25-jährigen Jubiläum des traditionsreichen Kinderzirkus.

Echter Familien-Zirkus
Seit Gründung des Zirkus-Vereins vor 25 Jahren ist natürlich keiner der jungen Akrobaten dabei. Aber fast alle haben ältere Geschwister, die bereits im Zirkus mitmachten. So wie die zwölfjährige Enya Kuhn, die ihrer grossen Schwester Lynn nacheifert und selbst schon seit sechs Jahren am Trapez ihre Kunststücke vollführt – also buchstäblich ihr halbes Leben. Die beiden Geschwister von Louisa Zemp (10) sind ebenfalls im Zirkus aktiv. Louisa singt Solo im Chor und balanciert bewundernswert spielerisch auf dem Einrad. Von wem sie das wohl gelernt hat? Nein, nicht etwa vom Profi-Zirkusathlet, sondern von ihrer Schwester Lena, die mittlerweile selbst Trainerin ist. Nur noch sporadisch kommen «echte» Profis zu den Proben, die von Oktober bis August mehrmals pro Woche stattfinden. Die Jüngeren lernen von den Älteren – wie in einer echten Familie eben. «Das ist gerade das Schöne: Man ist hier wie eine grosse Familie», beschreibt der 13-jährige Andrin Riedi, was ihm besonders am Zirkus gefällt. «Fussball macht ja jeder», fügt er an. Für die Übungen am «Chinesischen Masten» brauche es dagegen Kraft, Mut und vor allem Motivation. An Letzterem fehlt es weder den Zirkuskindern, noch deren Eltern, die ebenfalls stark eingebunden sind. Schliesslich müssen immer Erwachsene bei den Proben dabei sein, selbst wenn die Kids noch so selbstsicher an den Geräten agieren: «Es ist ein tolles Projekt, aber auch aufwendig», gibt Karin Aeberhard-Kuhn zu. Es lohne sich aber – vor allem, wenn mehrere Kinder aus der Familie mitmachten.

Nachfolge im Verein gesichert
Nachwuchs aus der grossen Zirkus-Familie steht auch schon für Vereinspräsident und Zirkusdirektor Martin Indlekofer parat. Er hat vor 25 Jahren den Zirkusverein mit ins Leben gerufen und gibt nun den Stab – oder besser: den Hut – weiter. Zur Premiere übernehmen die jetzige Trainingsleiterin Nina Hegnauer und Joël Demierre gemeinsam die Leitung: «Ich habe extra gewartet, bis sich zwei Ehemalige finden, die es machen wollen», freut sich der 57-Jährige Indlekofer über die Nachfolge aus den eigenen Reihen. Für die nächsten 25 Jahre ist also vorgesorgt. So dass es auch künftig heissen wird: «Vorhang auf!» im «Familienzirkus» Arabas Cirque Jeunesse.

Michael Lux


Vorstellungen

Die Premiere im Zirkus Arabas Cirque Jeunesse findet am 7. August statt. Danach, bis 5. September, wöchentlich von Freitag bis Sonntag abendliche Vorstellungen. Vorverkauf und Infos unter arabas. ch oder unter Tel. 0800 888 800.

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