Steg über die Reuss bleibt im Gespräch
17.08.2021 Fischbach-Göslikon, Freiamt, KüntenDer Naturschutz sagt «Ja» zum Reusssteg, verbunden mit einem gewichtigen «Aber»
Pro Natura, Birdlife und WWF Aargau haben gegen den Reusssteg eine Einwendung eingereicht. Sie hegen Sympathie, verlangen aber Ausgleich in der Schutzzone.
Die Frist für einen ...
Der Naturschutz sagt «Ja» zum Reusssteg, verbunden mit einem gewichtigen «Aber»
Pro Natura, Birdlife und WWF Aargau haben gegen den Reusssteg eine Einwendung eingereicht. Sie hegen Sympathie, verlangen aber Ausgleich in der Schutzzone.
Die Frist für einen Vorentscheid zum Baugesuch Reusssteg lief gestern ab. Während die Stiftung Reusstal von einer Einwendung gegen das Vorprojekt absieht, haben Pro Natura Aargau genau wie auch Birdlife und WWF Aargau Einsprache eingereicht. Den Naturschutzverbänden geht es besonders um ökologischen Ausgleich und Ersatzmassnahmen. Matthias Betsche, Geschäftsführer bei Pro Natura, betont die Offenheit der Verbände gegenüber dem Steg. Dennoch werfe ein solcher baulicher Eingriff in der geschützten Zone auch zahlreiche Fragen auf.
Mitten in sensiblen Zonen
Das Bedürfnis nach einem Steg ist alt. Beide Gemeinden wünschen sich seit Jahren eine Verbindung zwischen den beiden Dörfern: Zu Fuss oder mit dem Velo soll die Reuss zwischen Fischbach-Göslikon und dem Weiler Sulz, der zur Gemeinde Künten gehört, überquert werden können. Gegen das diffizile Projekt wehrten sich vor allem Naturschutzverbände. Grund: Der Steg würde mitten in sensible Naturschutzzonen gebaut. Allein die Reussuferschutzzone ist eigentlich Sperrzone für jegliche Bauten. Hinzu kommen Amphibienschutz- und Auenschutzzone, das Gebiet liegt zudem mitten in der Landschaftsschutzzone von kantonaler, ja nationaler Bedeutung.
Weil das Bedürfnis nach einem Steg in der Bevölkerung nicht schwindet, haben Fischbach-Göslikon und Künten beim Kanton ein Vorprojekt eingereicht. Ausgearbeitet wurde es vom Brugger Büro Steinmann Ingenieure und Planer AG. Über dieses Vorprojekt wurden die Stimmberechtigten bereits an der Gemeindeversammlung im Sommer informiert («Reussbote», 25. Juni).
Der Vorentscheid für das Baugesuch lag seit dem 16. Juli in den Kanzleien der beiden Gemeinden öffentlich auf. Zunächst sollen Höhe, Lage und System des Stegs, der von den Planern als Spannbandbrücke vorgesehen ist, aufgrund des Vorentscheids festgelegt werden. Gestern lief die Auflagefrist ab.
Pro Natura Aargau hat, in Absprache mit Birdlife und WWF Aargau, eine Einwendung eingereicht. Dabei geht es den Verbänden nicht darum, den Reusssteg zu verhindern. Pro-Natura-Geschäftsführer Betsche sagt: «Wenn es überhaupt einen geeigneten Standort für einen solchen Steg über die Reuss gibt, dann an dieser Stelle, beim Campingplatz.» Man hege grosse Sympathie für einen zugänglichen Auenschutzpark und anerkenne die Anliegen der Bevölkerung. Betsche sagt aber auch: «Die Schutzzone darf nicht übersteuert werden.» Diese Gebiete seien als national und kantonal geschützte Flächen für die Natur, für Flora und Fauna, ausgezont worden. Die Tiere brauchen Ruhe in ihrem Lebensraum, sie dürfen keinem zu grossen Besucherdruck ausgesetzt werden. Wenn dennoch Eingriffe in diesen Zonen erfolgten, so bedinge das einen ökologischen Ausgleich und Ersatzmassnahmen für Natur und Landschaft im Gebiet. «Das muss mit den Gemeinden genau angeschaut und auch diskutiert werden», sagt Betsche.
Störender Bade- und Bootsbetrieb
Auch die Stiftung Reusstal prüfte das Projekt. In einer ersten Beurteilung sei man zum Schluss gekommen, sagt auf Anfrage Geschäftsführer Josef Fischer, dass ein Steg bei der heutigen Fähre am ehesten landschaftsverträglich wäre. Man gehe davon aus, dass der Fährbetrieb eines Tages eingestellt werde. «Weil in diesem Reuss-Abschnitt weitere Auenaufwertungen zu erwarten sind, ist der vorgeschlagene Standort wohl geeigneter, zumal das östliche Reussufer mit dem Campingplatz bereits seit langem beeinträchtigt ist», hält Fischer fest. Die Stiftung erachtet den grossen Boots- und Badebetrieb an und auf der Reuss als grösseres, weit raumwirksameres Störungspotenzial für empfindliche Arten wie Wasservögel als ein fixer Reusssteg für den Langsamverkehr.
Heidi Hess