Zirkus bringt Farbe ins Leben von Gross und Klein
06.08.2021 Fischbach-Göslikon, FreiamtZirkus mit Tradition – Zum siebten Mal stellen Kinder mit und ohne Behinderung vor Ort ein Zirkusprogramm auf die Beine
Alle drei Jahre wird Fi-Gö bunt: Der Mitmach-Zirkus Wunderplunder macht für eine Woche halt auf dem Schulareal. Damit das möglich ist, sind rund 30 ...
Zirkus mit Tradition – Zum siebten Mal stellen Kinder mit und ohne Behinderung vor Ort ein Zirkusprogramm auf die Beine
Alle drei Jahre wird Fi-Gö bunt: Der Mitmach-Zirkus Wunderplunder macht für eine Woche halt auf dem Schulareal. Damit das möglich ist, sind rund 30 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Viele können das Wunderplunder-Lied immer noch auswendig, denn sie waren schon als Kinder mit dabei.
Es ist ein herzerwärmendes Bild: Jeden Abend zum Abschied singen Kinder, Helferinnen und Helfer sowie Zirkusleute gemeinsam das Wunderplunder-Lied. Im blaugelben Zelt verschwinden die Unterschiede zwischen den Teilnehmenden. 61 Kinder mit und ohne Behinderung sind vereint in einem Zirkustraum. Sie haben ein gemeinsames Ziel: in kurzer Zeit ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen.
Ihre Woche hat am Montag begonnen. Dienstag und Mittwoch sind die wichtigsten Tage, um zu üben. Am Donnerstag schon ist Generalprobe, und am Freitag gilt es ernst: Unter der Zirkuskuppel gehen zwei grosse Aufführungen für Familien und Freunde der Teilnehmenden über die Bühne.
Angeleitet werden die Kinder von zwölf jungen Menschen, hauptsächlich aus Bern und Umgebung. Sie wohnen in Zirkuswägen, laufen barfuss durch die Gegend, haben wilde Frisuren und Bärte, hier und da blitzen Tattoos auf. Zu ihnen schauen die Kinder bewundernd auf. Die Kleinen in ihren selbst ausgesuchten Kostümen dürfen sich in verschiedenen Disziplinen austoben, lernen lustige Sketches, Kunststücke am Boden und in der Luft, Jonglagen, Feuerspucken und vieles mehr.
Bei der Programmgestaltung bringen die Kinder eigene Ideen mit ein. Auf der Wiese übt die Feuergruppe. Eifrig wird die Choreographie diskutiert. Wann ist der Auftritt der Feuerteufel? Vor oder nach den Phoenixen? Alle reden durcheinander. Die Mitglieder der Luftakrobatikgruppe sitzen in der Turnhalle, die Köpfe über Vorlagen gebeugt, über ihnen die Ringe. Im Raum hinter der Küche sind die Fakire zu Gange. Aus der Schule dringt Lachen: Die Clowns machen Faxen.
«Der Umschwung hier ist ideal», sagt Michael, der Medienverantwortliche, beim Rundgang. Es hat eine grosse Küche, sanitäre Anlagen, genügend Räume zum Ausweichen und geteerte Stellplätze für die Zirkuswägen, um nur einige Vorteile zu nennen. Der selbstständige Journalist hat als Kind schon teilgenommen. Für ihn eine ganz wichtige Erfahrung, die bis ins Berufsleben nachhallte: «Moderieren, zaubern, auf der Bühne stehen – das hat mir viel gebracht.»
Das Besondere an der Zirkuswoche in Fischbach-Göslikon ist, dass die Kinder den ganzen Tag bleiben können. Im Helfer-Team sind vielfach Mütter oder Väter der Kinder, die das möglich machen. Wie Mario. Sein Einsatz endet erst Freitagnacht, wenn das Zirkuszelt abgebaut ist. Vom Flair auf dem Platz ist der Hochschullehrer total begeistert. «Das erinnert mich ein bisschen an meine Studienzeit», sagt er. Andere Eltern können nur über den Mittag. Oder bringen Selbstgebackenes vorbei. Viele Lebensmittel kommen von Sponsoren. Ein eingespieltes Team. OK-Chefin Silvia Bässler sagt: «Viel läuft über persönliche Kontakte.» Ihr Sohn und einer seiner Kollegen sind ebenfalls vor Ort. Wenn die Helferinnen und Helfer an den Biertischen vor der Küche sitzen, wirken sie wie eine grosse Familie. Manche sind schon seit Jahren dabei.
Eine solche integrative Woche ist auch für die «Wunderplunders» etwas Besonderes. Alex leitet die Gruppe Bodenakrobatik. Sie strahlt vor Begeisterung: «Die Dynamik in der Gruppe ist so super. Alle hören zu und schaffen gut miteinander. Das Wettbewerbsdenken tritt in den Hintergrund. Der Anfang unserer Nummer steht bereits.»
Stefan Böker