Gemeinderatswahl vor 100 Jahren

Di, 28. Sep. 2021

Passend zu den Gesamterneuerungswahlen vom vergangenen Wochenende fand die Redaktion nachfolgenden Text im «Reussbote» vom November 1921, als Frauen noch kein Stimmrecht hatten.

Die Qualifikation zum Gemeinderat zeichnet ein bekannter Volksschriftsteller wie folgt: Mit Leuten die sich viel Mühe geben, ist man ebenso gut angeführt, wie mit einem Weibsbild, das sich selber einem zur Ehe anträgt oder antragen lässt. Wählt auch keinen, der in den Wirtshäusern viel räsonniert und gross tut, denn ein Vielschwätzer ist wie ein Baum der viele Blätter hat, aber keine Früchte, uneigennützig für das Wohl der Gemeinde tun solche Menschen selten etwas, ausser mit dem Maul. Wählt auch keinen Kerl, der voll Hoffart steckt, doch auch wieder einem schmeichelt und vor einem kriecht, gerade solange er einen brauchen kann. – Wählt auch keinen der gern trinkt oder der Frau und Kind nicht gut gezogen hat; denn, wie will er der Gemeinde vorstehen, wenn er nicht einmal sich und sein Haus zu regieren versteht? Wählt einen ernsten gewissenhaften Mann, dem nicht die Gemeinde einen Gefallen tut, wenn sie ihn wählt, sondern welcher der Gemeinde eine Wohltat erweist, wenn er es annimmt. Bedenke wohl, was derjenige, den du wählst, in seinem Amte anrichtet, darum hat der Wähler auch Schuld und Teil an der Verantwortlichkeit. Über andere Menschen muss man nur solche setzen, die selber Muster und Vorbild für andere sind. Wähle einen Mann, der ein Herz für das Volk, Erfahrung und Besonnenheit hat, zu wissen, wo es nottut, Bescheidenheit, dass er sich nicht für den Gescheitesten nach dem Herrgott ansehe. So einem kann man trauen. Die übrigen, die nicht so sind und oft gar hungrig für sich laufen und rennen lassen, um im Ratszimmer eingelassen zu werden, wie der Marder sich windet und wendet um in den Hühnerstall zu gelangen, die taugen nicht als Magistrat.

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