Siehe da: Nicht selten hörte man im Reuss-Städtchen, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommen werde. Denkste: Der Gemeinderat ist vorgestern Sonntag im ersten Wahlgang komplett gewählt worden.

Nach den Rücktritten, respektive dem Verzicht auf eine Wiederkandidatur der drei Gemeinderäte Bruno Gretener (FDP), René Furter und Roger Fessler (beide SVP), war der Weg in Mellingen frei für einen Neuanfang. Das dürfte der Ausschlag gewesen sein, dass sich acht Personen für die fünf Sitze im Gemeinderat bewarben. Vor vier Jahren waren es im ersten Wahlgang lediglich vier Personen, die sich für ein Amt im Gemeinderat zur Verfügung stellten.
Das beste Resultat erzielte der Jüngste. Silvan Herzig (23, parteilos, neu) vereinte 988 Stimmen. Es ist ein klares Zeichen an die Jugend, dass Mellingen damit gesetzt hat. Der «Reussbote» erreichte Herzig im fernen Südafrika, als er auf seine Wahl mit einem MCC – ähnlich einem Champagner – anstiess. Er habe nicht mit einem so guten Ergebnis gerechnet, sagte er gegenüber dem «Reussbote». Zumal er ja weit weg von der Heimat war und praktisch keinen Wahlkampf betreiben konnte. Hinter Herzig klassierten sich die bisherige Györgyi Schaeffer (parteilos) mit 939 Stimmen, Eveline Wernli (Die Mitte, neu) mit 853, Martin Huber (parteilos, neu) 832 und der bisherige Beat Gomes (parteilos) mit 723 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 621 Stimmen, die Wahlbeteiligung betrug 45 Prozent. Dass Beat Gomes das schlechteste Resultat der Gewählten erzielte überrascht nicht, die Grabenkämpfe im Gemeinderat dürften ihn einige Stimmen gekostet haben. Er zeigte sich aber positiv überrascht über das Ergebnis, Gomes rechnete mit einem zweiten Wahlgang. Zwischen den Gewählten und Nichtgewählten liegen mindestens 236 Stimmen, ein doch recht grosser Abstand. Nicht gewählt wurden die drei parteilosen Alexander Wagner 487 Stimmen, Urs Weber 480 Stimmen und Raphael Leutenegger 385 Stimmen. Weitere Stimmen erhalten haben die noch amtierenden Gemeinderäte Bruno Gretener 95, René Furter 72 und Roger Fessler 29. Auf Vereinzelte fielen 68 Stimmen.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zeichnet sich bei der Wahl des Gemeindeammanns und des Vizeammanns ab. Martin Huber vereinte 522, Györgyi Schaeffer 495 Stimmen. Auf den dritten Kandidaten, Urs Weber, fielen 107 Stimmen. Weber wurde als Gemeinderat nicht gewählt, seine Stimmen dürften eher zu Schaeffers Seite gehen. Bruno Gretener erhielt 76, Silvan Herzig 11, Beat Gomes 10 und Eveline Wernli 9 Stimmen.
Auch beim Vizeammann kommt es zu einem zweiten Wahlgang. Beat Gomes und Eveline Wernli erzielten beinahe das gleiche Resultat. Auf Wernli fielen 432, auf Gomes 430 Stimmen. Der dritte offizielle Kandidat Raphael Leutenegger erhielt 124 Stimmen. Gomes zeigte sich nach Bekanntgabe des Resultates leicht enttäuscht: «Ich habe bei der Wahl zum Vizeammann mehr erwartet», sagte er am Sonntag. Gomes und Wernli liessen durchblicken, dass sie sich für den zweiten Wahlgang zur Verfügung stellen werden. Für Eveline Wernli wäre der Traum, dass Mellingen die nächste Legislatur von zwei Frauen geführt wird. Sie habe damit gerechnet, dass es zu einem zweiten Wahlgang kommen werde. Und auch, dass es auf einen Zweikampf zwischen ihr und Beat Gomes hinauslaufe.
Am Sonntagnachmittag luden die Kandidatinnen und Kandidaten auf den Ibergplatz zu einem Wahlapéro ein. Dort knüpfte der neu gewählte Gemeinderat erstmals Kontakt mit der Bevölkerung. Der zweite Wahlgang für Gemeindeammann und Vizeammann findet am 28. November statt.

Benedikt Nüssli

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