September 1921 (2)
Zwetschgenwucher. Gegenwärtig kommen viele Wagenladungen Zwetschgen aus Österreich in die Schweiz. Der Preis soll sich auf 100 Kronen per 10 Kilo stellen, gleich Fr. 1.10, oder per Kilo 11 Rappen. Im Detailhandel werden die ...
September 1921 (2)
Zwetschgenwucher. Gegenwärtig kommen viele Wagenladungen Zwetschgen aus Österreich in die Schweiz. Der Preis soll sich auf 100 Kronen per 10 Kilo stellen, gleich Fr. 1.10, oder per Kilo 11 Rappen. Im Detailhandel werden die Zwetschgen aber zu Fr. 1.60 das Kilo verkauft!
Moderner Viehtransport. Auf dm Luzerner Markt konnte eine lustige Fuhre beobachtet werden. Ein Landwirt führte nämlich per Motorrad mit Seitenwagen eine Sau zu Markte. Das Schauspiel war ergötzlich und zum Lachen, wie die Sau in die Welt hinaus blinzelte.
Ein Wald unter der Erde. Sehr interessant sind die Arbeiten beim Aushub für den Stausee bei Klosters. Ein ganzer Urwald kommt zum Vorschein. Sogar Stämme von einem Meter Durchmesser und zehn Metern Länge finden sich in einer Tiefe von bis zu sechs Meter. Die Baggerarbeiten werden oft gehemmt, denn so grosse Stämme mit ganzen Wurzelstöcken sind nicht leicht an die Oberfläche zu bringen. Oft müssen eine bis zwei Lokomotiven ins Mittel treten, um das Holz herauszuziehen.
Auch ein Stammbaum. Die letzten Gewitterstürme haben in Sulz einen uralten Apfelbaum gefällt, durch den im Fricktal eine Apfelsorte eingeführt worden ist, die fast in keinem Obstgarten fehlt. Der morsch und altersschwach gewordene Stammvater der «Wiler Rotäpfel» lieferte hunderte von Schossen in alle Bauernhäuser des Fricktals, sodass diese beliebten rotbackigen und saftigen Äpfel noch in einem Jahrhundert die Zierde und Freude des Fricktaler Obstbaues sein werden.
Millionenerbe. Der junge Mann in Bern, der von einer Tante in Amerika – es ist diesmal kein Onkel – acht Millionen geerbt hat, ist ein Bürger von Aarburg namens Moor. Er ist Bahnbeamter und erst wenige Monate verheiratet. Von so ausserordentlichem materiellen Glück wird nicht so bald jede junge Liebe überrascht.
Oberst Franz Marti von Othmarsingen, vieljähriger Lenzburger Bezirksamtmann, ist am 26. September 82 Jahre alt gestorben. Er war Besitzer des Eichbergs bei Seengen und Vater der Mundartdichterin Sophie Hämmerli-Marti. Als nach der Finanzkatastrophe der Nationalbahn es in Mellingen unmöglich wurde, Männer für die Gemeindebehörde zu gewinnen, wurde Oberst Marti von der Aarg. Regierung als Sachwalter eingesetzt – als einzige Staatshilfe für die ruinierte Gemeinde!
Fahnenweihe hält der Männerchor Mellingen am 11. September. Orchesterverein und Stadtmusik, ersterer wie der Männerchor unter der Leitung von Lehrer Max Seiler, wirken mit. Fahnenpate ist der Gemischte Chor Cäcilia, ebenfalls unter der Leitung von Max Seiler. Das neue Banner, nach dem künstlerischen Entwurfe von Bildhauer Trudel, wurde von der Firma Fräfel & Co. in St. Gallen erstellt.