Wenn die Grabesruhe abgelaufen ist, werden die Reihengräber geräumt – was bedeutet das?
Seit vergangenem Jahr ist die Grabesruhe in Mellingen für neue Gräber von 25 auf 20 Jahre verkürzt. Nach Ablauf werden die Grabstätten im Auftrag der Gemeinde ...
Wenn die Grabesruhe abgelaufen ist, werden die Reihengräber geräumt – was bedeutet das?
Seit vergangenem Jahr ist die Grabesruhe in Mellingen für neue Gräber von 25 auf 20 Jahre verkürzt. Nach Ablauf werden die Grabstätten im Auftrag der Gemeinde geräumt. Angehörige erhalten zuvor die Möglichkeit, dies selbst zu tun und Grabsteine sowie Grabschmuck zu entfernen.
Friedhofsgärtner Andy Jenni, seine Frau Brigitta und die treuen Aushilfen haben in diesen Tagen viel zu tun: Allerheiligen steht kurz bevor und die Gräber werden teils frisch bepflanzt. In dritter Generation betreuen Jennis schon den Friedhof Mellingen. Andy Jenni kümmert sich im Auftrag der Gemeinde um sogenannte Legatgräber, für deren Pflege die Gemeinde Geld von den Angehörigen erhält. Die Hälfte seiner Kunden sind aber auch Privatpersonen, für die er nach Bedarf und auf Rechnung die Gräber schmückt – bis zum Ende der Grabesruhe eben.
Was mancher vielleicht nicht weiss: Im Gegensatz zu Familiengräbern, deren Grabesruhe verlängert werden kann, endet diese bei allen anderen Erdgräbern nach Ablauf endgültig. Im Gegensatz zu vielen Gemeinden galten in Mellingen – wo es übrigens keine Familiengräber gibt – bis vor Kurzem noch 25 Jahre bis zum Ende der Grabesruhe. Seit 2020 beträgt die Grabesruhe für neu angelegte Ruhestätten aber ebenfalls nur noch 20 Jahre.
Vom Grabstein zum Vogelbad
Nur ein langer Streifen nackte Erde ist von den acht frisch geräumten Reihengräbern aus den Jahren 1995 und 1996 geblieben. Mitte bis Ende September hatten die Angehörigen zwei Wochen Zeit, die Grabstätten zu räumen. Danach gingen Grabsteine und Pflanzen in den Besitz der Gemeinde über. Neben der öffentlichen Mitteilung mache man sich in Mellingen die Mühe, noch lebende Angehörige rechtzeitig direkt anzuschreiben, sofern noch Adressen bekannt seien, erklärt Jenni. Ein Stein der jetzt geräumten Gräber sei daraufhin abgeholt worden. «Viele machen Vogelbecken daraus», erzählt er. Die meisten wollten einfach irgendeine Erinnerung an die Verstorbenen behalten. So habe er für eine Angehörige beispielsweise eine Ecke des Grabmals abgeschlagen. «Es gibt auch welche, die stiften den Stein», berichtet der 59-Jährige. Dieser käme dann denjenigen zugute, deren Angehörige sich keinen Stein leisten könnten. «Bei manchen Steinen ist es schon schade, sie wegzutun», gibt Jenni zu. Dass er aber trotzdem nichts behalte oder weitergebe, sondern alles sachgerecht entsorge, darauf legt er grossen Wert. Die nicht abgeholten Grabmale würden anschliessend im Kieswerk recycelt.
Überreste bleiben im Boden
Was er mit den menschlichen Überresten mache, werde er oft gefragt, erzählt der Friedhofsgärtner. «Die Überreste der Verstorbenen bleiben im Boden, es wird nur das Sichtbare abgeräumt», erklärt Jenni. Nach 20 Jahren seien ohnehin nur noch Knochen vorhanden. Die Belegung der Fläche sei zudem erst wieder in zehn bis zwanzig Jahren geplant. Damit bleibt die Grabesruhe indirekt also noch ein Weilchen länger bestehen.
Michael Lux