Rettung aus der Luft für die «Bambis»
30.11.2021 Birrhard, Region Reusstal, WohlenschwilMarkus Baumgartner und Simon Stalder sammeln Spenden für Drohnen zur Rehkitzrettung
Jedes Jahr sterben tausende Rehkitze, die im hohen Gras versteckt sind, qualvoll durch Mähmaschinen. Markus Baumgartner und Simon Stalder helfen mit Drohne und Wärmebildkamera, sie davor zu ...
Markus Baumgartner und Simon Stalder sammeln Spenden für Drohnen zur Rehkitzrettung
Jedes Jahr sterben tausende Rehkitze, die im hohen Gras versteckt sind, qualvoll durch Mähmaschinen. Markus Baumgartner und Simon Stalder helfen mit Drohne und Wärmebildkamera, sie davor zu bewahren. Jetzt sammeln sie für bessere Technik, die eine effektivere Suche ermöglicht.
Wir haben letztes Jahr 35 Rehkitze gerettet, die würden sonst nicht mehr leben», erklärt Simon Stalder aus Wohlenschwil. Jedes Jahr würden tausende junge Rehe beim Mähen von Wiesen unbeabsichtigt getötet. Schuld ist das instinktive Verhalten der neugeborenen Rehkitze. Diese werden im Mai von ihren Müttern zum Schutz vor Feinden im hohen Gras abgelegt – oft am Waldrand. Statt vor dem Mähdrescher zu flüchten, machen sich die Kitze aber möglichst klein und bleiben still am Boden liegen. Das Todesurteil für die kleinen Bambis – es sei denn, sie werden rechtzeitig entdeckt.
Moderne Technik macht es möglich
Genau dabei wollen die beiden Tierschützer helfen. Markus Baumgartner aus Birrhard belegte vor drei Jahren einen Kurs als Drohnenpilot beim Verein «Rehkitzrettung Schweiz» und konnte eine gebrauchte Drohne übernehmen. Simon Stalder stiess ein Jahr später zu den Rehkitzrettern. Zusammen mit rund zehn Helfern rücken die beiden nun jedes Jahr aus, um den Landwirten der Region zu helfen, die versteckten Kitze vor der Heuernte ausfindig zu machen. Denn das sogenannte «Verblenden», bei dem weisse Fahnen in den Wiesen aufgestellt werden, um die Rehgeiss mit ihren Jungen zu vertreiben, funktioniere nicht immer. Benachrichtigt werden die ehrenamtlichen Rehkitzhelfer jeweils direkt von Jägern oder Bauern. Wer ihre Dienste in Anspruch nehmen will, kann sich aber auch auf der Homepage der «Rehkitzrettung Schweiz» registrieren. Anhand der eingegebenen GPS-Daten werden dann die nächstgelegenen Drohnenpiloten benachrichtigt.
Beste Ergebnisse am frühen Morgen
Die 20 bis 30 Einsätze pro Jahr kommen meist kurzfristig zustande, da die Bauern schnell mähen müssen, solange das Wetter schön ist. Zwischen halb vier und acht Uhr am Morgen rücken die allesamt berufstätigen Helfer aus: «Mit zunehmender Sonne wird es immer schwieriger Wärmedifferenzen zu erkennen», erklärt Simon Stalder. Denn die ferngesteuerte Drohne ist mit einer Wärmebildkamera ausgestattet. Auf dem Display heben sich die Rehkitze dank ihrer Körperwärme als helle Flecken von der kälteren Umgebung ab und können so gefunden werden.
Die aktuelle Drohne mit älterer Technik sei allerdings ungenau. Maulwurfhügel, Baumstümpfe oder ähnliches sorgten immer wieder für Fehlalarm. Das koste wertvolle Zeit. Daher sammeln Baumgartner und Stalder auf lokalhelden.ch derzeit Geld für die Anschaffung von mindestens zwei neuen Drohnen. Diese verfügen über eine dreimal höhere Auflösung, fliegen mit 28 km/h doppelt so schnell, wie die derzeit eingesetzte Drohne und können 80 statt 40 Meter hoch fliegen. Dadurch werde die Suche deutlich effektiver, sagen die Tierschützer: «Damit brauchen wir nur die halbe Zeit, ein Feld abzusuchen». Simon Stalder möchte – sofern es mit dem Fundraising klappt – ebenfalls eine Pilotenausbildung absolvieren. Und falls das Geld reicht, könnte sogar noch eine dritte Drohne eingesetzt werden.
Rund 8000 Franken pro Drohne
Doch die unbemannten Fluggeräte sind alles andere als billig: Fast 8000 Franken kostet ein Exemplar – inklusive Monitor, Akku und weiteres Zubehör. Das Finanzierungsziel der Spendenaktion liegt daher bei 15 990 Franken. 100 Prozent des Geldes werde in die Rehkitzrettung investiert, betonen Baumgartner und Stalder. Nebenbei kommen die Drohnen aber noch anderen Tieren zugute: Ausserhalb der Rehkitzrettungs-Saison unterstützen sie den Verein «Pettrailer Schweiz» dabei, vermisste Tiere wiederzufinden.
Michael Lux
Infos unter: lokalhelden.ch/rehkitzrettung-mit-drohnentechnik


