Franziska Peterhans besucht eine Schule in Lupiro,Tansania, und erlebt, wie Unterricht mit einfachen Mitteln funktioniert
Fast zwei Monate war Franziska Peterhans in Tansania. Sie erlebte Unterricht im Busch, unterrichtete selbst und erzählte, wie Unterricht im Reusstal ...
Franziska Peterhans besucht eine Schule in Lupiro,Tansania, und erlebt, wie Unterricht mit einfachen Mitteln funktioniert
Fast zwei Monate war Franziska Peterhans in Tansania. Sie erlebte Unterricht im Busch, unterrichtete selbst und erzählte, wie Unterricht im Reusstal funktioniert.
Alleine war Franziska Peterhans im Busch fast nie unterwegs. Meist wurde sie von Kindern, von Lehrerkolleginnen oder Lehrerkollegen begleitet. Sie luden sie zu sich nach Hause ein, diskutierten und lachten mit ihr und zeigten ihr das Dorf. Lupiro in Tansania, rund 10 000 Einwohner, eine grossflächige Streusiedlung aus Lehm- und Backsteinhäusern mit Feuerstellen, südwestlich von Daressalam, fernab von Touristenpfaden. Dort verbrachte Franziska Peterhans aus Oberrohrdorf die letzten zwei Monate. Viele Kinder hatten noch nie eine Weisse gesehen. Manche versuchten, ihre blonden Haare und die weisse Haut zu berühren.
«Schule, hier wie dort»
Nun ist Peterhans seit einigen Tagen zurück – noch schwingen die Eindrücke aus Afrika nach. Sie sitzt in der Stube und erzählt. Die 30-Jährige hatte sich im Sommer nach mehrjähriger Tätigkeit als Primarlehrerin in Oberrohrdorf ein «Time-out» genommen. In Tansania besuchte sie die private Schule «Moonlight Academy», gegründet vor zwei Jahren von Edmund Mashinga. Die Schule wird weiter gebaut, neue Schulzimmer sollen entstehen – auch dank Geldern aus dem Vogelrüter Adventsmarkt. Acht Klassen werden zurzeit in der Privatschule unterrichtet, fast hundert Kinder vom Kindergarten bis zur fünften Klasse.
Franziska Peterhans schaute in Lupiro zu, unterrichtete selbst im Teamteaching und tauschte sich mit den Lehrerinnen und Lehrern aus. «Letztlich funktioniert Schule, hier wie dort, gleich», sagt sie. Um dann doch zu relativieren, Unterricht gelinge auch mit wenig Material und mit einfachsten Mitteln. Mehr als Wandtafel und Kreide gibt es in Lupiro nicht. Papier ist Mangelware. Sie habe allen Kindern einen Bleistift geschenkt: «Sie hüteten ihn wie einen Schatz.» Oft habe der Unterricht im Freien stattgefunden, erzählt Peterhans. «Wir haben mit Kreide auf den Boden geschrieben, gerechnet und gezählt.» Kreativität sei gefragt. In Oberrohrdorf habe sie jeweils alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Die interaktive Wandtafel, den Visualizer. Nachdenklich meint sie, so viele Hilfsmittel könnten auch überfordern. Ihren Aufenthalt bezeichnet sie als «persönliche Weiterbildung». Interessiert zeigten sich aber auch die Lehrpersonen. Sie wollten wissen, wie Unterricht in der Schweiz funktioniert. Gewohnt sind sie autoritär geführten Frontalunterricht mit bis zu 50 Kindern und nun erzählte ihnen Peterhans von Unterricht in Gruppen, Unterricht im Kreis, auch von selbstständigem Lernen. Alle hätten ihre Anregungen sehr offen aufgenommen.
Mit den Kindern im Heim
Die «Moonlight Academy» besuchen Mädchen und Buben aus Lupiro und aus der nahen Umgebung; 25 Kinder leben im angegliederten Heim. Dort wohnte auch Franziska Peterhans. Sie ass mit den Angestellten und den Kindern die lokalen Gerichte: Reis, Mais (Ugali), Bohnen oder Süsskartoffelblätter. Sie erlebte Stromausfälle und musste oft auf die Dusche, die ihr als Gast zugestanden wurde, verzichten. Ein einziger Kessel Wasser musste dann zum Waschen genügen – so, wie den Meisten in der Schule und in Lupiro. Ein Einblick, der für Peterhans persönliche Bereicherung ist.
Heidi Hess