Kein Mann der grossen Worte
17.12.2021 Mägenwil, Region ReusstalMarin Leuthard war sozusagen ein Interimspräsident. Er blickt zurück auf die Zeit im Gemeinderat
Bescheiden, mit Stil und mit grosser Sachkompetenz stellte sich Marin Leuthard grossen Herausforderungen – als Ammann und als Gemeinderat.
Draussen wirbeln an diesem Tag ...
Marin Leuthard war sozusagen ein Interimspräsident. Er blickt zurück auf die Zeit im Gemeinderat
Bescheiden, mit Stil und mit grosser Sachkompetenz stellte sich Marin Leuthard grossen Herausforderungen – als Ammann und als Gemeinderat.
Draussen wirbeln an diesem Tag Schneeflocken durch die Luft, eine weisse Decke legt sich über das Land. Im Gemeindehaus ist alles dekoriert: Kugeln und Kerzen, eine grosse Tanne im Treppenhaus. Marin Leuthard, seit 2019 Gemeindeammann, sitzt in seinem Büro und lacht. Vieles hat er an seinem Amt geliebt: Besonders die Kontakte mit den Menschen, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern von Mägenwil. Aber auch die Gespräche und Verhandlungen mit Geschäftsinhabern, welche die im Ort ansässigen grossen Unternehmen führen. Sicher die Besuche bei Seniorinnen und Senioren, das Begrüssen der Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger. Und dann die Arbeit in den Kommissionen, natürlich die Zusammenarbeit im Gemeinderat oder mit anderen Gemeinden. Kontinuierlich hat er sein Netzwerk ausgebaut.
Grosse Affinität für Zahlen
Jetzt aber ist Marin Leuthard erleichtert, dass er das Amt seinem Nachfolger Peter Wiederkehr weitergeben kann. «Ich bin froh», sagt er. Und der Zeitpunkt stimmt. Denn als er 2015 für die CVP Mitglied der kommunalen Exekutive wurde, war für ihn gleichzeitig klar, dass er bis 70 im Gemeinderat mitarbeiten möchte. Dieses Alter hat Leuthard nun erreicht und freut sich auf die Zeit mit seiner Frau, seiner Familie, mit Freunden und Kollegen. Tennis wird er spielen und reisen. Sobald dies coronabedingt wieder einfacher wird, vor allem in Europa. «Auch eine Velotour ist geplant», sagt er.
Marin Leuthard brachte als Wirtschaftsprüfer und Unternehmensberater mit, was für dieses Amt keinesfalls zu unterschätzen ist: eine ausserordentliche Affinität für Zahlen. Schon während seiner Tätigkeit als Wirtschaftsprüfer in einem gesamtschweizerischen Unternehmen arbeitete er häufig für Gemeinden, prüfte deren Jahresrechnungen. Er selbst zählt das Jonglieren mit Zahlen zu seinen Kernkompetenzen. Als Berufsmann war er ausserdem beratend tätig, führte Verhandlungen und leitete Sitzungen. Das kam ihm zugute als Gemeinderat in Mägenwil, wo er zunächst für Bauthemen zuständig war. «Du bist ein bestens informierter und in seiner Arbeit sehr strukturierter Ratskollege, der seine Meinung auch hartnäckig zu verteidigen weiss», sagte in ihrer Laudatio Vizeammann Marlène Fehlmann. «Nicht stur, aber meinungsstabil.» Leuthard strukturierte komplexe Themen, setzte sie um und führte sie zu einem Ziel. So machte er es bei der Unterführung SBB-Schlaufe oder bei den Gestaltungs- und Erschliessungsplänen für den Dorfplatz neben der Doppelturnhalle, für den Bodenacher, die Sandfoore und zuletzt auch beim Wolfboden. Grosse Projekte innerhalb von wenigen Jahren.
Sachlich und mit Stil
Als Daniel Pfyl 2019 als Gemeindeammann zurücktrat, schien es für Marin Leuthard naheliegend im Gremium die Verantwortung zu übernehmen. Worauf er sich einliess, konnte niemand ahnen. Über zwei Jahre lang war Leuthard Ammann. Eine kurze Zeit, – in Mägenwil eine schwierige. Bereits nach wenigen Monaten im Amt stellte Corona die Gemeinden im ganzen Land vor Herausforderungen. Auch im Mägenwiler Gemeindehaus wurden Abläufe angepasst und neu organisiert. «Es gab eine Zeit lang nur noch virtuelle Sitzungen.»
Vor allem aber hatte Leuthard gleich zu Beginn personelle Herausforderungen zu meistern. «Probleme», meint er dazu, «kann man sich nicht aussuchen.» Er habe versucht, sie zu lösen, habe sich auch extern beraten lassen. «Dann habe ich meine Linie gemäss den gesetzlichen Vorgaben durchgezogen.» Man ist geneigt zu sagen, ohne grosse Worte, sachlich und mit Stil. Marin Leuthard selber sagt, das sei heute vorbei. Das Einvernehmen mit Bevölkerung und Vereinen bezeichnet der Ammann als «gut». So gut, dass die Mägenwilerinnen und Mägenwiler überraschten und mit grosser Mehrheit an der letzten Gmeind einen höheren Steuerfuss genehmigten.
Heidi Hess