Sie erschaffen ihre eigenen, kleinen Welten
17.12.2021 Stetten, Region ReusstalFamilie Grossniklaus macht jedes Jahr bei den Adventsfenstern des Frauenvereins mit. Dieses Jahr sogar mit zwei Fenstern
Die äusserst kreative Familie Grossniklaus denkt sich jedes Jahr wieder etwas Neues für das Stetter Adventsfenster aus. Vor allem die Kinder, die vorbeikommen, ...
Familie Grossniklaus macht jedes Jahr bei den Adventsfenstern des Frauenvereins mit. Dieses Jahr sogar mit zwei Fenstern
Die äusserst kreative Familie Grossniklaus denkt sich jedes Jahr wieder etwas Neues für das Stetter Adventsfenster aus. Vor allem die Kinder, die vorbeikommen, lieben die kleinen Welten, in denen sich meist etwas bewegen lässt.
Wir sind eine Bastlerfamilie und haben Freude an solchen Dingen», erzählt Benj Grossniklaus, der gelernter Schreiner und technischer Modellbauer ist. Der Allrounder hat viele Talente: Er schnitzt, malt Postkarten oder bastelt etwas für den Wikingerverein, den er vor zehn Jahren gegründet hat, und in dem auch seine Frau Corina aktiv ist. Wenn sie nicht gerade mit der vier Monate alten Njola oder dem vierjährigen Lijan beschäftigt ist, stickt oder webt die Informatikerin für ihr gemeinsames Hobby. Auch sonst haben die beiden eigentlich genug zu tun: «Im Moment gibt es viel zu tun im Haus», erzählt der 38-Jährige, der in Mellingen aufgewachsen ist. Da sei es schön, mal etwas anderes zu machen – wie zum Beispiel das Adventsfenster: «Wir finden alte Traditionen faszinierend», ergänzt er. Die Tradition der Adventsfenster kennt auch Corina, die ursprünglich aus Winterthur stammt: «Wir haben das in grösseren Dimensionen mit klassischem Drachenpapier gemacht», berichtet sie. Die mit der Mutter zusammen gebastelten Fenster seien dann im Schaufenster einer grossen Bank in Winterthur ausgestellt worden. Als sie im Stetter Mitteilungsblatt den Aufruf des Frauenvereins sahen, waren die beiden daher sofort Feuer und Flamme.
Jedes Jahr eine neue Idee
Seit 2017 wohnen die Grossniklaus’ in Stetten und sind seither jedes Jahr mit von der Partie. Heuer kreieren sie bereits ihr fünftes Adventsfenster. Im ersten Jahr begannen sie noch ganz klassisch mit einem Scherenschnitt auf Drachenpapier. Dann wurden die Installationen – anders kann man die kleinen Kunstwerke kaum bezeichnen – immer aufwendiger. «Meine Frau hat gesagt, es wäre doch cool, wenn sich etwas bewegt», erzählt Benj. So entstand 2018 eine winterliche Stadt mit Wichtelwerkstatt und einem Geschenke-Förderband, das sich dank Trafo und Elektroantrieb sogar automatisch bewegte. Noch ausgefeilter war 2019 die Wichtelwohnung mit selbst geschnitzten Figuren und einer Mini-Kinoleinwand, die sich, mit Hilfe einer Kurbel neben dem Fenster, beleuchten liess.
Auf diesem Schaukasten baut auch das diesjährige Adventsfenster auf, das aber noch viel mehr Details enthält als bisher: Zur Wichtelstube ist unter anderem eine Werkstatt mit zahllosen winzigen Werkzeugen und sogar eine Schnapsbrennerei dazugekommen – in Anlehnung an die ortsansässige Brennerei Humbel, wo die Familie in diesem Jahr Schnaps aus eigenen Zwetschgen brennen liess. Die Etiketten: natürlich handgemacht.
Das ganze Jahr etwas zu tun
«Ich bin das ganze Jahr ein bisschen am Schnitzen», erzählt der Familienvater. Wie lange sie für das Fenster gebraucht haben, können die beiden beim besten Willen nicht beantworten. Immer wieder seien neue Elemente dazugekommen. So wie das Miniatur-Adventsfenster, das beleuchtet wird, sobald man die Kurbel dreht, oder das Styropor-Schneegestöber, das auf Knopfdruck ausgelöst wird, und den kleinen Mäuschen um die Nase weht. Kein Wunder, dass auch in diesem Jahr bei der Enthüllung die Kinder Schlange standen, um einmal die Kurbel drehen zu dürfen und einen Blick auf die Miniaturwelt zu erhaschen. «Ich erschaffe gerne eigene Welten, auch wenn sie klein sind», fasst Benj Grossniklaus zusammen und gibt zu, ein wenig stolz auf sein Werk zu sein: «Wenn ich etwas mache, möchte ich es auch gerne zeigen.» Dazu hat Familie Grossniklaus dieses Jahr gleich zweimal Gelegenheit. Weil sich nämlich zu wenige Teilnehmer gemeldet haben, dürfen sie am 22. Dezember noch einmal ein Fenster enthüllen. Das soll zwar nicht ganz so aufwendig werden wie das aktuelle, aber es lohnt sich sicher, wieder in der Mellingerstrasse bei Familie Grossniklaus vorbeizuschauen.
Michael Lux