Steuerfuss rauf – Wasser 2035 bachab
07.12.2021 Mägenwil, Region ReusstalDie Gmeind fand am letzten Freitag statt. 72 Stimmberechtigte befanden über die Traktanden
Es gab viele Voten. Zum Verkauf des alten Schulhauses und vor allem zum Beitritt «Wasser 2035». Marin Leuthard gab an seiner letzten Gmeind nochmals alles. So stimmte der Souverän ...
Die Gmeind fand am letzten Freitag statt. 72 Stimmberechtigte befanden über die Traktanden
Es gab viele Voten. Zum Verkauf des alten Schulhauses und vor allem zum Beitritt «Wasser 2035». Marin Leuthard gab an seiner letzten Gmeind nochmals alles. So stimmte der Souverän auch der Steuerfusserhöhung um fünf Prozent zu.
Es war bereits im Vorfeld ein Leserbrief der FDP-Ortspartei im «Reussbote». Es war dementsprechend mit Widerstand gegen die Mitgliedschaft zum Projekt «Wasser 2035» zu rechnen. Und dem war so. Voten kamen nicht nur von der FDP, sondern auch von verschiedenen Bürgern. Bekanntlich soll das Projekt «Wasser 2035» künftigen Generationen Wasser in der Region sichern. Das mit einer Ringleitung, die vom äusserst ergiebigen Grundwasserpumpwerk Lenzhard II durch das Bünz- und Reusstal führt. Bereits haben 21 Gemeinden der Mitgliedschaft zur «Interkommunalen Anstalt Wasser 2035» zugestimmt. Mägenwil musste nun als zweitletzte Gemeinde über die Mitgliedschaft befinden. Der Souverän wies das Geschäft mit grossem Mehr zurück.
Keine genauen Fakten auf dem Tisch
Der ressortverantwortliche Gemeinderat Jack Roos sagt: «Es ist für Mägenwil der richtige Zeitpunkt, Wasser für die Zukunft zu sichern». Er führte aus, weshalb ein Beitritt zu Wasser 2035 wichtig ist. Vor allem in Spitzenzeiten sei die Kapazitätsgrenze bereits erreicht. Bisher bezieht die Gemeinde nebst Wasser aus eigenen Quellen auch Wasser von Othmarsingen und Birr. Zusätzlich besteht auch ein Wasserverbund mit Wohlenschwil. Das erste Votum kam aus der Landwirtschaft. Gefragt wurde unter anderem, ob die Preise für Wasser bei einem Beitritt nicht steigen, ob die erst vor sechs Jahren gebaute Verbindung zu Wohlenschwil weitergenutzt und weshalb nicht ein Verbund mit Othmarsingen gesucht werde? Diese hätten anscheinend genügend Wasser. Martin Schibli, Vertreter von Wasser 2035 und Geschäftsführer der Waldburger Ingenieure AG sagt: «Für die Landwirtschaft habe die Gemeinde zusätzlich Wasser reserviert. Die Anschlüsse würden sicherlich geprüft. Wir werden aber zuerst die Anstalt gründen und dann an das Technische gehen.» Auch Roger Brunner vermutet höhere Kosten nach dem Beitritt zum «riesigen Moloch». Ob da jede Gemeinde selbst pumpen müsse und ob nachfolgende Unterhaltskosten im Preis enthalten seien, wurde gefragt. Schibli sagt: «Es sind alle an möglichst günstigen Wasserpreisen interessiert.» Roos fügte an: «Der Preis wird im gleichen Bereich liegen, wie bisher.» Den Rückweisungsantrag stellte schliesslich Michael Umbricht, Präsident der FDP Mägenwil. Es sei nicht ersichtlich, welche Risiken, Chancen und Kosten mit einem Beitritt verbunden seien. Das müsse zuerst erörtert werden. Der Souverän stimmte dem Antrag mit 41 Ja-Stimmen zu 16 Nein-Stimmen zu.
Altes Schulhaus wird verkauft
Zum Traktandum Verkauf altes Schulhaus kamen ebenfalls mehrere Voten. Hier waren Emotionen im Spiel. So wurde unter anderem gefragt, weshalb die Gemeinde ohne Not ein historisches Gebäude im Dorfkern verkaufe und dann erst noch in ausländische Hände. Trotz der Voten stimmte der Souverän dem Verkauf des alten Schulhauses an Dr. Ecaterina Puricel, für 450 000 Fr., mit 39 Ja- zu 22 Nein-Stimmen zu. Der Buchgewinn ist bereits im Budget 2022 enthalten.
Überraschend wenig Voten gab es zur Steuerfusserhöhung von 108 auf 113 Prozent. Mit der Erhöhung sollen die Gemeindefinanzen, die durch hohe Investitionen für den Neu- und Umbau der Schule mit Doppelturnhalle gebeutelt sind, aufgebessert werden. Für eine zusätzliche Finanzspritze sollen künftig Zuzüger im Wolfboden und der Sandfoore sorgen, auch wenn die Überbauungen nicht so schnell realisiert wurden, wie der Gemeinderat annahm. Der Souverän sagte mit grossem Mehr Ja zum Budget 2022 mit einem Steuerfuss von 113 Prozent. Zusätzlich wurden zwei Kreditabrechnungen für die Sanierung Bärenrainweg und Sanierung Wasserleitungen gutgeheissen.
Unter «Verschiedenes» wurde zu vorgerückter Stunde Gemeindeammann Marin Leuthard verabschiedet. Er nahm für die von Marlène Fehlmann gehaltene Laudatio im Campingstuhl Platz. Leuthard war seit 2015 im Gemeinderat und seit 2019 Gemeindeammann. «Es hat mir sehr viel Spass bereitet im Gemeinderat zu sein. Während der Amtszeit wurde ich von verlässlichen Kollegen unterstützt», sagte Leuthard.
Debora Gattlen